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Dettelbach/Mittelstreu
Mittelstreu: Wie sich der letzte Wunsch des schwerkranken Rudolf Pagel erfüllte
Mit dem ASB-Wünschewagen durfte der Mittelstreuer Rudolf Pagel zur Dettelbacher Wallfahrtskirche fahren. Die Fahrt war ein bewegendes Erlebnis für alle Beteiligten.
Ein für alle Beteiligten unvergesslicher Tag wurde vom ASB-Wünschewagen Franken für Rudolf (vorne) und Gudrun Pagel (rechts) aus Mittelstreu organisiert. Sie durften die Wallfahrtskirche „Maria im Sand“ in Dettelbach besuchen, wo sie von Pfarrer Uwe Hartmann (Zweiter von rechts) empfangen wurden. Begleitet wurde das Ehepaar von den ehrenamtlichen ASB-Mitarbeiterinnen Lucia Taschner und Julia Kraus (hinten von links).
Foto: Bildrechte: ASB Erlangen | Ein für alle Beteiligten unvergesslicher Tag wurde vom ASB-Wünschewagen Franken für Rudolf (vorne) und Gudrun Pagel (rechts) aus Mittelstreu organisiert.
Sabine Pagel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:40 Uhr

Einmal die Eisberge von Grönland sehen, einmal die Lieblingsband live sehen. Jeder von uns hat sicherlich einen besonderen Wunsch, der vielleicht auch im Laufe des Lebens in Erfüllung geht. Gerade hochbetagte oder schwerstkranke Menschen, deren Lebensende abzusehen ist, haben oft noch einen letzten Wunsch, dessen Umsetzung für Familie und Freunde aber meist nicht mehr zu bewerkstelligen ist.

In der Regel sind es bescheidene Wünsche: die Hochzeit der Enkelin erleben, einmal noch das Meer oder die Berge sehen. Hier treten die ehrenamtlichen Helfer des ASB-Wünschewagens in Erscheinung. Sie ermöglichen den Menschen einen unvergesslichen Tag. Auch Rudolf Pagel aus Mittelstreu hatte so einen Wunsch: einmal die Wallfahrtskirche "Maria im Sand" von Dettelbach zu besuchen. Anfang Oktober konnte ihm dieser Wunsch mit Hilfe des ASB-Wünschewagens Franken erfüllt werden. Für alle Beteiligten war dies ein sehr emotionaler Tag.

Sein großer Wunsch beschäftigte Rudolf Pagel sehr

Der 75-jährige Rudolf Pagel besuchte regelmäßig die Sonntags-Gottesdienste in der Kirche St. Johannes der Täufer seines Heimatortes Mittelstreu. Der letzte Familienausflug führte zur Wallfahrtskirche Mariabuchen bei Lohr am Main. Eine Krebserkrankung sowie die coronabedingten Einschränkungen erlaubten es ihm nicht mehr, den Gottesdienst in der Pfarrkirche zu besuchen. Über den katholischen Kirchensender "k-tv" sah sich Rudolf nun regelmäßig die Heilige Messe an. Besonders gefallen hatte ihm hier die Ausstrahlung aus der Wallfahrtskirche in Dettelbach.

Und wo früher am Samstagnachmittag die Zwischenstände der Fußballbundesliga über den Bildschirm flimmerten, lief nun um 16 Uhr k-tv. Einmal die Messe in der Dettelbacher Kirche zu besuchen, war sein Wunsch. Allerdings verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand seit dem Sommer zunehmend und es war der Familie nicht möglich, ihrem Vater diesen Wunsch zu erfüllen. Dass er nicht mehr nach Dettelbach fahren könnte, betrübte Rudolf doch sehr, wie er in den Gesprächen mit Pfarrer Thomas Menzel und auch Gemeindereferentin Michaela Köller äußerte. Aber oft hilft der Zufall mit.

Die Zeit drängte

Sohn Michael alias "Paula" ist Präsident der NES-KA-GE Bad Neustadt. Diese hatte im Frühjahr Orden und Zinnteller für einen guten Zweck gesammelt. Die Stockheimer Recyclingfirma BSH stockte den Erlös auf 3333,33 Euro auf und die Spende ging dem ASB-Wünschewagen Franken zu (wir berichteten). Bei der Spendenübergabe kam Michael Pagel mit Julian Knaup vom ASB ins Gespräch und erwähnte, dass er auch einen Kandidaten für den Wünschewagen in der Familie hätte. Allerdings äußerte er Bedenken, dass es vielleicht komisch sei, erst übergebe man eine Spende und im Gegenzug meldet man eine Wunschfahrt an.

Julian Knaup ermutigte "Paula" dazu, mit dem Wünschewagen Kontakt aufzunehmen. "Es wollte jemand, das Du vom Wünschewagen erfährst", waren seine Worte an Michael. Die Zeit drängte, da sich Rudolfs Gesundheitszustand fast täglich verschlechterte. Silke Tannhäuser vom ASB Erlangen setzte sich mit Pfarrer Uwe Hartmann in Dettelbach in Verbindung. Auch wenn er den Wünschewagen nicht kannte, so nahm er sich an seinem freien Tag gerne die Zeit und es wurde ein Besuch in Dettelbach für den 11. Oktober organisiert.

Zum Einzug das Hochzeitslied

Am Montagmittag des 11. Oktober kamen die ehrenamtlichen Wunscherfüllerinnen Lucia Taschner und Julia Kraus vom ASB aus Herzogenaurach nach Mittelstreu, um das Ehepaar Pagel abzuholen. Mit dem Wunscherfüllerwagen, der alle Kriterien eines Krankenwagens erfüllt, ging die Fahrt Richtung Dettelbach. Pfarrer Hartmann hatte für den Besuch extra Orgelspielerin Rita Selzam engagiert sowie kurzfristig auch den Trompeter Roland Gast gebeten, zu kommen.

Als der Wunscherfüller-Wagen in Dettelbach ankam, wurden das Ehepaar Pagel sowie die ASB-Mitarbeiterinnen von Pfarrer Hartmann begrüßt. Zum Einzug spielten Rita und Roland "So nimm denn meine Hände", das Rudolf und Gudrun damals auch bei ihrer Hochzeit in die Kirche begleitete. Pfarrer Hartmann erklärte die Kirche und man hielt eine kurze Andacht vor dem Gnadenbild der Muttergottes. Anschließend ging es in die benachbarte Gaststätte zu Kaffee und Kuchen. Im Gespräch erfuhr das Ehepaar Pagel, dass Pfarrer Hartmann auch Bekannte in der Rhön hatte.

Besonderes Erlebnis gab Rudolf und Gudrun Pagel viel Kraft

Einmal das Gnadenbild der Muttergottes in der Dettelbacher Wallfahrtskirche sehen, war ein letzter Wunsch von Rudolf Pagel aus Mittelstreu. Dieser Wunsch wurde ihm mit Hilfe des ASB-Wünschewagens erfüllt.
Foto: Bildrechte ASB Erlangen | Einmal das Gnadenbild der Muttergottes in der Dettelbacher Wallfahrtskirche sehen, war ein letzter Wunsch von Rudolf Pagel aus Mittelstreu. Dieser Wunsch wurde ihm mit Hilfe des ASB-Wünschewagens erfüllt.

Am Abend wurde ein erschöpfter, aber glücklicher Rudolf von seinen Kindern in Mittelstreu empfangen. Sein Ehefrau und er konnten in diesen Stunden viel Kraft für den noch vor ihnen liegenden Weg schöpfen. In den nächsten Tagen berichtete Rudolf gerne von seinem unvergesslichen Tag. Ob Pflegeschwestern, Hausarzt oder Nachbarn, jeder nahm Anteil an diesem besonderen Erlebnis.

Auch für Pfarrer Uwe Hartmann bleibt dieser Tag in Erinnerung. In seiner Predigt am darauffolgenden Samstag berichtete er den Gottesdienstbesuchern und k-tv-Zuschauern von Rudolfs Besuch in Dettelbach. Mit dieser Wunschfahrt habe man nicht nur Rudolf und seiner Gattin, sondern auch ihm ein besonderes Geschenk gemacht. In seiner Predigt schickte er herzliche Grüße nach Mittelstreu, wo das Ehepaar den Gottesdienst, wie jeden Samstag, live mitverfolgte. Die schwere Erkrankung von Rudolf forderte ihren Tribut. Rund eineinhalb Wochen nach seiner Wunschfahrt trat Rudolf Pagel schließlich seine allerletzte Reise an.

Nach einem, für alle Beteiligten, besonderen Tag brachte der ASB-Wünschewagen Franken Rudolf Pagel und seine Ehefrau Gudrun wieder zurück nach Mittelstreu, wo er von seinen Kindern und Familienangehörigen in Empfang genommen wurde.
Foto: Michael Pagel | Nach einem, für alle Beteiligten, besonderen Tag brachte der ASB-Wünschewagen Franken Rudolf Pagel und seine Ehefrau Gudrun wieder zurück nach Mittelstreu, wo er von seinen Kindern und Familienangehörigen in Empfang ...

Auch wenn Rudolf die Veröffentlichung seiner Geschichte nicht mehr erleben durfte, war es ihm ein Anliegen, seinen wunderbaren Tag mit anderen zu teilen. Gerade auch, um den Wünschewagen bekannter zu machen, damit anderen Schwerstkranken Wünsche erfüllt werden können. Die ASB-Wünschewagen haben deutschlandweit Standorte und werden nur durch Spenden finanziert. Die Wunscherfüller, die diese Fahrten durchführen, sind ehrenamtliche Mitarbeiter des ASB und tun dies in ihrer Freizeit.

Für seine Ehefrau Gudrun bleibt dieser Tag für immer unvergessen, da es auch der letzte gemeinsame Ausflug mit ihrem Ehemann war. Die ganze Familie Pagel bedankt sich beim Team rund um den ASB-Wünschewagen, die diesen Herzenswunsch ihres Vaters, Schwiegervaters und Opas ermöglichten.

Die Autorin dieses Textes, Sabine Pagel, ist die Schwiegertochter von Rudolf Pagel.

 
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