
Mit 85 Jahren ist Gerhard Schätzlein noch immer einer der fleißigsten Autoren und Chronisten von Heimatliteratur und Grenzgeschichten im Landkreis. Am Sonntag feierte er seinen 85. Geburtstag mit Ehefrau Ingrid ganz bescheiden in seinem gemütlichen Eigenheim in Filke, unweit der Ruine Mauerschädel, durch die die bayerisch-thüringische Grenze verläuft. Die dramatische Geschichte dieser Grenze und das Leben diesseits und jenseits beschäftigt ihn schon seit Jahrzehnten.
Er ist inzwischen Herausgeber und Mitherausgeber von gut 20 Büchern seit seiner Pensionierung als Lehrer und Konrektor. Daneben hat er bei mehreren anderen Heimat- und Grenzgeschichtsbüchern als Koautor mitgewirkt, und viele Artikel für die Heimatjahrbücher des Landkreises, für die Lokalzeitungen und für Fachzeitschriften geschrieben. Er war und ist häufiger Gast in allen zugänglichen relevanten Archiven, hat ein eigenes Archiv zu Hause angelegt und hat viele Kontakte zu Zeitzeugen geknüpft. Viele seiner Bücher sind inzwischen vergriffen, etwa die Hälfte ist aber noch zu haben. Sein Buch über den Reichsarbeitsdienst in der Rhön wurde bereits in einer zweiten, erweiterten Neuauflage gedruckt.
Leidenschaftlicher Leichtathlet und Fußballer
Schätzleins Schriftstellerarbeit ging eine lange, fünf Jahrzehnte dauernde Ehrenamtskarriere voraus. In jungen Jahren als leidenschaftlicher Leichtathlet und Fußballer engagierte er sich bald in der Jugendarbeit des TSV Willmars und organisierte Sportfeste. In mehrfacher Hinsicht war er Vorreiter in den Bereichen Sport, Politik und Kultur. 1970 hatte er erstmals kreisweit Verantwortung übernommen, und zwar im Altlandkreis Mellrichstadt als Kreisjugendleiter der Bayerischen Sportjugend (BSJ). 1972, nach der Gebietsreform, war er zum ersten Kreisvorsitzenden der neu formierten BSJ Rhön-Grabfeld gewählt worden. Von 1977 bis 1981 war er dann Vorsitzender des Kreisjugendrings Rhön-Grabfeld. Deshalb hatte er nicht weiter als BSJ-Vorsitzender kandidiert, arbeitete aber ab 1979 als BSJ-Schriftführer weiter. 1983 folgte der Wechsel in die Kreisvorstandschaft des BLSV Rhön-Grabfeld (Bayerischer Landessportverband), dem er bis 2012 angehörte, anfangs als stellvertretender Kreisvorsitzender, in den letzten 13 Jahren als erster Seniorensportreferent. Auch als solcher hat er Pionierarbeit geleistet.
Für sein "herausragendes ehrenamtliches Engagement für den Sport" über fast vier Jahrzehnte hat Gerhard Schätzlein 2008 die "Ehrenmedaille und Ehrennadel des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus" in München verliehen bekommen und vom BLSV schon 2001 die höchstrangige Auszeichnung, die "Ehrennadel des BLSV in Gold mit Kranz".
Lange der einzige SPD-Bürgermeister des Landkreises
Schätzlein hatte auch in der Kommunalpolitik ehrenamtlich eindrucksvoll gewirkt. Das begann 1970 mit der Gründung des SPD-Ortsvereins Willmars, für den er als Schriftführer agierte und in den Gemeinderat gewählt wurde. Für die SPD war er von 1972 bis 1997 Abgeordneter des Kreistags und von 1981 bis 1996 ehrenamtlicher Bürgermeister von Willmars. Er war lange Zeit der einzige SPD-Bürgermeister des Landkreises.

Heute verläuft sein Leben ruhiger und ausgeglichener. Er hält sich körperlich fit mit täglichen Spaziergängen, Radfahren und Gartenarbeit. Er gehört einer sich wöchentlich treffenden Schafkopfrunde an. Er ist noch immer Mitglied bei allen Ortsvereinen. Bis zum Beginn der Pandemie waren er und Ehefrau Ingrid auch noch begeisterte Chorsänger. Sein Herz hängt noch immer an Sport, Kultur und Schriftstellerei. Politisch ist er auf der Höhe des Zeitgeschehens durch Lesen von Printmedien und online am Computer.
Buch über die ehemalige Pionierkompanie
Aktuell schreibt Schätzlein an einem Buch über die ehemalige Pionierkompanie Helmershausen, die in der Zeit von 1965 bis 1975 in der thüringischen Nachbargemeinde stationiert war. Sie war verantwortlich für Bau- und Sprengarbeiten am DDR-Todesstreifen, also für den Zaunbau, das Minenverlegen und -beseitigen, die Selbstschussanlagen-Montage und den Bau der Kolonnenwege entlang der Grenze. Ein paar ehemalige Kompaniemitglieder leben heute noch in Helmershausen.
Zum 85. Geburtstag gratulierten ihm seine beiden Töchter Karin (Hildesheim) und Christine (Frankfurt), die Schwiegersöhne, vier Enkel und ein Urenkel, sowie viele Freunde, Nachbarn, Wegbegleiter, Landrat Thomas Habermann im Namen des Landkreises, Bürgermeister Raimund Voss für die Gemeinde Willmars und die Vorsitzenden der Dorfvereine.