Ein positiver Corona-Schnelltest und darauf folgt oft ein positives PCR-Ergebnis – diese Reihenfolge kennen momentan viele Rhön-Grabfelderinnen und Rhön-Grabfelder. Die hochinfektiöse Omikron-Variante des Coronavirus hat das ganze Land und auch den Landkreis im Griff. Die Folge: Teilweise fast 300 registrierte Neuinfektionen in Rhön-Grabfeld an einem einzigen Tag, so viele wie noch nie seit Ausbruch der Pandemie. Und dann gibt es Tage, da vermeldet das Robert Koch-Institut (RKI) keine einzige Neuinfektion – oftmals zum Wochenstart.
Es stellt sich die Frage: Stimmen die Zahlen aus Rhön-Grabfeld überhaupt? Von Landrat Thomas Habermann kommt hierzu im Rahmen eines Pressegesprächs ein klares "Ja". Man sei auf dem aktuellen Stand, alle bekannt gewordenen Fälle aus dem Landkreis gehen ihren vorgeschriebenen Weg an die Behörden und werden dann entsprechend veröffentlicht. An diesem Donnerstag waren es laut RKI 218 neue Corona-Fälle, der Inzidenzwert lag bei 1377,2. In den vergangenen sieben Tagen wurden insgesamt 1095 Neuinfektionen bekannt.
Eine immer höher werdende Bugwelle im Gesundheitsamt
Es handelt sich dabei zunächst um rein zahlenmäßige Meldungen von Neuinfektionen ohne Angaben von individuellen Daten des positiv Getesteten, also beispielsweise Alter, Impfstatus oder Vorerkrankungen. Diese Daten, die von den Behörden für ihre Statistik gefordert werden, muss das Gesundheitsamt erst erfragen. Und das kann angesichts der Flut an neuen Infektionen dauern. Deshalb baut sich momentan eine immer höhere Bugwelle im Gesundheitsamt auf, bis die Fälle inhaltlich komplett abgearbeitet werden können.
Zur Wahrheit gehört, dass aktuell nicht mehr jedes positive Testergebnis zeitnah im Gesundheitsamt aufschlägt und von dort aus weiter gemeldet werden kann. Beispiel Hausarzt: Von der Abnahme des PCR-Tests, bis der Laborbefund zurückkommt, kann es einige Tage dauern. Das positive Ergebnis landet so erst später beim Gesundheitsamt, in der RKI-Statistik wird der Fall auf den Tag zurückdatiert, an dem die Probe entnommen wurde. Zu Verzögerungen kann es auch kommen, wenn ein Einwohner aus Rhön-Grabfeld beispielsweise in Meiningen positiv getestet wurde.
Der Sonntag als eine Art "Ruhetag"
Wenn von Sonntag auf Montag oftmals eine "0" beim RKI aus Rhön-Grabfeld erscheint, dann gibt es also faktisch Fälle, die aufgrund der Meldeverzögerungen am Sonntag noch nicht bekannt sind. "Am Montagmorgen wird dann die Schleuse geöffnet und es sprudeln über die Meldesoftware DEMIS viele Fälle rein", beschreibt es Versorgungsarzt Dr. Helmut Klum. Das "Sprudel-Ergebnis" schlägt sich dann ab Dienstag nieder.
DEMIS ist ein elektronisches Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz, an das Labore und Ärzte ihre Infektionen melden. Das Gesundheitsamt hat zugewiesene Zugriffsrechte auf dieses System und erfährt so von den Corona-Fällen.
Wie verteilen sich die Infizierten auf den Landkreis?
Von der Theorie in die Praxis. Am Donnerstag (Stand: 12 Uhr) galten laut Landratsamt insgesamt 959 Rhön-Grabfelderinnen und Rhön-Grabfelder als infiziert. 13 davon befanden sich wegen ihrer Erkrankung in stationärer Behandlung.
Mit 162 gab es in Bad Neustadt weiterhin die meisten Infizierten, gefolgt von Mellrichstadt (126), Ostheim (53) und Bastheim (52). Mit lediglich drei Fällen lag Aubstadt am "positiven Ende" der Landkreis-Rangliste. Das Durchschnittsalter der positiv Getesteten betrug 35,2 Jahren.