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Rhön-Grabfeld
ÖPNV: Es wird teuer, wenn der Grabfeld-Stern Nachwuchs bekommt
Der Grabfeld-Stern könnte ein Prestige-Projekt des ÖPNV werden. Der Zeitplan steht. Doch die Kosten werden happig, wenn der gesamte Landkreis einmal profitieren soll.
Blütenträume eines verbesserten ÖPNV können wahr werden, wenn der Landkreis Geld in die Hand nimmt. Der Grabfeldstern soll dafür schon 2022 das Pilotprojekt sein. Doch das Herzstück eines landkreisweiten Premium-ÖPNV wäre einmal der Busbahnhof in Bad Neustadt.
Foto: Gerhard Fischer | Blütenträume eines verbesserten ÖPNV können wahr werden, wenn der Landkreis Geld in die Hand nimmt. Der Grabfeldstern soll dafür schon 2022 das Pilotprojekt sein.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:26 Uhr

"Das ist keine Kleinigkeit. Im September müssen wir entscheiden, ob wir wollen und wenn ja, was oder wieviel wir wollen", mit diesen Worten fasste Landrat Thomas Habermann bei der Sitzung des Kreisausschusses für Verkehr zusammen, was das ÖPNV-Projekt Grabfeld-Stern für den Landkreis Rhön-Grabfeld bedeutet. Denn wenn das Pilotprojekt ein Erfolg wird, wird es über kurz oder lang auf den gesamten Landkreis ausgedehnt.

"Schon aus Gleichbehandlungsgründen", wie es der Landrat formulierte. Dann kann man die rund 1,5 Millionen Euro Kosten für eine Laufzeit von zwei Jahren Pi mal Daumen mal drei nehmen, wenn man die drei Altlandkreise in den Blick nimmt. Neue Busse, neue Linien, neue Haltestellen im gesamten Landkreis lassen den ambitionierten Charakter erahnen.

Sondersitzung des Kreistags denkbar

Im Juli soll es für die Kreisrätinnen und -Räte weitere Detailinformationen geben, die Fraktionen sollten beraten. "Denkbar ist dann im September eine Sondersitzung, denn ein so komplexes und schwieriges Thema kann man nicht in 20 Minuten abhandeln", so der Landrat.

ÖPNV: Es wird teuer, wenn der Grabfeld-Stern Nachwuchs bekommt

Wie weit das ÖPNV-Konzept schon gediehen ist, das ab Frühjahr 2022 die Orte des Grabfelds im Stundentakt sternförmig mit Bad Königshofen und seinem ZOB Tuchbleiche verknüpfen soll, erläuterte ausführlich Julia Katzenberger von der Kreisentwicklung, die mit ihrem Team am Konzept feilt und es jüngst auch bei der Grabfeld-Allianz vorstellte.

Drei Konzept-Elemente führte sie auf. Das eine betrifft bestehende Linien, die bereits verbessert wurden. Die zentrale Bad Neustädter Linie ist bereits auf einen Stundentakt angepasst, die Milzgrundlinie nahezu. Auf einen kundenfreundlichen Stundentakt werden 2022 die Schweinfurter Linie und die Südliche Neustädter Linie angepasst, die über Rheinfeldshof und Maria Bildhausen nach Großbardorf und weiter nach Bad Königshofen führt. Das wäre Element zwei. Kosten von zusammen rund 900 000 Euro sind für die beiden verbesserten Routen kalkuliert, abzüglich der Fahrkarteneinnahmen.

Grabfeldlinien und Stadtlinien als Neuerung

Das zentrale neue Element wären dann die neuen Grabfeldlinien sowie die Stadtlinien für Bad Königshofen selbst. Damit entstünde ein wirklicher Grabfeld-Stern. Drei neue Buslinien würden die Grabfeld-Gemeinden mit der zentralen Kurstadt verbinden. Eine Rote Buslinie könnte zwischen Sambachshof und Alsleben verkehren, eine Grüne Linie zwischen Serrfeld und Bad Königshofen, eine Blaue Linie zwischen Bundorf und Breitensee mit zentralem Halt wiederum in der Kurstadt. Ein Stundentakt und die Taktung mit den großen Linien nach Bad Neustadt, Schweinfurt oder Coburg soll gewährleistet sein, wie Julia Katzenberger darlegte.

Hinzu kommen drei Stadtlinien "Zentral, "Ost" und "West", die wiederum mit den Grabfeldlinien verknüpft sind und das Stadtgebiet vollständig erschließen. Am Beispiel einer Patientin aus Trappstadt wäre es möglich, in weniger als 30 Minuten beim Arzt zu sein und im Stundentakt wieder zurückzugelangen, wie Katzenberger den Mitgliedern des Kreisausschusses für Verkehr erläuterte.

Im März 2022 könnte es losgehen

Der erste Bus könnte am 1. März 2022 die Fahrt aufnehmen, die Projektlaufzeit würde Ende Juli 2024 enden, so Katzenberger. Denkbar ist es, das für Bad Neustadt und Mellrichstadt existierende Bus-Taxi-Angebot auch auf Bad Königshofen zu übertragen. Das Premium-Angebot Grabfeld-Stern sollte auch von einer Werbeagentur begleitet werden. Auch ehrenamtliche Lotsen, die noch unsicheren Bürgern Hilfestellung leisten, sind vorgesehen.

Was die Fahrtkosten betrifft, so bleibt es beim Wabentarif der Verkehrsgemeinschaft Rhön-Grabfeld (VRG). Das ist auch wichtig für die Zusammenführung mit dem Verkehrsverbund Mainfranken. Zwischen einer und vier Waben werden für eine Fahrt im Grabfeld pro Strecke nötig sein. Ein Sondertarif ist rechtlich nicht möglich, nur als temporäre Marketing-Maßnahme denkbar.

Gratis-Transport für Schüler?

In diesem Zusammenhang meldete sich der Grünen-Kreisrat Yatin Shah zu Wort. Er sprach sich für ein 365-Euro-Ticket aus, das ein Jahr Gültigkeit besitzt. Und für Schülerinnen und Schüler sprach er sich für ein Gratisticket aus. "Das werden die ÖPNV-Kunden von Morgen sein, sie müssen wir für den ÖPNV begeistern", so Shah, der sich sehr über die Weiterentwicklung der Pläne freute.

SPD-Kreisrat Egon Friedel hatte Bedenken zur Seniorenregelung von 65 Jahren. Es gebe Frührentner, die ebenfalls mit einer geringen Rente leben müssten. Landrat Thomas Habermann verwies auf die Schwierigkeiten, alle möglichen Gruppen sinnvoll mit einzubeziehen, in Hartz-IV-Sätzen sei eine ÖPNV-Pauschale einkalkuliert, eine Doppelsubvention nicht möglich. Von der Grünen-Kreisrätin Carmen Kronester kam noch die Anregung, auch Haltepunkte der Museumsbahn nach Fladungen in zukünftige Planungen mit einzubeziehen.

Freistaat soll mehr vom Defizit tragen

Landrat Habermann rief alle Fraktionen im Kreistag auf, bei ihren Landespolitikern dafür zu werben, dass der Defizit-Ausgleich im ÖPNV von derzeit 35 Prozent wieder auf das alte Niveau von 60 bis 70 Prozent angehoben wird. "Sonst kann der Richtungswechsel im ÖPNV nicht gelingen, der auch zur Einhaltung der Klimaziele beitragen soll", so der Landrat. "Hier müssen wir parteiübergreifend aktiv werden", sagte der Kreischef.

Julia Katzenberger erwähnte noch einige Neuvergaben und vor allem die Einführung einprägsamer Liniennamen, wie man es vom Coburger kennt, der zwischen Gersfeld und Coburg verkehrt. Lauertalbus, Salzforstbus oder Schweinfurter seien einprägsamere Begriffe statt bloßer Liniennummern.

 
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