zurück
Bad Königshofen
Grabfeld-Stern: Was bedeutet das neue Busnetz für den Osten
Die Vorüberlegungen gab es schon bei der Grabfeld-Allianz. Nun hat der Landkreis ein Konzept für den ÖPNV vorgelegt. Ein großer Wurf ist aber nicht umsonst zu haben.
Grabfeld-Stern: Was bedeutet das neue Busnetz für den Osten
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 17:49 Uhr

Bekommt das östliche Grabfeld seinen Stern? Die Chancen dafür stehen gut. Gemeint ist ein sternförmig von Bad Königshofen ausgehendes Netz an Busverbindungen, die die kleinen Ortschaften vor allem im östlichen Grabfeld an die Kurstadt anbinden, aber auch Verbindung schaffen nach Bad Neustadt und Schweinfurt.

"Grabfeld-Stern würde mir als Name gefallen", sagte Landrat Thomas Habermann im Kreisausschuss für Wirtschaft, Verkehr, Kultur und Tourismus. Der Projektname für das ÖPNV-Premiumprodukt lautet aber Grabfeld-Bus. Nachdem innerhalb der Grabfeldallianz schon recht detaillierte Vorschläge für ein solches Busnetz zusammengetragen wurden, hatte der Landkreis nun eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Dieter Stepner von der "kobra Nahverkehrsservice GmbH" aus Kassel stellte dem Kreisausschuss das Mobilitätskonzept für den Grabfeldbus-Sternverkehr vor. 

Was einen ÖPNV attraktiv macht

Zwar hätten sich die Nutzung des ÖPNV parallel zum Angebot seit 2010 in etwa verdoppelt, zurzeit stagniere aber das Publikumsinteresse und es gebe Potenzial nach oben. Stepner stellte maßgebliche Bedingungen vor, die erfüllt sein müssen für ein attraktives Netz. Alle Zeitlagen müssten abgedeckt werden, die für die Alltagsgestaltung wichtig sind, die Fußwege zur Haltestelle dürften nur wenige Hundert Meter betragen. Weiterhin müsse die Reisezeit konkurrenzfähig zum Pkw-Transport sein, die Anforderungen an die Barrierefreiheit müssten erfüllt werden und auch die Verbindung zu den Zentren Bad Neustadt und Schweinfurt müsse gegeben sein.

Anwendbar auf andere Landkreisstädte

Die Grundidee ist, die direkte Umgebung Bad Königshofens sternförmig zu erschließen. Dieses Muster könnte dann auch auf andere Städte des Landkreises wie Fladungen, Mellrichstadt oder Bischofsheim übertragen werden. Wichtig ist ein Stundentakt für die Attraktivität des Busnetzes, höchste Priorität habe dabei der Anschluss an die Linie 8304 nach Bad Neustadt. Auch die Linie 8170 von Bad Königshofen nach Schweinfurt könne - auf einen Stundentakt erhöht - in das Konzept eingebunden werden. Entsprechende Bemühungen gibt es bereits, wie der ÖPNV-Beauftragte des Landkreises, Ronald Ziegler, ergänzte.

Als Knotenpunkt des Netzes ist der ZOB Tuchbleiche angedacht, erläuterte Stepner den Kreisrätinnen und Kreisräten. Während der Arbeitskreis der Grabfeld-Allianz Neunsitzer-Busse favorisierte, um das neue Busnetz zu betrieben, bringt das Mobilitätskonzept auch Midi-Busse mit maximal 35 Plätzen ins Spiel. Vorteil der Neunsitzer wäre die Nutzung auch durch Personen mit entsprechender Fahrerlaubnis, je nach Budget sind Dieselfahrzeuge oder E-Busse denkbar. 

Einfach zu verstehendes System

Wichtig sei eine selbsterklärende Struktur der Linie. Über ein Farbsystem müssten die Linien unterscheidbar sein. Dazu müssten entweder die Busse selbst in entsprechender Farbe bemalt sein oder aber man greift auf ein farbiges Informationssystem zurück, das ebenfalls die Orientierung erleichtert. Stepner empfiehlt eine Schulung des Fahrpersonals, die über das Netz und die Tarife Auskunft geben könnten.

Die Fahrpläne an den Haltestellen könnten in digitaler Form angezeigt werden und dann zum Beispiel um Hinweise zu Veranstaltungen im Grabfeld oder ähnlichem ergänzt werden. Solche E-Paper-Displays seien mittlerweile sehr robust und sicher vor Vandalismus. Sie könnten auch über eine Vorlesefunktion verfügen und somit sehbehinderten Menschen helfen. Die Haltestellen sollten dann auch mit Fahrrad-Unterstellmöglichkeiten ausgestattet sein.

Der ZOB Tuchbleiche in Bad Königshofen ist als Zentrum des sternförmigen Buslinien-Angebotes für das östliche Grabfeld angedacht.
Foto: Hanns Friedrich | Der ZOB Tuchbleiche in Bad Königshofen ist als Zentrum des sternförmigen Buslinien-Angebotes für das östliche Grabfeld angedacht.

"Als ganz wichtig sehen wir so genannte Mobilitätslotsen an", erklärte Stepner vor dem Kreisausschuss. Das sind Menschen, die in den Ortschaften für dieses ÖPNV-Angebot werben, es erklären und möglicherweise Interessierte beim ersten Mal auch begleiten, um die Hemmschwelle zu überwinden vor einem solchen Angebot.

Ältere Menschen an das Angebot heranführen

"Das Angebot wäre eine super Sache, aber ich befürchte genau dies, dass ältere Menschen zurückschrecken und dann doch auf Kinder oder Enkel zurückgreifen", sagte zum Beispiel Kreisrat und Trappstädter Bürgermeister Michael Custodis. Eine jüngere Generation sei da eher bereit, ein solches Angebot zu nutzen. Sein Sulzfelder Bürgermeister-Kollege Jürgen Heusinger sah keine Bedenken und war begeistert von dem Konzept. Er war sich sicher, dass ein solches Angebot angenommen würde. Von Landrat Thomas Habermann bekam er Rückendeckung. "Wir müssen angebotsorientiert arbeiten, dann kommt auch die Nachfrage", so Habermann. Dies sei ein marktwirtschaftliches Prinzip. Heusinger kann sich einen Ausbau Stück für Stück vorstellen. Der Grabfeldbus können einen Wiedererkennungswert haben wie die Bad Neustädter Nessi-Linie, die sich ebenfalls erst über die Jahre zum Renner entwickelt habe.

Großbardorfs Bpürgermeister Josef Demar sah die Kosten als den "Pferdefuß" des Ganzen. Stepner hatte vorgerechnet, dass die Betriebskosten pro Jahr zwischen zwei und drei Millionen Euro lägen. Der Ausbau des Haltestellen-Netzes ist dabei noch nicht berücksichtigt. "Zeitgemäße Haltestellen mit Barrierefreiheit liegen bei etwa 12.500 Euro", gab der Fachmann eine Hausnummer mit. Allerdings: Der aktuelle Fördersatz des Freistaates liege bei 66 Prozent des anfallenden Defizits. Demar fragte, wie lange dieser Fördersatz gesichert sei. Habermann ging nicht davon aus, dass sich daran in den nächsten Jahren substanziell etwas ändere.

Zwischen Vorsicht und Euphorie

Aus der anderen Ecke des Landkreises kam großes Lob für das Konzept. "Das wäre auch sehr familienfreundlich, wenn Kinder in ländlichen Gebieten auf diese Weise zum Beispiel Freunde besuchen könnten", so der Ostheimer Bürgermeister Steffen Malzer (CSU). Für Egon Sturm (FW) aus Wegfurt ist es zwar wichtig, attraktive Angebote zu machen, gleichzeitig sei ein solches Projekt aber "ein riskanter Wechsel auf die Zukunft", zeigte er sich etwas zurückhaltender. Für Grünen-Kreisrat Karl Breitenbücher geht das Projekt in die richtige Richtung, das den Klimawandel im Blick habe und einen zukunftsfähigen Landkreis mitgestalte. Zupackend formulierte es auch Habermann: "Für den Erfolg braucht man Stürmer. Nur mit Verteidigern kann man keine Tore schießen", sah auch der Landrat die Sache optimistisch. Der Kreisausschuss sprach sich einstimmig für die Weiterverfolgung des Projekts aus.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Königshofen
Gerhard Fischer
CSU
Egon Sturm
Fahrpläne
Informationssysteme
Josef Demar
Jürgen Heusinger
Karl Breitenbücher
Michael Custodis
Freizeittipps und Ausflugsziele in der Rhön
Steffen Malzer
Thomas Habermann
Verkehr
Öffentlicher Nahverkehr
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • D. S.
    ...bitte beachten Sie den Fahrplanaushang.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten