"Das erste hat nach sauren Gurken und modrigem Keller geschmeckt". Philipp Lurz gibt im Gespräch mit dieser Redaktion unumwunden zu, dass seine ersten zaghaften Versuche in Sachen Bierbrauen im Keller seines Hauses während der Pandemie gewaltig in die Hose gegangen sind. Der Gedanke, eigenen Gerstensaft herzustellen, kreiste schon lange im Kopf des 35 Jahre alten Familienvaters, der seine Brötchen als Manager der Gemeindeallianz Hofheimer Land verdient.
Den Gründungsmitgliedern aus Großbardorf geht es um mehr als nur ums Bier
Schließlich fand Lurz auch Gleichgesinnte in seinem Heimatort, mit denen er unlängst den Verein Gaumenfreunde Großbardorf gründete. Den 35 Mitgliedern geht es nämlich mehr als nur ums Bier. Vielmehr verstehen sie sich als Bewahrer der fränkischen Ess- und Trinkkultur. Das Bierbrauen sei nur das erste Projekt. Unter den Mitgliedern gibt es Hobbyköche, Landwirte und einen, der Wurst machen kann. Zudem besteht Kontakt zu den Jagdgenossen und dem Obst- und Gartenbauverein; und nicht zuletzt zu einem Braumeister, der sie berät.
Woher kam der anfängliche Fehlgeschmack beim Bierbrauen?
Aber der Reihe nach: Bis Lurz für sich herausgefunden hatte, woran es lag, dass seine Brauversuche zunächst im kulinarischen Fiasko endeten, dauerte es eine Weile. Dabei hatte er sich doch an Rezepte gehalten, die unter anderem in dem Buch standen, das ihm seine Frau geschenkt hatte. "Der Fehlgeschmack", wie er sagt, rühre ganz einfach vom Leitungswasser her, das in Großbardorf viel zu hart sei, um damit anständiges Bier zu brauen. Das Wasser habe einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Qualität.
Schließlich mischte er das Großbardorfer Wasser und später Brunnenwasser aus Kleinbardorf mit voll entsalztem Osmose-Wasser aus der Filteranlage seines Schwiegervaters. "Ab da hat das Bier angefangen zu schmecken", schmunzelt Lurz. Denn untergärige Lagerbiere, wie sie meist in Franken hergestellt werden, würden eben weiches Wasser verlangen.
Als Stützpunkt dient dem Verein ein ehemaliger Schlachtraum im Keller des früheren Hauses der Bäuerin. Der hat den Vorteil, dass er vom Boden bis zur Decke bereits gekachelt ist und hier nur kleinere Reparaturarbeiten anfallen. Auch den Nebenraum können die Gaumenfreunde nutzen, nachdem sich der Mann, der hier bis zuletzt noch Wurst hergestellt hat, bereit erklärte, das künftig zu Hause zu erledigen. Bis jetzt ging es für die Vereinsmitglieder vor allem um Aufräumarbeiten.
Genussscheine zum jährlichen Bezug von Bier
Bleibt natürlich noch die Finanzierung des Traums vom eigenen Bier. Gut 16.000 Euro ergab die Kalkulation zur Anschaffung einer Anlage, mit der man in einem Durchgang gut 200 Liter brauen kann. Drei dieser Stahlbehälter im gebrauchten Zustand besitzt der Verein samt der Brauanlage.
7000 Euro sollen zusammenkommen in Form von Genussscheinen, die zum Bezug von 2,5 Liter Bier im Jahr berechtigen, 3500 Euro beträgt die Mitgliedereinlage und 5500 Euro kommen als Zuschuss aus dem Regionalbudget der Grabfeldallianz, das heuer zum dritten Mal aufgelegt wird. Für eine Anlage dieser Größenordnung könne man auch leicht 100.000 Euro ausgeben, sagt Lurz allen, die sich über die Summen wundern.
Wann kann die Bevölkerung von Großbardorf das erste Mal das Hausbier trinken?
Wann die Einwohnerschaft von Großbardorf bei einem Fest zum ersten Mal in den Genuss des Hausbraubieres gelangt, steht noch in den Sternen. Zwei Braudurchgänge im Jahr sind allein zur Deckung des internen Bedarfs veranschlagt, erläutert Lurz. "Idealerweise sollten wir im Winter zum ersten Mal brauen", wünscht er sich.