
Mineralwasser aus der Flasche, das kommt für Julian Dytrt nicht in Frage: Der 29-Jährige ist der Herr über das Trinkwasser der Mellrichstädter Gruppe. Rund 10 000 Menschen, die jeden Tag den Wasserhahn aufdrehen, vertrauen dem Betriebsleiter und seinen Kollegen des Wasserwerkes in Mittelstreu. Dytrt ist von Beruf Wassermeister.

Vom Straßenbautechniker zum Wassermeister
Bis es aber soweit war, musste viel Wasser die Streu hinunterfließen. Der Oberstreuer absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Straßenwärter und schloss daran eine Ausbildung zum staatlich geprüften Straßenbautechniker in der Fachrichtung Tiefbau an, die er zusammen mit dem Meistertitel im Straßenbauerhandwerk abschloss.
2019 entschied er sich, beruflich andere Wege zu gehen und bildete sich zur Fachkraft für Wasserversorgung weiter. Zeitglich begann Dytrt die Meisterausbildung. Im Januar 2023 folgte die Prüfung zum Wassermeister und die Auszeichnung mit dem Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung.

Was macht eigentlich ein Wassermeister?
"Ich bin dafür verantwortlich, dass zu jeder Zeit Wasser in bester Qualität da ist", antwortet er auf die Frage, was ein Wassermeister eigentlich macht. Bei Baustellen packt Dytrt genauso mit an wie bei den regelmäßigen Bereitschaftsdiensten. "Bei uns muss jeder alles können - auch der Chef", sagt er mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
Regelmäßige Wasseruntersuchungen und Führungen von Gästen durch das sanierte Wasserwerk in Mittelstreu gehören genauso zu seinen Aufgaben wie Kontrollfahrten oder das Planen von Arbeitsabläufen. "Es ist der schönste Beruf, weil kein Tag gleich ist. Viele Dinge sind nicht vorhersehbar, das macht es so spannend", antwortet er auf die Frage, was ihm an seinem Job besonders gefällt.
Trinkwasser ist laut Julian Dytrt von "sehr guter" Qualität
Ein wichtiger Teil seiner planbaren Aufgaben ist das regelmäßige Ziehen von bakteriologischen und chemischen Proben des Trinkwassers. Angesprochen auf die Qualität des Trinkwassers, fasst er sichtlich zufrieden zusammen: "Sehr gut. Es gibt keine Probleme". In Deutschland sei es selbstverständlich, dass Wasser aus der Leitung einfach getrunken werden könne. Das, so Dytrt, gebe es nicht in vielen Ländern auf der Erde, wie auch mancher von Urlaubsreisen wisse. Wie zum Beweis nimmt er einen großen Schluck Leitungswasser. "Frischer geht es nicht!"
Und wie sieht es aktuell durch das Hochwasser aus? Kann es dadurch zu Verunreinigungen des Trinkwassers kommen? "Nein. Das wird alles engmaschig überwacht und es kann zu keiner Vermischung kommen. Uns beschäftigt gerade mehr der Frost", so Dytrt. Durch Frost geplatzte Wasserleitungen sind die häufigsten Ursachen für einen Wasserschaden.
Die wichtigsten Retter der Stadt – Polizei und Feuerwehr – haben natürlich Dytrts Nummer. "Ein größerer Rohrbruch wird häufig über die Polizei gemeldet." Da ist es praktisch, dass der 29-Jährige in seiner Freizeit stellvertretender Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Oberstreu ist. "Dadurch kennt man sich natürlich und die Dienstwege sind sehr kurz."
Große Notfälle sind Chefsache
Auch große Wassernotfälle, wie beispielsweise im Januar 2022, als es in der Mozartstraße in Mellrichstadt an einem Sonntagmorgen zu einem Wasserrohrbruch kam und über 600 Anwohner am oberen Hainberg auf dem Trockenen saßen, sind Chefsache. "Je größer, desto wichtiger ist die personelle Aufteilung zwischen Reparatur und Disponieren", sagt Dytrt. Für einen Wasserrohrbruch "gehört es sich" natürlich, dass er immer kurz vor Feierabend oder am Wochenende passiert, bestätigt Dytrt das gängige Klischee, dass Schäden häufig an Sonn- und Feiertagen auftreten.
Im Jahr muss das Wasserwerk-Team rund 60 Mal zu Rohrbrüchen ausrücken. Tendenz steigend. Grund für die Häufung der Rohrbrüche seien die alten Leitungen, so der Wassermeister. An einer Sanierung scheint kein Weg vorbei zu führen. Doch der Austausch von Rohren ist aufwendig und teuer. Ohne Förderprogramm sei das für die Gemeinden "nicht stemmbar".
Glücksfall und Herausforderung
Apropos Sanierung: Die Sanierungsmaßnahme am Wasserwerk in Mittelstreu wird dem Wassermeister noch lange in Erinnerung bleiben. Als Betriebsleiter hat Julian Dytrt den Bau begleitet. "Das war ein großer Glücksfall und eine riesige Herausforderung zugleich", erinnert sich Dytrt. Besonders eindrucksvoll war für ihn, dass die 50 Jahre alte Technik im laufenden Betrieb ausgetauscht wurde. "Das Wasser musste unter größtmöglichen Anstrengungen aufbereitet werden. Der Kunde sollte es nicht merken und das ist uns Dank dem Einsatz aller Beteiligten auch gelungen."