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Eußenhausen/Bad Neustadt
Neue Hüfte oder Knie: Warum Patienten am Rhön-Klinikum mittlerweile viel schneller wieder auf die Beine kommen
Bewegung statt Bettruhe nach der OP. Am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt gilt neuerdings der "Pfad der raschen Genesung". Wie Patienten davon profitieren.
Direkt nach der Knie-Operation wieder in Bewegung: Patient Oswald Schmitt profitiert vom 'Pfad der  raschen Genesung'. Mit im Bild: Chefarzt Professor Andre Steinert und Physiotherapeut Simon Dömling.
Foto: Christian Hüther | Direkt nach der Knie-Operation wieder in Bewegung: Patient Oswald Schmitt profitiert vom "Pfad der  raschen Genesung". Mit im Bild: Chefarzt Professor Andre Steinert und Physiotherapeut Simon Dömling.
Christian Hüther
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:39 Uhr

Was wünscht man sich zum 70. Geburtstag? "Viel Gesundheit" ist eine beliebte Glückwunschformel. Gesundheit, das war auch das Stichwort für Oswald Schmitt aus Eußenhausen. Schon länger hat er mit Knieschmerzen zu kämpfen. Die konservativen Behandlungsmöglichkeiten beim Orthopäden waren irgendwann ausgeschöpft, mit den Schmerzen leben wollte er nicht. Er entschied sich letztlich für ein künstliches Kniegelenk und legte sich am Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt unters Messer.

Unmittelbar nach der Operation feierte Schmitt seinen 70. Geburtstag. Dass er nicht ausschließlich ans mit Luftballons dekorierte Krankenbett gefesselt war, liegt an einer neuen Behandlungsmethode: dem "Pfad der raschen Genesung".

Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt schneidet "alte Zöpfe" ab

Insgesamt drei Jahre lang arbeitete der Campus gemeinsam mit der Medizinfirma Braun daran, neue Abläufe zu definieren und zu etablieren. "Alte Zöpfe abschneiden", wie Professor Andre Steinert sagt. Er ist Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Schulterchirurgie und Endoprothetik am Bad Neustädter Klinikberg.

Nach der Übergabe des Zertifikats "EndoPro" gilt es nun, das neue Therapiekonzept, an dem verschiedene Abteilungen innerhalb des Krankenhauses beteiligt waren ("eine echte Teamleistung", Steinert), im Alltag mit Leben zu füllen.

Die Zeiten von strikter Bettruhe nach der Operation sind mittlerweile vorbei

Wie der Name der Methode vermuten lässt, soll die Patientin und der Patient nach dem Einsetzen eines künstlichen Knies oder einer Hüfte schneller wieder auf die Beine kommen. Noch am Operationstag sind vereinzelt schon wieder ein paar Schritte auf dem Gang möglich. Das war früher undenkbar, erinnert sich Physiotherapeut Simon Dömling an die Zeiten von strikter Bettruhe und ruhig gelagertem Bein nach dem Eingriff. 

Nun können Dömling und sein Team die Menschen besser und schneller behandeln. An einem speziellen Spiegel wird beispielsweise die Stoffwechselgymnastik betrieben. "Die Patienten sehen sich im Spiegel und bekommen gezeigt, wie sie die Übungen zu absolvieren haben", so Dömling. Sogar Treppensteigen steht schon recht früh wieder auf dem Therapieplan – als Vorbereitung und "Angstnehmer" für die Rückkehr nach Hause.

Was kann man sich unter der "Patientenschule" am Rhön-Klinikum vorstellen?

Was den Therapeuten ebenfalls hilft, ist die sogenannte "Patientenschule", die neuerdings am Rhön-Klinikum Campus angeboten wird. Patienten, die zeitnah operiert werden, drücken sozusagen im Vorfeld die Schulbank. "Wir erklären ihnen, was auf sie zukommt und zeigen ihnen beispielsweise schon vorab, wie sie die Gehstützen benutzen sollen", so Andre Steinert.

Gemeinsam mit einem Physiotherapeuten betreibt der Patient vor einem speziellen Spiegel die Stoffwechselgymnastik, um nach der Operation schnell wieder auf die Beine zu kommen.
Foto: Tom Bauer | Gemeinsam mit einem Physiotherapeuten betreibt der Patient vor einem speziellen Spiegel die Stoffwechselgymnastik, um nach der Operation schnell wieder auf die Beine zu kommen.

Für den Chefarzt steht die Patientenzufriedenheit an erster Stelle, als Begleiteffekt kommt dann die Schnelligkeit ins Spiel, wobei es nicht darum gehe, die Patienten so schnell wie möglich wieder zu entlassen. Dennoch: Statt drei Wochen stationärem Aufenthalt kann es jetzt mitunter schon nach rund einer Woche nach OP in die Reha-Behandlung gehen. 

Welche positiven Aspekte der "Pfad der raschen Genesung" für den Körper hat

Der Arzt beschreibt die positiven Aspekte, die der "Pfad der raschen Genesung" auf die körperliche Verfassung der Patienten hat: Es gibt weniger Komplikationen, Thrombosen, Blutverlust und Muskelschwund. Das liege unter anderem an Verbesserungen im Bereich der Anästhesie und Operationstechnik. Was bleibt, ist Wundschmerz oder ein Gelenkerguss. 

Gesteigerte Fallzahlen und Personalmangel

Ungefähr 700 endoprothetische Eingriffe gibt es pro Jahr am Rhön-Klinikum Campus. Die Fallzahlen sind in den vergangenen Jahren trotz der Corona-Einschränkungen gestiegen. 

Der Rhön-Klinikum Campus von Bad Neustadt gilt nun als EndoPro-Kompetenzzentrum. Über das Zertifikat freuen sich (von links) Sandra Henek (Geschäftsführende Direktorin), Professor Andre Steinert (Chefarzt), Simon Dömling (Physiotherapeut), Patient Oswald Schmitt und Christiane Mäder (Firma Braun).
Foto: Katrin Schmitt | Der Rhön-Klinikum Campus von Bad Neustadt gilt nun als EndoPro-Kompetenzzentrum. Über das Zertifikat freuen sich (von links) Sandra Henek (Geschäftsführende Direktorin), Professor Andre Steinert (Chefarzt), Simon ...

Oswald Schmitt hat die Entscheidung für das Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks bis heute jedenfalls nicht bereut. "Ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Im Gegensatz zu meinen Nierenkoliken war das Kindergeburtstag", sagt der Mann aus Eußenhausen, der mit seiner lebensbejahenden Einstellung beim Klinikpersonal für Eindruck gesorgt hat.

Das lag auch seinen flotten Sprüchen und Geschichten: Von der ungläubigen Schwägerin, die es gar nicht glauben konnte, dass Schmitt so schnell schon wieder fit sei. Oder von der Nachbarin, "die hat sich ein neues Knie machen lassen und war dann nach vier Wochen schon wieder im Kuhstall". 

 
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  • O. H.
    Das Rhönklinikum ist ja superschnell - solch Therapiekonzept gibt's im Schweinfurter Josefs KH schon einige Jahre - hieß mal Rapid Recovery, aus rechtlichen Gründen jetzt Fast Track.
    Bei drei Wochen Verweildauer ohne das "neue" Konzept frage ich mich, was da mit den Patienten getrieben wird - wobei man immer unterscheiden muss, ob man einen fitten Patienten elektiv operiert oder den 95jährigen Heimbewohner mit ner Schenkelhalsfraktur versorgt. Letzterer liegt sicherlich hier & da schon mal länger als ne Woche.
    Allerdings bezieht sich das Behandlungskonzept fast ausschließlich auf Elektivpatienten, und da suchen sich viele Kliniken die geeignetsten bzw fittesten Patienten aus.
    Wichtig ist, dass es keine "blutige Entlassung" gibt - siehe mal nach Werneck.

    Aber letztendlich hat NES weder den Stein der Weisen entdeckt, noch sind sie damit anderen voraus - wer sich wo versorgen lässt, bleibt weiterhin den meisten selbst überlassen.
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  • K. E.
    Schneller, noch mehr künstliche Gelenke einbauen. Eine neue lukrative Gewinnquelle für den Konzern. So kann man zudem Krankenkassen überzeugen Patienten schneller aus dem Krankenhaus zu schmeißen. Die Reha findet dann irgendwo statt, in einem Haus das den neuen Weg wahrscheinlich noch nicht mal kennt. Jeder Mensch ist ein Individuum, was bei einem gut ist kann beim anderen schlecht sein. Aber das ist genauso wie die Nachsorge vollkommen egal , der Gewinn steht im Vordergrund. Der Aktionär ist dankbar. Und ehe jetzt wieder das große Gezeter los geht, ich weiß wovon ich schreibe.
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  • G. Z.
    @Bürgerlehrling: Der Herr hier auf dem Bild scheint zufrieden. Die 20% unzufriedenen, sind das die vom Rhön-Klinikum oder "pauschal - allgemein" . Die mit dieser hier als "neu" vorgestellten Methode operierten können es dann doch noch gar nicht sein....Würde sagen, wir warten mal ab, wieviele nach der neuen Methode zufrieden sind und dann fragt die MP noch mal nach. Und Kompliment an den Patienten. Die meisten 60jährigen sehen nicht so fit aus, wie der Eußenhäuser ! Ich schätze mal, dass der jeden Tag die Schanz nauf und runner läuft.... Toll !
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  • G. G.
    Die MP wird gewiss keine repräsentative Befragung durchführen. Solange der Gesetzgeber hier das Gewinnstreben der Konzerne nicht limitiert, wird mehr als nötig operiert. Da ist das Verfahren egal. Unnötige invasive Eingriffe bzw. künstliche Prothesen im Körper braucht kein Mensch, aber die Geschäftsführer und Vorstände, um hohe Dividenden an die Aktionäre auszuschütten. Herr Schmitt wünsche ich weiter einen guten Heilungsprozess, aber er soll sich nicht zu Werbezwecken vom Asklepios-Konzern missbrauchen lassen.
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  • G. G.
    Es scheint bei Herrn Schmitt hilfreich gewesen zu sein, was aber nicht generell der Fall sein muss. Dass konservative Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, möchte ich generell mal in Frage stellen, da selbst medizinische Experten sagen, dass in Deutschland zu viele künstliche Gelenke eingesetzt werden. Es gibt neben den Orthopäden medizinische Nachbarbereiche, die nicht ausgeschöpft werden und private Betreiber wie Asklepios auch am Rhön-Campus, dem Gewinnstreben verpflichtet, mehr Gelenke "verbauen" als nötig. Aktuelle Zahlen belegen zudem 20% unzufriedene Patienten bei Kniegelenk-Prothesen.
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