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Bad Neustadt
Neuschter Eiszeit: Wie Familie Griebel die Kufengaudi am Laufen hält
Geplant wird von Woche zu Woche, am Corona-Hygienekonzept wird regelmäßig nachjustiert. Wie viel Aufwand hinter dem Betrieb der Almhütten-Anlage auf dem Marktplatz von Bad Neustadt steckt.
Mit Optimismus vergeht einem das Lachen nicht. Johannes (links) und Florian Griebel betreiben die Eisbahn mit Almhütte. Die vierte Corona-Welle fordert größte Flexibilität. Eislaufende Kinder zum Beispiel aus Schulklassen freuen sich über den Schulsport der anderen Art.
Foto: Gerhard Fischer | Mit Optimismus vergeht einem das Lachen nicht. Johannes (links) und Florian Griebel betreiben die Eisbahn mit Almhütte. Die vierte Corona-Welle fordert größte Flexibilität.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:54 Uhr

Kinderlachen, Freudenschreie und glitzernde Eisflocken, die von bremsenden Schlittschuh-Kufen in die Luft geschleudert werden: Der Spaß ist perfekt an diesem grauen Vormittag für die Schülerinnen und Schüler einer Grundschule im Grabfeld. Der Sportunterricht ist auf die Neuschter Eisbahn verlegt. Die Corona-Sorgen der Erwachsenen sind weit weg.

Manfred Griebel und seine Söhne Florian und Johannes freuen sich über jedes Kinderlachen bei ihrer "Neuschter Eiszeit". Damit das in der vierten Welle der Corona-Pandemie möglich ist, sind gute Konzepte gefragt - und ein richtiger Riecher für die nächsten Beschlüsse. 

"Wir planen eigentlich von Woche zu Woche und freuen uns über jeden Tag, den wir geöffnet haben", sagt Manfred Griebel, der Seniorchef und Gründer der Neuschter Eiszeit. Das operative Tagesgeschäft haben mittlerweile die Söhne Johannes und Florian fest im Griff. Inmitten der vierten Corona-Welle ist das nicht leicht. Aber ein großer Optimismus strahlt doch aus den Gesichtern der Drei.

In drei Teile lässt sich auch das Eiszeit-Projekt gliedern: die Eisbahn, die vor allem die Kinder und Jugendlichen anlockt, die Almhütte mit Gastronomie und ganz besonderem Bretter-Flair sowie den Außenbereich für diejenigen, die an der frischen Luft einen dampfenden Glühwein genießen wollen.

Welche Corona-Regeln auf dem Gelände momentan gelten

Für alle Bereiche gelten spezielle Reglements, um einen vorschriftsgemäßen und sicheren Betrieb zu gewährleisten. Für die Eisbahn gilt: Mindestabstand und für Kinder unter 18 Jahren keine besonderen Einschränkungen. Alle anderen auf der Bahn müssen die 2G-Plus-Regel beachten. Man muss also geimpft oder genesen sein und zusätzlich einen aktuellen negativen Schnelltest vorweisen. "Das geht auch vor Ort, der Test ist dann aber nur auf unserer Anlage gültig", erklärt Manfred Griebel.

"Aber so ist es möglich, dass auch Erwachsene, zum Beispiel ein Vater oder eine Mutter, mit aufs Eis kann", so der Gastronom und Hotelier. "Eltern sind jetzt häufiger gefragt, denn viele Jugendlichen sind jetzt sozusagen als Solisten unterwegs", sagt Griebel. Corona hat auch alte Freundeskreise und Cliquen bei Jugendlichen aufgelöst. Auf der Eisbahn bemerkt man, was Corona nicht nur als Krankheit, sondern auch als Virus im Miteinander anrichten kann.

Absperrungen geschaffen wegen 2G

Die 2G-Regel gilt seit Samstag auch im Außenbereich. Nur Geimpfte und Genesene haben Zutritt, der am Eingang kontrolliert wird. Dafür wurden Absperrungen geschaffen, um 2G einhalten zu können. "Es gab vereinzelte Versuche, das zu umgehen, aber wir kontrollieren genau", macht Manfred Griebel klar. Auf dem Gelände wird auch stichprobenartig kontrolliert, ob wirklich jeder Gast sein Bändchen trägt.

So begann die 'Neuschter Eiszeit' unter dem Namen NES on ICE. 2006 zogen erstmals die Freunde des Eislaufens ihre Bahnen auf der Eisbahn. Sie war damals noch nicht überdacht, zum Unterstellen gab es ein kleines Partyzelt.
Foto: Anand Anders | So begann die "Neuschter Eiszeit" unter dem Namen NES on ICE. 2006 zogen erstmals die Freunde des Eislaufens ihre Bahnen auf der Eisbahn.

"Wir tragen die Beschränkungen voll mit. Auch wir wollen, dass die Inzidenz-Zahlen heruntergehen", sagt Manfred Griebel. Kritische Worte des Landrates Thomas Habermann vor wenigen Tagen, wonach auf dem Marktplatz "zu viel los" sei, sieht er nicht auf die "Neuschter Eiszeit" gemünzt. "Ich weiß, dass wir nicht damit gemeint waren. Wir arbeiten mit den Behörden eng und gut zusammen und stimmen uns immer wieder ab", sagt Griebel. In dieser Saison sei man auch immer einen Tick schneller als die offiziellen Verlautbarungen, was strengere Corona-Maßnahmen betreffe.

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Froh um jeden geöffneten Betriebstag

Bei der Familie Griebel und den rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beim Hütten- und Eisbahnbetrieb ist man um jeden Tag froh, an dem der Betrieb läuft. Die Erfahrung von 2020 sitzt noch im Nacken, als nach rund drei Wochen der Aufbauarbeit für das Areal vier Tage vor dem Startschuss der Lockdown ausgerufen wurde. Alle Vorarbeit war umsonst. "Natürlich spielt auch Geld eine Rolle, aber in solchen Momenten geraten auch die Emotionen in Schieflage", erinnert sich der Seniorchef. Etwas entspannter war man in diese Saison gestartet, nun fordert die vierte Welle ständiges Nachjustieren.

Eisbahn und Almhütte Bad Neustadt mit Johannes (links) und Florian Griebel.
Foto: Gerhard Fischer | Eisbahn und Almhütte Bad Neustadt mit Johannes (links) und Florian Griebel.

Es ist die 16. echte Saison der Neuschter Eisbahn im 17. Jahr des Bestehens. "Wenn man bedenkt, wie es angefangen hat: Eine nackte, kleine Eisbahn und drei kleine Buden, mehr war es nicht", denkt Manfred Griebel zurück. Ein Zubrot zum Hotelbetrieb, vor allem aber ein Lockmittel, um Menschen aus der Region in der Innenstadt mit ihren Geschäften zu halten, das war die Grundidee.

Stück für Stück wuchs das Projekt, aus einem fünf mal fünf Meter-Zelt zum Unterstellen wurde irgendwann die Almhütte. Seit einigen Jahren ist auch die Eisbahn überdacht. Nur jetzt unter Corona sind die Seitenwände geöffnet, um für viel Durchzug und noch rötere Bäckchen bei den Eisläuferinnen und Eisläufern zu sorgen.

Ein Motiv aus dem zweiten Betriebsjahr 2007.
Foto: Sonja Demmler | Ein Motiv aus dem zweiten Betriebsjahr 2007.

Heute ist das Areal aus der oft grauen Vorweihnachtszeit eigentlich nicht mehr wegzudenken. Als eine besondere Form des Mehrgenerationenhauses, wo sich kleine Kinder ebenso erfreuen wie Stammtische mit eher älteren Herrschaften, das macht den Reiz aus. "Kinder waren von Anfang an wichtig, auch im Almbetrieb, es ist ein Familienangebot", betont Griebel.

Keine besonderen Events wegen Corona

"Schnell beendet haben wir die Blasmusik am Sonntag nach zwei Terminen. Das sorgte für zu großes Gedränge, das wollten wir nicht", sagt Senior Griebel. Konzerte wurden von Anfang an nicht angesetzt, ebenso wenig eine Silvester-Öffnung. Auch die Trennung der verschiedenen Bereiche ist den Machern wichtig. Für die Almhütte gibt es eine eigene Toilette, alle anderen werden zu den öffentlichen Toiletten am Marktplatz gelenkt.

Am Equipment soll es nicht scheitern, um sich auf der Eisbahn austoben zu können.
Foto: Gerhard Fischer | Am Equipment soll es nicht scheitern, um sich auf der Eisbahn austoben zu können.

Immer wieder werde nachjustiert. Eine Arbeit, die auch all den anderen Kolleginnen und Kollegen im Gastronomie-Sektor der Region nicht erspart bleibe. "Was man bemerkt, das Ausgehverhalten hat sich verändert, die Menschen sind schon viel zurückhaltender", bemerkt Manfred Griebel. Eine Party-Hochburg ist die "Neuschter Eiszeit" also eher nicht. Das will wohl auch keiner bei dem Familienbetrieb unter diesen Bedingungen.

Aber ein Stück vorweihnachtlicher Normalität, ein wenig Geselligkeit, das will man den Menschen schon bieten. Für ein paar Runden auf dem Eis, für ein, zwei Tassen Glühwein soll Corona einmal nicht die Menschen und ihr Tun in der Region beherrschen.

 
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