"Das Schönste an meinem Beruf sind solche wunderbaren Außentermine." Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) zeigte sich bei seiner Rhön-Tour am Dienstag sichtlich beeindruckt von dem, was er bei seinem ersten Besuch im Schwarzen Moor gesehen hatte. Da war zum einen die Stimmung im Moor selbst, das sich - fast wie bestellt - in Nebel gehüllt präsentierte. Und da war die Stimmung der Besucher, denn die war bei Vertretern des Ministeriums, des Landkreises, der Regierung, der angrenzenden Kommunen, von Naturpark oder Forst sehr gelöst. Es wurde gewitzelt und es wurde viel gelacht.
Dabei gab es durchaus auch ernste Themen zu behandeln. Zunächst aber würdigte Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann bei seiner Begrüßung die Zusammenarbeit sowie die ideelle und materielle Unterstützung durch das Ministerium. Diese habe es möglich gemacht, dass im Bereich Naturschutz in der Rhön "sensationelle Arbeit" geleistet werde und das Biosphärenreservat im bundesweiten Vergleich ganz oben stehe.
Digital-Ranger kommt
Habermann sprach aber auch die aktuellen Probleme durch den sogenannte Overtourism an, also den massenhaften Ansturm von Besuchern auf die Naturschutzgebiete und die damit verbundenen, teils schwerwiegenden Verstöße gegen die Regeln dort. Aber auch hier gebe es nun Unterstützung aus dem Ministerium. Der Kreischef danke dem Minister für die Zusage zur Schaffung weiterer Rangerstellen. Dazu gehört auch ein in jüngerer Vergangenheit oft geforderter Digitalranger.
Auch bei einem zweiten, für das Schwarze Moor existenziellen Problem hatte der Umweltminister gute Nachrichten. Der Klimawandel und die damit verbundene Trockenheit setzen dem Moor zu. Verschärft wird das Austrocknen des Moores noch durch die zunehmende Zahl von Kiefern, die sich hier aufgrund von Stickstoffeinträgen immer weiter ausbreiten. Zwar seien sich vor Ort alle Verantwortlichen einig, diese Bäume zu entfernen, stellte Habermann das Problem vor. Allerdings werde eine Lösung aufgrund von rechtlichen Unklarheiten sowie Unstimmigkeiten zwischen dem Umweltministerium und dem für die Forstwirtschaft zuständigen Landwirtschaftsministerium blockiert. Mit seiner Bitte um Unterstützung traf Habermann beim Umweltminister auf offene Ohren. "Geben sie uns vier Wochen Zeit", versprach der hier eine schnelle Lösung.
Bei einem Rundgang konnte sich der Minister dann einen Eindruck vom 2,4 Kilometer langen Bohlensteg durch das Moor machen. Die entsprechenden Informationen dazu gab es vom zuständigen Geschäftsführer des Vereins Naturpark und Biosphärenreservat Rhön, Klaus Spitzl. Bei einem zufälligen Treffen mit Ranger Daniel Scheffler verschaffte sich der Minister auch einen Einblick über dessen Arbeit in Zeiten des coronabedingten Besucheransturms auf die Rhön. Schließlich konnte sich Thorsten Glauber dann auch über die Sanierung des Bohlenstegs informieren. Derzeit laufen die Arbeiten am letzten etwa 840 Meter langen Bauabschnitt. Mit ihrem Abschluss im Sommer ist der Rundweg dann komplett erneuert, wobei der Freistaat 90 Prozent der rund 725 000 Euro teuren Investition trägt.
Minister mit Vorschlaghammer
Nach einem Gespräch mit den Zimmerleuten vor Ort packte der Minister spontan einen Vorschlaghammer und fixierte mit wenigen Schlägen eine der Bohlen mit einem großen Nagel, was Landrat Thomas Habermann und weitere Teilnehmer an dem Rundgang zur Nachahmung motivierte. Für beste Stimmung sorgte dann Glaubers Parteikollege, der Landtagsabgeordnete Gerald Pittner. Der schaffte es, den Nagel zu verbiegen. Das wird ein Nachspiel haben. Denn mithilfe eines Brecheisens und Biosphärenreservats-Chef Michael Geier sicherte sich Landrat Habermann den "Pittner-Nagel" und kündigte an, ihn bei der Jahresschlusssitzung des Kreistags feierlich an den Namensgeber zu überreichen.
Auch wenn es trotz der launigen Werbung von Bayerns dienstältestem Bürgermeister Fridolin Link aus Zeitgründen nicht mehr für eine Bratwurst am Kiosk reichte, zog der Minister doch eine kurze Bilanz. In den 50 Jahren seit der Einrichtung des Ministeriums habe man gemeinsam mit der Rhön im Bereich Naturschutz eine lange gemeinsame Erfolgsgeschichte geschrieben. Dabei sei das Schwarze Moor nicht nur ein Beispiel für erfolgreichen Lebensraum- und Artenschutz, sondern auch ein Beispiel für eine geglückte Besucherlenkung. Das sei umso wichtiger, da der Moorschutz ein zentraler Baustein beim Klimaschutz in Bayern sei.
Letztlich zeigte sich der Minister so begeistert von der Rhön und dem Schwarzen Moor, dass er ankündigte, in den Tagen bis Pfingsten hier noch einmal alleine vorbeizukommen. Begleitet dann höchstens vom Landrat, der zuvor damit geworben hatte, dass das Naturerlebnis an einem frühen Morgen in der Langen Rhön eindrücklicher sei als ein Händedruck vom Papst.