Die nächste Runde im Streit und die Entwaldung des Schwarzen Moores ist eingeläutet. Kontrahenten auf der einen Seite sind Landrat Thomas Habermann, Naturschutzbehörden und das Umweltministerium, die sich dafür einsetzen, den zunehmenden Baumbestand im Kernbereich des Moores entfernen zu lassen. Sie sehen durch die Bäume den Bestand und die Funktionsfähigkeit als CO2-Speicher eines der wichtigsten Hochmoore in Mitteleuropa bedroht. Auf der anderen Seite das Landwirtschaftsministerium, das in Bayern für den Bereich Forst und somit auch für das Moor zuständig ist. Hier erkennt man zum einen keine relevante Zunahme beim Bewuchs mit Bäumen und verweist zum andern auf den Status des Moores als langjähriges Naturwaldreservat, in dem jegliche Eingriffe untersagt sind.
Bereits im Sommer hat Habermann, der sich schon in der Vergangenheit vehement für die Entwaldung des Moores ausgesprochen hatte, einen erneuten Vorstoß unternommen, die Auseinandersetzung in seinem Sinn zu lösen. Wie er jetzt gegenüber dieser Redaktion erklärte, hat er Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber in einem Schreiben, das auch an die Bayerische Staatskanzlei sowie Umweltminister Thorsten Glauber ging und das inzwischen auch dieser Redaktion vorliegt, noch einmal die Problematik vorgestellt und die Staatsministerin gebeten, sich der Angelegenheit persönlich anzunehmen.
Landrat sieht dringenden Handlungsbedarf
Er habe die Ministerin darauf hingewiesen, dass dringender Handlungsbedarf bestehe, nachdem seit zehn Jahren keinerlei Fortschritte in der Angelegenheit erzielt werden konnten. Ganz offensichtlich seien die politischen Ränkespiele zulasten des Schwarzen Moores nur durch ein Eingreifen der Ministeriumsführung zu beenden, so Habermann. Er habe die Ministerin um eben dieses Eingreifen gebeten. Das Verhalten der Forstabteilung in ihrem Haus würde allen Bemühungen der Bayerischen Staatsregierung zum Klimaschutz widersprechen. Dass er auf sein Schreiben vom 19. Juli noch nicht einmal eine Antwort erhalten hat, bedauere er sehr, betonte Habermann nun.
Dass es in den vergangenen Monaten zumindest Gespräche zu dem Thema gegeben hat, bestätigte ein Sprecher des Umweltministeriums auf Anfrage dieser Redaktion: "Es gibt keinen neuen Sachstand. Die beiden Häuser befinden sich aktuell in Gesprächen, um zeitnah eine für alle Seiten gute Lösung zu finden." Etwas weitergehende Informationen hat der Landrat. Auch nach seinem Kenntnisstand hätten sich die Amtschefs der beiden Ministerien inzwischen mit der Thematik befasst und wollten sich um eine zeitnahe Lösung kümmern. Als Grundlage solle eine wissenschaftliche Stellungnahme dienen. Jedes Ministerium wolle nun einen Vorschlag machen, wer diese Studie erstellen soll.
Dabei wisse doch jeder, so der Habermann, dass Entbuschung der richtige Weg sei. Stellungnahmen von Wissenschaftlern belegten dies. Bei Naturschutz-Verantwortlichen auf örtlicher Ebene, bei der Regierung und sogar bei Vertretern der Staatsforsten herrsche darüber Übereinstimmung. Indem sie jetzt hohe Fördermittel für die Renaturierung für Moore bereitstelle, werde auch der entsprechende Wille der Staatsregierung deutlich.
Je später, desto schwieriger, desto teurer
Das Verhalten der Forstabteilung im Landwirtschaftsministerium lasse sich, so Habermann, rational nicht erklären. Wenn einem auf der Autobahn viele Autos entgegenkämen, müsse man sich doch mal fragen, wer da der Geisterfahrer sei, so sein etwas drastischer Vergleich.
Wer die Problematik nun wissenschaftlich bewerten wird, ist offensichtlich noch ungeklärt. Der Landkreis jedenfalls, so Habermann, habe dem Umweltministerium dafür die Succow-Stiftung vorgeschlagen, die sich unter anderem mit dem Thema Moorschutz auseinandersetzt. Der Stiftungsgründer und Träger des alternativen Nobelpreises, Professor Michael Succow, hat sich in der Vergangenheit bei Besuchen vor Ort bereits deutlich für eine Entbuschung des Schwarzes Moores ausgesprochen.
Bei all den Diskussionen ist für den Landrat aber nur eines wichtig. Entscheidend sei doch, wie er mehrfach betont, dass "wir endlich gut vorankommen" und das Schwarze Moor als CO2-Speicher wieder voll funktionsfähig wird. Das müsse zeitnah geschehen. Je länger es dauere, desto schwieriger, kostenintensiver und umweltschädlicher werde die Maßnahme.