Vom wunderbaren Blick in die Rhön schwärmte im Juni 2019 Johannes Linden, Chef der Pia Holding, bei der feierlichen Eröffnung des neuen Firmensitzes im Gewerbegebiet Altenberg von Bad Neustadt an der B279. Die rund 260 Angestellten des Industrie-Zulieferers für Automatisierungsprozesse und Fertigungsanlagen können den Ausblick zurzeit wohl nicht genießen. Denn bei der ehemaligen Preh-Tochter sind die Aussichten momentan eher trübe.
Stellenabbau im Gespräch
Nachdem schon im Jahr des Umzugs erste Meldungen über Einschnitte für die Beschäftigten Schlagzeilen machten, rückt der Industriezulieferer nun wieder in den Fokus. Bis zu 50 Arbeitsplätze könnten Sparplänen zum Opfer fallen. Mittelfristig könnte der Mitarbeiterstamm unter die 200er-Marke sinken.
Betriebsratschef Matthias Fuchs bestätigt, dass es Verhandlungen mit der Geschäftsführung über einen Stellenabbau gibt. "Die Gespräche sind aber noch ganz am Anfang, über Details kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen", so Fuchs. Klar sei jedoch, dass in den letzten Jahren einige Fehlentscheidungen getroffen worden seien, die zur Schieflage mit beigetragen hätten. Fuchs nennt eine fehleranfällige Software sowie eine Arbeitszeiterfassung, die immer wieder Probleme bereite. Abläufe seien geändert worden und Regularien eingeführt, die mit Schuld an der derzeitigen Schieflage seien.
Letztendlich habe man Aufträge und Kunden verloren. "Nun soll es über Einsparungen bei den Personalkosten ausgeglichen werden", klagt Fuchs. "Das Geschäft ist schwierig, aber nicht nur durch Corona", betont der Vertreter der Arbeitnehmerschaft bei Pia.
IG Metall: Bereits seit 2019 Probleme
2019 bereits hatte die IG Metall in einer Pressemitteilung über die Probleme berichtet, die sich seit der Ausgliederung aus dem Preh-Mutterhaus getürmt hätten. Die IG Metall hatte "nachhaltige Maßnahmen zur Unternehmensentwicklung" vermisst. Schon damals beklagte Betriebsratschef Fuchs die unnötige Änderung erprobter Arbeitsabläufe. Die Belegschaft müsse besser in die Optimierung von Arbeitsabläufen integriert werden, hießt es schon vor eineinhalb Jahren.
Im Februar 2020 trat bei Pia ein Ergänzungstarifvertrag in Kraft, der zwischen dem Verband der Bayerischen Metallindustrie und der IG Metall ausgehandelt worden war. Er gibt Unternehmen in Krisensituationen die Möglichkeit, vom Flächentarifvertrag abzuweichen. Darin ist eine wöchentliche Mehrarbeit von 2,5 Stunden ohne Lohnzusatz festgeschrieben. Nun steht auch das Weihnachts- und Urlaubsgeld zur Diskussion.
Ist ein Freiwilligenmodell im Gespräch?
Offensichtlich genügen die Maßnahmen der Geschäftsführung nicht und sie will an den Personalkosten weiter drehen. Ob das sozialverträglich geschehen kann oder betriebsbedingte Kündigungen anstehen, darüber kann Fuchs keine Aussagen machen. Offenbar ist aber auch ein Freiwilligenmodell im Gespräch. Auf Anfrage dieser Redaktion gab sich am Donnerstag Mit-Geschäftsführer Leonhard Schmidt bedeckt. "Es gibt Gespräche mit dem Betriebsrat, aber wir wollen diesen nicht vorgreifen bei diesem sensiblen Thema", so Schmidt, der zusammen mit Burkhard Fries in Bad Neustadt die Geschäfte bei Pia führt. Einen Termin, bis wann man mit einer Einigung rechnet, gebe es derzeit nicht.
In einem Interview auf der Pia-Internetseite spricht CEO Johannes Linden davon, "dass bereits ein Silberstreif am Horizont erkennbar ist. Aber es wird noch etwas dauern, bis sich die Weltwirtschaft endgültig stabilisiert." Das ist aber ein Satz für das globale Unternehmen. Für Bad Neustadt könnte es ganz anderes bedeuten.
Am Freitag gab es in Zusammenhang mit den Tarifverhandlungen auch bei Pia in Bad Neustadt einen Warnstreik, an dem etwa 75 Streikende teilnahmen. Dabei wiederholte Betriebsratschef Fuchs die Vorwürfe, Vorschläge für Verbesserungen durch die Belegschaft seien von der Geschäftsführung nicht angenommen worden. Er sprach von "vielen Fehlentscheidungen im Management". Nadine Knauff, Betriebsbetreuerin der IG Metall, zeigte sich entsetzt von den Vorstellungen der Arbeitgeber und den geforderten Lohnkürzungen. Daniel "Rossi" Rossmann vom Preh-Betriebsrat spielte Gitarre und sang unter anderem "Sünd und Schand, was in dem Laden los ist!"
Auch vor dem Preh-Werkstor an der Stadthalle waren am Freitagmorgen laut Polizei-Angabe 140 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für die IG-Metall-Forderungen in den neuen Tarifverhandlungen eingetreten. Gleiches gilt für Siemens, wo am Nachmittag vor dem Werkstor in der Industriestraße punktgenau 200 Streikende von Siemens, BSH und Gardner Denver dem IG-Metall-Aufruf gefolgt waren. Im Sinne der Hygienemaßnahmen hatte sich die Gewerkschaft für dezentrale Kundgebungen entschieden.
Pia Automation
www.piagroup.com
Schaut euch andere Branchen an und werdet demütiger. Eure fetten Jahre gehen zu Ende. Ihr wollt es nur noch nicht wahrhaben.
- Urlaub: Beschäftigte mit Metall-Tarifvertrag haben Anspruch auf 30 Tage, dazu gibt es rund 70 Prozent eines Monatseinkommens als Urlaubsgeld.
-Weihnachtsgeld erhalten 77 Prozent der Beschäftigten mit Tarif
- Altersteilzeit, Mit Tarifverträgen der IG Metall können viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Altersteilzeit gehen, zum Beispiel in der Metall- und Elektro- und in der Stahlindustrie mit ihren körperlich fordernden Berufen.
Da verstehe ich natürlich das demonstriert wird. Solche traumhafte Rahmenbedingen, würde ich auch nicht verlieren wollen!
Die Verteuerung der Arbeit, die Arbeitslosen nach jeder Runde und die Verlagerungen gehen allein auf ihr Konto!
Hier wird auf höchstem Niveau gejammert! Fragt mal die "Kollegen" in Hotelerie...oder Handwerk..und anderen Branchen auch!
Hallo China!