Als am Samstagabend die Glocken der evangelischen Kirche in Fladungen läuteten, riefen sie zu einem besonderen Gottesdienst. Vor der Kirche stand das "Herzenswunsch-Hospizmobil", mit dem der Bayerischen Roten Kreuz (BRK) Kreisverband Rhön-Grabfeld seit einem Jahr besondere Wünsche todkranker Menschen erfüllt. Mitarbeiter des Roten Kreuzes und Petra Fuchs, zuständig für den Sozialdienst im BRK, begleiteten Gabriele Schmitt in die kleine Kirche. Dort stand die Krankentrage neben dem Altar.
Familienangehörigen und Bekannte begleiteten die krebskranke Frau bei dem besonderen Erlebnis. Pfarrer Heiner Helm gestaltete gemeinsam mit seinem Vater Heinz Helm einen zu Herzen gehenden, beeindruckenden Gottesdienst mit Abendmahlsfeier.
Viele Gläubige feierten den Gottesdienst zusammen mit Gabriele Schmitt
Wie es zu diesem Gottesdienst kam, erzählte Heinz Helm: Gabriele Schmitt aus Willmars ist eine ehemalige Nachbarin seiner Frau. Zu ihr bestehen seit Jahren enge Verbindungen und so wussten Helms auch von der schweren Krankheit der Frau. Und davon, dass sie einen letzten Wunsch hatte: Sie wollte noch einmal einen Gottesdienst in ihrer Heimatkirche Fladungen mitfeiern.
Zugute kam ihr, dass zu diesem Zeitpunkt Heiner Helm, evangelischer Pfarrer in Uppsala in Schweden, zu Gast bei seiner Familie in Fladungen war. Sein Vater Heinz Helm ist Lektor in der evangelischen Kirchengemeinde und darf hier auch Gottesdienste zelebrieren, allerdings nicht mit Abendmahl. So kam es, dass er seinem Sohn Heiner von dem Herzenswunsch der Nachbarin berichtete.
Schnell stimmte der Pfarrer zu, einen Gottesdienst mit Abendmahlsfeier mit der Gemeinde und Gabriele Schmitt zu halten. Sein Vater übernahm den Lektorendienst. Pfarrer Heiner Helm freute sich besonders, dass zum Gottesdienst nicht nur Gabriele Schmitt und ihre Familienangehörigen kamen, sondern auch viele Gläubige, die an diesem Abend gemeinsam Gottesdienst feierten.
Pfarrer Heiner Helm: "Gott führt die Menschen von Dunkelheit ins Licht"
In den Mittelpunkt stellte der Pfarrer den Glauben an Gott. Er zitierte aus dem Epheserbrief, in dem der Apostel Paulus davon spricht, dass alle Getauften aus der Dunkelheit in Gottes Licht gekommen sind. Gott kenne die Höhen und Tiefen im Leben eines Menschen und so könne jeder aus Gottes Wort Kraft schöpfen. Pfarrer Heiner Helm: "Dass wir leben dürfen, ist ein Geschenk Gottes."
Er erinnere sich gerne an die Menschen, die ihn auf seinem Lebensweg begleitet haben. In seiner Ansprache ging er auf das Glaubensbekenntnis ein, das ihm, auch im Konfirmationsspruch, bis heute Kraft gebe. Als Jugendlicher sei er in der Kirche aktiv gewesen und habe eine echte, christliche Gemeinschaft erlebt, die ihn letztendlich zum Beruf des Pfarrers führte.
Den Gläubigen in der evangelischen Kirche in Fladungen sagte er, dass Gott jeden einzelnen mit Namen kenne, ebenso die Schicksale eines Lebens, auch die Gottverlassenheit sei ihm bekannt. Christus selbst habe ja diese Gottverlassenheit, die Schmerzen bei seinem Tod am Kreuz, erlebt: "Er kennt die Finsternis und hat sie auch überwunden, er ist das Licht der Welt."
BRK-Verantwortliche sind froh, den Wunsch noch erfüllt zu haben
Vor 20 Jahren wurde Heiner Helm Pfarrer. Für ihn sei es wichtig, den Menschen zu sagen, dass Gott sie von der Dunkelheit ins Licht führt. Im Epheserbrief habe Paulus geschrieben: "Steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten". Pfarrer Heiner Helm: "So führt er jeden von uns vom Tod zum Leben und damit zu Christus." Von Anfang an sei jeder ein Kind Gottes, aber auch in den Tod hineingeboren. Das besage auch der Paulus-Text, wo es heißt: "Früher wart ihr ganz von der Dunkelheit beherrscht, aber jetzt seid ihr durch eure enge Verbindung mit Jesus selbst zum Licht geworden."
Im Abendmahl empfange man Gottes Gnade, sagte Pfarrer Heiner Helm. Gerade auch im Hinblick auf den besonderen Gottesdienst und den Wunsch von Gabriele Schmitt. Jeder solle wissen, dass Gott den Tod überwunden hat, was jedem Menschen Hoffnung und Zuversicht geben könne. Am 7. August starb Gabriele Schmitt. "Das ist traurig, aber wir haben ihr doch noch ihren letzten Wunsch mit dem 'Herzenswunsch Hospizmobil' erfüllen können", sagt Petra Fuchs vom BRK Rhön-Grabfeld.