Der Grabfeld-Stern, das ambitionierte ÖPNV-Pilotprojekt für den östlichen Landkreis, ist von einem Schwarzen Loch verschlungen worden. Der Linienverkehr im Stunden-Takt mit ergänzenden Rufbussen, der die Grabfeld-Metropole Bad Königshofen zum Drehkreuz des ÖPNV machen sollte, ist Makulatur. Jetzt setzt der Landkreis ganz auf ein On-Demand-System, also Busse auf Zuruf und Vorbestellung.
Die Bilanz, die Landrat Thomas Habermann im Kreisausschuss für Verkehr über den ÖPNV zog, spricht für den Schwenk. Rund drei Millionen Euro Verlust macht der ÖPNV. Außerhalb der Schülerbeförderung sehen die Fahrgastzahlen mau aus. Ein besonderer Dorn im Auge ist dem Landrat die Linie "Der Coburger" zwischen Gersfeld und Coburg.
ÖPNV-Etat soll schrumpfen
"Wir müssen so schnell wie möglich aus der Linie aussteigen", 600.000 Euro Kosten jährlich für den Bus seien nicht zu rechtfertigen. Bis 2026 soll der Etat für den ÖPNV um zwei Millionen Euro schrumpfen. Helfen soll das Pilotprojekt "On-Demand-Verkehr im östlichen Grabfeld", dessen aktuellen Stand Julia Katzenberger vorstellte, bei der Kreisentwicklung zuständig für den ÖPNV.
Flexible Shuttle-Busse sollen ab dem 1. September 2023 auf Bestellung von den kleineren Ortschaften aus die Menschen nach Bad Königshofen bringen. Von dort aus kann es mit den größeren Linien nach Bad Neustadt weitergehen. Der Milzgrundbus oder der Coburger sind weitere Verlängerungs-Achsen.
Shuttle-Busse per App bestellen
Diese Shuttlebusse fahren nur auf Bestellung per App oder Telefon. Sie nutzen keinen festen Linienweg. Stattdessen fasst eine Dispositionssoftware die Fahrtwünsche zusammen. "Es wird nicht nur von regulären Haltestellen aus angefahren. Stattdessen sind auch zusätzliche virtuelle Haltestellen möglich", erläutert Katzenberger. Das erspart den Fahrgästen mitunter längere Wege zur nächsten Haltestelle.
Montags bis freitags von 6 bis 22 Uhr, wochenends und feiertags von 9 bis 22 Uhr soll man Busse buchen können, wobei diese Zeiten nicht in Stein gemeißelt sein müssen. Die Software optimiert die Fahrten entsprechend, damit Anschlussbusse in Bad Königshofen gut erreicht werden.
Nachbarlandkreise erst später einbinden
"Die Shuttles sind als Zubringer gedacht, die den Linienverkehr stärken", so Katzenberger in ihrer Präsentation vor dem Kreisausschuss. Eine Ausweitung auf Nachbarlandkreise sei denkbar, aus Hildburghausen und den Haßbergen seien bereits Anfragen gekommen. Allerdings war man sich im Gremium einig, damit erst einmal zu warten, denkbar sei eher der September 2024.
Im Vorgriff auf den zukünftigen Verkehrsverbund Mainfranken setzt man gemeinsam mit Nachbarlandkreisen auf eine identische Software sowie ein gemeinsam entwickeltes Marketingkonzept. Über eine App soll man Fahrten bis zu sieben Tage im Voraus buchen und bezahlen können. Für ältere Menschen soll auf jeden Fall die Anruf-Option beibehalten werden.
Keine festen Haltestellen mehr
Über eine Ausschreibung sollen zwei Kleinbusse, einer davon barrierefrei, plus ein Verstärkerfahrzeug im Taxi-Standard geordert werden. Das Pilotprojekt soll vier Jahre laufen. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sollen Bedarfshalte zum Beispiel an Friedhöfen, Cafés oder Vereinsheimen zusammenstellen, erklärte Katzenberger weiter.
Dazu gehört ein Förderantrag bei der Regierung von Unterfranken. Es winkt eine 70-prozentige Förderung im ersten Jahr, in Fünf-Prozent-Schritten geht diese dann jährlich zurück. Im Mai soll der Verkehrs-Ausschuss die Vergaben absegnen.
Hier fehlt schlicht und einfach der Blick aus Ganze und auf die Zukunft. Das ÖPNV an sich nie ein Gewinngeschäft werden wird, ist bekannt seit es diesen gibt, doch er gehört zur öffentlichen Daseinsvorsorge! Und genau jetzt sollte man den Blick erweitern und im Hinblick auf Energie und Ökologischen Themen ein generelles Umdenken anstreben.
Viel Erfolg dabei!