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Sondheim/Grabfeld
Nach Stationen in Metropolen wie New York und Berlin hat Sabine Bach einen Ankerpunkt in der Rhön gefunden
Neu im Landkreis Rhön-Grabfeld: Sabine Bachs Lebensweg ist geprägt von der Lust nach Veränderung. Wie ihre Erfahrungen in der Welt sie dann doch in die Rhön führten.
Sabine Bach hat viel von der Welt gesehen und ist nach wie vor verliebt in ihren Dreiseithof aus dem 17. Jahrhundert auf dem Land.
Foto: Leander Härter | Sabine Bach hat viel von der Welt gesehen und ist nach wie vor verliebt in ihren Dreiseithof aus dem 17. Jahrhundert auf dem Land.
Leander Härter
 |  aktualisiert: 14.04.2024 02:43 Uhr

Sabine Bach, Jahrgang 1965, lebt seit vier Jahren in Sondheim im Grabfeld. Als Jugendliche war es ihr in der Rhön irgendwann zu eng und sie wollte raus. Sabine hat die Welt gesehen. Stationen waren New York und Berlin. Vor vier Jahren ist sie zurückgekommen in die Rhön und nach wie vor schwer verliebt in ihren Dreiseithof aus dem 17. Jahrhundert.

Frage: Sabine, wie oft sind Sie schon umgezogen?

Sabina Bach: Geschätzte 27 Mal. Davon aber auch einige Male innerhalb einer Stadt.

Wohin ging denn Ihr erster Umzug?

Bach: Das war von Bad Neustadt nach Neuendettelsau. Mit 17 hatte ich genug von der Schule und der Region und nach der 10. Klasse Gymnasium auch die Mittlere Reife in der Tasche, wollte unbedingt weg und etwas Sinnvolles machen. Ich hatte schon während meiner Schulzeit ein einwöchiges Praktikum in Neuendettelsau absolviert. Das hat mir gefallen, weil die Arbeit mit behinderten Menschen eine gesellschaftlich relevante Arbeit für mich war und ist. Deshalb habe ich mir das bewusst ausgesucht und war dann für zwei Jahre dort als Sozialpraktikantin.

Warum hat es Sie denn von hier weggezogen?

Bach: Mir war hier alles zu klein, zu spießig, zu abgeschieden. Das war die Zeit, Anfang der 80er Jahre. Mit den ganzen Gegebenheiten, der Abgeschiedenheit, die die Grenze damals mit sich gebracht hat. Ich war, wie viele andere auch, im ganzen Landkreis unterwegs in der Region, in den Discos in Ostheim, Münnerstadt, Burglauer, Kleinbardorf. Aber es war mir hier irgendwann zu eng und ich wollte raus.

Neuendettelsau ist jetzt aber auch nicht der Nabel der Welt.

Bach: Das stimmt, aber ich war dort das erste Mal ohne Familie mehr oder weniger für mich selbst verantwortlich, hatte dort eine sehr prägende Zeit und habe viel bei meiner Arbeit vom Leben für mein Leben gelernt. Nach den zwei Jahren begann ich dann mit einer Erzieherausbildung, war zwei Jahre in der Fachakademie in Schweinfurt, holte mein Abitur nach und absolvierte im Anschluss ein einjähriges Berufspraktikum und weitere drei Jahre als Erzieherin in einem Internat für blinde und sehbehindert Menschen in Nürnberg.

Da waren Sie ja schon ganz schön unterwegs.

Bach: Und es ging auch so weiter. Von Nürnberg ging es weiter nach Augsburg. Dort habe ich auch wieder mit körperlich behinderten Jugendlichen gearbeitet. Dann kam der Punkt, an dem ich gemerkt habe, dass ich doch noch Vieles und Neues ausprobieren möchte. Ich habe unterschiedliche Jobs gehabt, auch eine Modell-Ausbildung gemacht, mich in einen in New York lebenden Modefotografen verliebt und bin auch dorthin gezogen.

Und wie war das Leben in New York?

Bach: Wir lebten in einer WG in Manhattan. Es war damals alles noch sehr aufregend und hat mich sehr beeindruckt. Die Größe, das Gefühl in dieser - für mich Landei - unfassbar großen und damals noch gefährlichen Stadt. Aber auch hier kam nach eineinhalb Jahren der Punkt, an dem es genug war. Das Leben war schon Anfang der 90er Jahre sehr teuer dort, ich hatte kein dauerhaftes Visum und damit auch keine Perspektive dort zu bleiben. So bin ich wieder zurück nach Augsburg.

Warum nicht zurück nach Bad Neustadt?

Bach: Das war für mich überhaupt keine Option damals. Ich wollte gerade nach der Zeit in New York weiterhin Freiheit spüren. Das habe ich überhaupt nicht mit hier verbunden. In Augsburg hatte ich auch noch Freunde in einer WG. Dort bin ich eingezogen, wollte eigentlich Soziale Arbeit studieren, habe aber dann doch wieder ein für mich spannenderes Angebot bekommen und war dann über drei Jahre Geschäftsführerin eines Möbelgeschäftes.

Und wann kam dann der nächste Umzug?

Bach: 1997 bin ich mit meinem zweiten Mann und den Kindern nach München gezogen. Dort habe ich dann nach der Elternzeit wieder eine Beschäftigung angefangen. Diesmal als Assistenz der Geschäftsführung in einem Büro für Unternehmenskommunikation. Damals wieder ein ganz neuer Bereich für mich.

Wie sind Sie zur Malerei gekommen?

Bach: Ich war 1992 mit einer Freundin auf Lanzarote im Urlaub. Sie studierte damals Kunst in Köln und hatte Ölkreide und Blöcke dabei. Ich habe einfach ausprobiert etwas zu malen und bin dabei geblieben. 2003 zog ich mit meinem Mann in seine Heimatstadt nach Donauwörth, von wo aus ich weiterhin in der Unternehmenskommunikation gearbeitet habe. Dort mietete ich aber dann mein erstes, eigenes Atelier und habe mich als freischaffende Künstlerin selbstständig gemacht.

Wie war der Wechsel von München nach Donauwörth?

Bach: Donauwörth hat mich an Bad Neustadt erinnert. Es hat eine sehr hübsche Altstadt, wir hatten ein nettes Umfeld, eine schöne Wohnung mitten in der Stadt, sogar mit Garten. Mir hat es dort sehr gut gefallen, ich konnte mich als Künstlerin etablieren, eigene Ausstellungen zeigen, habe mich dort ein paar Jahre sehr wohlgefühlt.

 Wie viele Umzüge fehlen dann noch bis nach Sondheim?

Bach: Zwei. Mein Mann hat ein Jobangebot in Berlin bekommen, so sind wir 2010 nach Pankow gezogen. Ich habe von dort aus weiter in der PR-Agentur gearbeitet und wie in Donauwörth ein Atelier eröffnet und gemalt. Von Pankow sind wir dann noch in das umtriebige Szeneviertel Friedrichshain umgezogen. Berlin gab und gibt mir – ganz ähnlich wie New York – immer das Gefühl, frei zu sein. Mit der Zeit hat sich die Stadt allerdings verändert. Gefühlt wurden die Wege ins Grün immer länger, die Parks immer dreckiger und es hat mir immer weniger Freude bereitet, dauerhaft dort zu leben.

Das heißt, die nächste Veränderung stand bevor?

Bach: Veränderungen finde ich sehr gut. Ich mag Veränderungen. Eigentlich war der ursprüngliche Plan, in Berlin zu bleiben und ein Refugium für das Wochenende zu finden. Wir haben intensiv in der Umgebung Berlins gesucht, waren in Brandenburg oder auch Richtung Ostsee unterwegs, haben aber nichts Passendes gefunden.

Und wie kam es dann zum Plan B Rhön-Grabfeld?

Bach: Das war für mich eigentlich Plan F. Wir waren schon immer wieder zu Besuch hier, weil meine Familie noch hier lebt. Mein Mann ist ein großer Fan der Rhön. Es war nur immer nicht auf meiner Liste, wieder hierher zurückzukommen. Dann bekamen wir den Hinweis, auf einer Seite des Landesamtes für Denkmalschutz zu suchen. So haben wir den Dreiseithof in Sondheim entdeckt. Wir sind hingefahren und haben uns in der ersten Sekunde in den Hof verliebt. Zum Glück konnten wir ihn kaufen und haben uns dann, gegen unseren Plan, auch schnell dafür entschieden, die Zelte in Berlin abzubrechen und komplett hierherzuziehen.

Was hat Ihnen so gut gefallen?

Bach: Das Gefühl der Freiheit, des Durchatmens, das der Hof und die Natur drumherum uns bieten. Auch wenn man mich immer ungläubig ansieht, wenn ich das sage, aber ich habe in diesem kleinen Ort und dem Haus auch dieses freiheitliche Gefühl wie in Berlin. Weil wir hier einfach sein können, weil wir sehr angenehme Mitmenschen haben und weil es in und um diese Region viele Möglichkeiten gibt, Dinge zu unternehmen. Dieses Gefühl habe ich auch auf unserem Hof. Vieles ist so viel einfacher als in der Großstadt. Zum Beispiel den Hund kurz vor die Türe zu lassen, in drei Minuten mitten in der Natur zu sein, im Heimatverein mit anderen umtriebigen Menschen spannende Projekte anzugehen. Es gibt hier viele Möglichkeiten, eine erstaunlich bunte und hochqualitative Kunstszene, attraktive Kulturangebote im Landkreis und in der näheren Umgebung. Und in erster Linie gefallen mir die Menschen hier, die Menschen, die weltoffener geworden sind.

Wie sind Sie als Künstlerin aufgenommen worden?

Bach: Sehr gut! Bisher gab es – zumindest habe ich das nicht empfunden - überhaupt keine Berührungsängste – warum auch?

Wie oft zieht es Sie noch nach Berlin?

Bach: Letztes Jahr gerade dreimal. Unser Haus bietet viel Platz für Gäste. Gerade unsere Freundinnen und Freunde aus der Stadt kommen sehr gerne. Einige sehe ich sogar häufiger als zu Berliner Zeiten. Ihnen gefällt es, hier zu sein und die Natur zu genießen. Das war mir ja auch sehr wichtig. Wenn ich schon nicht mehr in der großen Welt lebe, dann möchte ich die Welt zu uns nach Sondheim einladen.

Sabine Bach auf dem Bänkchen vor ihrem Haus. 
Foto: Leander Härter | Sabine Bach auf dem Bänkchen vor ihrem Haus. 
 
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