
Als inspirierende Lektüre an langen Winterabenden oder lohnenswertes Geschenk unter den Weihnachtsbaum: passend hat jetzt der Fuldaer Parzeller-Verlag ein neues Wanderbuch über die Rhön veröffentlicht. Wie der Name des von Hans-Dieter Bieniek, Gerhard Schätzlein und Karin Kamp verfassten Werks schon beschreibt, führen alle der vorgestellten Touren in "Grenzland Rhön" entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze im Land der offenen Fernen.
Aber, es werden nicht nur Vorschläge für Wanderungen vorgestellt, es sind auch spannende Geschichten über Fluchten und Anekdoten aus dem Leben von hier stationierten Soldaten der DDR-Grenztruppen nachzulesen.
Politisch-historischer Wanderführer
Letztere sind authentisch, denn Hans-Dieter Bienieck musste einst selbst als Wehrpflichtiger seinen Dienst am ehemaligen Todesstreifen in der Rhön ableisten. Co-Autor Gerhard Schätzlein aus Willmars hat sich als Verfasser verschiedener Bücher über die deutsch-deutsche Grenze einen Namen als Kenner dieser Materie erworben.
Wie die Verfasser selbst zur Entstehung ihres Werkes erläutern, ist die Rhön nicht nur ein Wanderparadies, sondern war jahrzehntelang Schauplatz der deutschen Teilung. Mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung sei die Grenze an vielen Stellen kaum noch aufzuspüren. So habe man keinen weiteren klassischen Wanderführer durch die Rhön, sondern einen "politisch-historischen Wanderführer", auflegen wollen, der die faszinierende Landschaft im Dreiländereck zwischen Henneberg und Geisa beschreibt und dabei auch immer wieder auf die ehemalige innerdeutsche Grenze Bezug nimmt. Schließlich soll deren Unmenschlichkeit nicht in Vergessenheit geraten.
Touren von sechs bis 14 Kilometern Länge
Vorangestellt sind zunächst Informationen über die Entwicklung der Grenzanlagen, das Zusammenleben der Grenzsoldaten mit den Einheimischen oder die Arbeit der Stasi an der Grenze vorangestellt, bevor insgesamt elf Rundwanderrouten entlang des Grünen Bandes in der Rhön präsentiert werden. Mit sechs bis 14 Kilometern Länge sind sie für durchschnittlich geübte Wanderer gut zu bewältigen. Ergänzt wird jede der Wanderungen mit Berichten über Vorkommnisse, die sich am jeweiligen Abschnitt der Grenze ereignet haben und Einblicke in das Leben an der innerdeutschen Grenze vermitteln sollen. Dazu gehören auch gelungene und gescheiterte Fluchtversuche, die, so die Autoren, bislang unveröffentlicht waren.

Dabei ist den Verfassern die Gefahr bewusst, dass ihre Berichte von erfolgreichen Fluchten, den Eindruck von der Gefahrlosigkeit solcher Unternehmungen erwecken könnten, weshalb sie eigens darauf hinweisen, dass die meisten Versuche scheiterten und im Gefängnis oder im schlimmsten Fall sogar tödlich endeten.
Jeder Tourenvorschlag enthält eine ausführliche Wegbeschreibung mit Angaben zur Schwierigkeit, Gehzeit sowie Höhenangaben und ist mit aktuellen und historischen Fotos illustriert. Einziges Manko sind die Übersichtskarten, die für Ortsunkundige leider wenig aussagekräftig sind und nicht einmal den Verlauf der ehemaligen Grenze verdeutlichen. Dafür führt jeweils ein QR-Code zur Wander-App Koomot für Smartphones, was eine genauere Orientierung ermöglicht. Dennoch ist das Buch - vor allem für historisch interessierte Leser und Wanderfreunde - zu empfehlen.
Hans-Dieter Bieniek, Gerhard Schätzlein, Karin Kampf: "Grenzland Rhön, Wandern im Gestern und Heute". Erschienen im Parzellers Buchverlag, Fulda, 185 Seiten, 14 Euro, erhältlich im örtlichen Buchhandel.