Geht es am Ende dann doch wieder nur ums Geld? Ob die neuen Linien des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), die ab Januar 2022 im östlichen Grabfeld versuchsweise für zunächst vier Jahre eingerichtet werden, von der Bevölkerung angenommen werden, wird nicht zuletzt vom Fahrpreis abhängen. Das machten schon die Diskussionsbeiträge bei der Konzeptvorstellung des "Grabfeldstern" genannten Projekts durch Julia Katzenberger bei der Lenkungsgruppensitzung der Grabfeldallianz in der Milzgrundhalle in Irmelshausen deutlich. Gemäß dem von der ÖPNV-Koordinatorin genannten Beispiel würde eine Hin-und Rückfahrt von Serrfeld ins 16 Kilometer entfernte Bad Königshofen nach dem geltenden VRG Wabentarif 9 Euro kosten.
"Das ist viel zu teuer", machte der Höchheimer Gemeinderat Alfred Kilian deutlich, der dem Angebot unter diesen Umständen keine Erfolgsaussichten prophezeite. Niemand würde bei solchen Tarifen sein Auto stehen lassen. Kilian plädierte dafür, die Preise möglichst niedrig zu halten. Das Defizit müsse eh der Kreis zahlen, auch wenn die Busse leer fahren. Auch Wülfershausens Bürgermeister Wolfgang Seifert warnte vor zu hohen Tarifen, weil das einen schlechten Start nach sich ziehen würde. "Je billiger die Fahrt, desto mehr steigt die Kreisumlage für die Gemeinden", gab dagegen stellvertretender Landrat Josef Demar zu bedenken.
Bayerischer Staat kürzt die Mittel für Defizitfinanzierung
Vom bayerischen Staat ist wenig Hilfe zu erwarten, hat doch die Staatsregierung erst die Defizit-Zuschüsse für den ÖPNV von 60 auf 35 Prozent zusammengestrichen, wie Julia Katzenberger auf Nachfrage erklärte. Möglich wäre aber nach ihrer Meinung eine zeitlich begrenzte Tarifsubvention im Sinne eines Marketinginstruments, bei dem der Landkreis in Teilen auf eigene Einnahmen verzichtet. Daneben seien verbilligte Monats-oder Jahrestickets im Gespräch. Entschieden ist hier aber noch nichts. Nach weiteren Zuschussmöglichkeiten wird derzeit gesucht. Mit gut 15 000 Euro wird sich die Stadt Bad Königshofen, deren Busbahnhof Tuchbleiche der zentrale Anfahrort ist, am Stadtverkehr beteiligen, wie das auch jetzt schon der Fall ist.
Gegenwärtig liegt die Kostenkalkulation für die drei farblich (rot, blau und grün) gekennzeichneten Grabfeldlinien bei rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr. Insgesamt braucht man für die Linien 12 Fahrer oder Fahrerinnen und sechs sogenannte maximal zehn Meter lange Midibusse mit bis zu 35 Sitzplätzen. Weil es in dieser Klasse keine Hybridfahrzeuge gebe, wie Julia Katzenberger erklärte und Elektrobusse die Kosten erheblich erhöhen würden, will man auf die Dieseltechnik oder Busse mit Gas betriebenem Motor zurückgreifen.
Immer die gleichen Abfahrtszeiten
Geld soll auch in die einheitliche Gestaltung der Haltestellen, etwa durch farbliche Bodenmarkierung, fließen. Grundsätzlich sind für die Haltestellen aber die einzelnen Gemeinden zuständig. Und schließlich soll für die neuen Linien kräftig die Werbetrommel gerührt werden. Charakteristisch soll für die Linien sein, dass in den Ortschaften stündlich gleiche Abfahrtszeiten gelten und passende Umsteigeverbindungen von und nach Bad Neustadt, Schweinfurt, Coburg und auf die Stadtlinien geschaffen werden. Weiterhin ging die Referentin noch auf die auch für 2022 vorgesehene Verbesserung der Schweinfurter Linie und der südlichen Neustädter Linie auf einen Stundentakt ein.
Lenkungsgruppen-Sprecher Jürgen Heusinger hatte an die 2019 in einem Arbeitskreis entstandene Idee eines Pilotprojektes zur Verbesserung des ÖPNV im Grabfeld erinnert. Zufrieden zeigte er sich, dass die Wünsche beim Kreis ein offenes Ohr gefunden hätten. Es sei wichtig, jede Ortschaft im Ein- oder Zweistunden-Takt einzubinden.
Digitale Jobmeile geht Anfang Juli online
Nachdem die für Februar geplante Jobmeile wegen der Corona-Pandemie heuer ausfallen musste, hatte man in der Lenkungsgruppe beschlossen, quasi als Trostpflaster eine digitale Jobmeile anzubieten. Wie Allianz-Managerin Silvia Schmitt erläuterte, soll die Seite, auf der 50 Ausbildungsbetriebe zu finden sind und 70 verschiedene Ausbildungsberufe vorgestellt werden, Anfang Juni freigeschaltet werden. Mit Flyern, die unter anderem in Schulen verteilt werden, soll auf die digitale Broschüre auf der Allianz-Hompage hingewiesen werden.
Ein Buch mit Flurnamen und deren Bedeutung aus dem Altlandkreis will Kreisheimatpfleger Reinhold Albert herausbringen und darf dabei auf die Unterstützung der Allianz bauen, die wie bei andern Projekten zuvor, die Druckkosten und den Verkauf übernehmen will.