
Auf 430 Seiten berichtet das Buch über das Entstehen des Arbeitsdienstes aus dem Erbe des Ersten Weltkriegs. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde der Arbeitsdienst eine staatliche und nationalsozialistische Einrichtung, die anfangs gerade die Lage der Bevölkerung in wirtschaftlich zurückgebliebenen Gebieten erfolgreich bekämpfte. Die Kriegstreiberei Hitlers machte den Reichsarbeitsdienst (RAD) der Männer ab 1938 zu einem Instrument der Kriegsvorbereitung und nach Kriegsbeginn zur Hilfstruppe für die Wehrmacht. Auch die Mädchen und Frauen, für die der Arbeitsdienst seit September 1939 verpflichtend wurde, mussten nun Kriegshilfsdienste leisten.
Das Buch beschreibt auch in der Zweitauflage eingehend die Lager der Arbeitsdienst-Abteilungen, der Männer und Frauen im Umkreis der Rhön mit ihrem Alltag, ihren Leistungen, mit ihrem Tagesablauf, ihren Festen und öffentlichen Auftritten. Neben intensiver Quellenauswertung in Archiven halfen weit über hundert ehemalige Arbeitsdienstleistende, ihre Nachfahren und Erben mit Briefen, Fotoalben Bildern und Berichten, die damalige Zeit eindringlich und eingehend nachzuerleben, berichtet der Autor und Heimatforscher Gerhard Schätzlein.
Was ist neu?
Bereits 2014 war die erste Auflage von 1000 Büchern vergriffen. Der ursprüngliche Verkaufspreis von 25 Euro hat sich auf momentan 48 Euro für ein gebrauchtes Exemplar erhöht. Viele Nachfragen und neues Material über die Männer- und Frauenabteilungen des Reichsarbeitsdienstes im Umkreis der Rhön machten nun eine stark erweiterte Neuauflage notwendig, erläutert Schätzlein. Die Neuauflage ist um 120 Seiten umfangreicher und kostet fünf Euro mehr.

Viele Bilder und Texte kamen als Ergänzung der bisherigen Texte dazu. Beispielsweise die Erinnerungen des Feldmeisters Robert Rhomberg in Königshofen. Aufgenommen in das neue Buch wurden auch die Erinnerungen von Karl Beck aus Regensburg. Er meldete sich freiwillig zum Arbeitsdienst, um sein Studium nicht unterbrechen zu müssen. Sein Einsatz erfolgte 1938 Wenigentaft (Wartburgkreis). Seiner verwitweten Mutter Marie und seinen beiden Brüdern berichtet er brieflich ausführlich vom Leben im neu errichteten, noch unfertigen RAD-Lager.
Siebloser Rundbrief
Zwölf Mädchen leisteten im Sommerhalbjahr 1938 im Lager Sieblos (Ortsteil von Poppenhausen/Rhön) ihren Arbeitsdienstpflicht ab. Sie stammten aus Hessen und Rheinland-Pfalz. Sie alle waren im Schlafsaal 2 des Maidenlagers untergebracht. Sie verstanden sich so gut, dass sie jährlich an Pfingsten ein Wiedersehenstreffen in Sieblos veranstalteten. Dazwischen hielten sie die Verbindung durch Rundbriefe aufrecht, die, in ein Poesiealbum eingetragen und immer erweitert, von Frau zu Frau geschickt wurden. Darin erzählten sie von ihrem Leben im Schatten des heraufziehenden Krieges, schwelgten aber auch in Erinnerungen an Sieblos.

Das Tagebuch der Lieselotte Nabenhauer haben Töchter und Schwiegersohn bewahrt und aufgeschrieben. Es liest sich wie ein Entwicklungsroman und gibt wertvolle Einblicke in die Denkweise der damaligen Zeit, geprägt von Pflichterfüllung, Sendungsbewusstsein und Ehrgeiz.
Der Einsatz des RAD in Südfrankreich
Ein noch nicht aufgeschlagenes Kapitel des Zweiten Weltkrieges ist der Einsatz des Reichsarbeitsdienstes in Südfrankreich: Nach der Landung der Alliierten in Nordfrankreich und dem darauffolgenden Untergang des Afrikakorps in Nordafrika wurde die Gefahr einer alliierten Landung in Südfrankreich akut. Deshalb wurde „für den feldmäßigen Ausbau der Verteidigungsanlagen an der Mittelmeerküste ein verstärkter Einsatz vom RAD vorgesehen“, erklärt Schätzlein. Über 50 RAD-Abteilungen vor allem aus ganz Franken wurden eiligst nach Südfrankreich kommandiert.

In Wort und Bild wird dieser Einsatz von Toni Kandsberger aus Oberelsbach, seinem Arbeitsführer Paeselt und von August Landgraf aus Willmars dokumentiert. Letztendlich konnte der Einsatz des Reichsarbeitsdienstes, der im Oktober 1943 endete, nichts mehr am absehbaren Zusammenbruch der Wehrmacht ändern.
Das Buch "Gerhard Schätzlein: Der Reichsarbeitsdienst in der Rhön von 1932 bis 1945 mit allen Arbeitslagern in der fränkischen, hessischen und thüringischen Rhön und ihrem Umkreis. 2. überarbeitete und stark erweiterte Auflage" kommt laut Autor am 12. Dezember in den Handel.