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Bad Neustadt
Nach dem Wurstklau in Weisbach: Wie ehrlich sind die Kunden von Rhöner Hofläden mit Vertrauenskasse?
Am Karfreitag wurde Wurst und Fleisch aus einem Weisbacher Selbstbedienungs-Hofladen entwendet. Drei Rhöner Direktvermarkter berichten, wie ehrlich ihre Kunden sind.
Unter anderem im Hofladen-Selbstbedienungshäuschen in Oberfladungen bietet Familie Hofmann ihre Waren an.
Foto: Franziska Sauer | Unter anderem im Hofladen-Selbstbedienungshäuschen in Oberfladungen bietet Familie Hofmann ihre Waren an.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:53 Uhr

Von "Die Menschen werden immer dümmer" bis hin zu "Hoffentlich ersticken die Wurstdiebe an jedem Bissen": Der Bericht über den Wurstklau aus dem Selbstbedienungs-Hofladen der Familie Hartmann in Weisbach am Karfreitag hat für viele Reaktionen im Internet und den sozialen Netzwerken gesorgt.

Die Hartmanns selbst kommentieren auf Facebook mit "Der Herrgott schuf einen großen Tiergarten" und machten deutlich, dass sie sich nicht weiter ärgern möchten, sondern vielmehr ihren treuen und ehrlichen Kunden danken. Dennoch wirft der Diebstahl die Frage auf, wie ehrlich die Kundinnen und Kunden von Rhöner Hofläden beim Bezahlen eigentlich sind. Wir haben einige Direktvermarkter mit Vertrauenskassen nach ihren Erfahrungen gefragt.

1. Thorsten Hofmann vom Kreuzhof Willmars: "Wir haben bisher gute Erfahrungen gemacht"

Thorsten Hofmann und seine Familie vom Willmarser Kreuzhof betreiben einen Laden mit Vertrauenskasse direkt in ihrem Hof. Außerdem können Kunden nach dem gleichen System in einem Häuschen in Oberfladungen einkaufen, wo die Familie Hofmann zusammen mit zwei anderen Direktvermarktern Waren wie Eier, Nudeln, Wurst, Kartoffeln und glutenfreie Produkte anbietet. "Wir haben bisher gute Erfahrungen gemacht und sind zufrieden, wenn es so bleibt", erklärt Thorsten Hofmann auf Nachfrage und beschreibt, dass in Willmars ein Holzbriefkasten mit Vorhängeschloss angebracht ist, im Oberfladunger Häuschen ein normaler Briefkasten.

Sicher komme es vor, dass zum Beispiel mal nachts nach dem Feiern jemand eine Packung Eier mitnimmt und dafür zu wenig oder nicht zahlt. "Da verschiebt sich schon mal was, dafür rundet aber auch mal jemand auf oder wirft mehr rein. Wir kontrollieren natürlich regelmäßig, wie viel in den Kassen ist. Das gleicht sich immer wieder aus", ist Hofmanns Erfahrung. Sowohl die Stammkunden als auch die Urlauber erlebt Hofmann als ehrlich, manchmal werde etwas nachbezahlt oder es liege ein Zettel in der Kasse.

Die Läden der Familie Hofmann sind zwar videoüberwacht, in den ersten vier Wochen ohne Kamera mussten die Betreiber aber laut Thorsten Hofmann auch keine negativen Erfahrungen machen. Seiner Meinung nach ist die Herangehensweise ein Grund, warum die Vertrauenskassen funktionieren. "Ich kommuniziere das ganz offen. Wenn jemand über meinen Hof läuft, weiß ich natürlich nicht immer sofort, ob er richtig bezahlt hat. Deshalb sage ich meinen Kunden immer wieder, dass es das Angebot nur solange gibt, wie die Leute ehrlich sind. Sonst müssen sie sich was anderes zum Einkaufen suchen", erklärt Thorsten Hofmann.

2. Marina Rothhaupt vom Laden "Adele's" in Lebenhan: "Bisher halten wir uns wacker"

"Wir hatten bisher nur einen kleinen Bonbondiebstahl", sagt Marina Rothhaupt, Mitinhaberin des regionalen Ladens "Adele's" in Lebenhan. Dabei nahmen jugendliche Strauchdiebe mehr Süßes aus dem Bonbonglas mit, als sie eigentlich gedurft hätten. "Der Vorfall konnte aber geklärt werden", zeigt sich Rothhaupt erfreut.

Christoph und Marina Rothhaupt (links) sowie Stefan und Sabine Türk vor ihrem Selbstvermarktungsladen 'Adele's' in Lebenhan.
Foto: Bernhard Rösch | Christoph und Marina Rothhaupt (links) sowie Stefan und Sabine Türk vor ihrem Selbstvermarktungsladen "Adele's" in Lebenhan.

Im "Adele's" werden regionale und biologische landwirtschaftliche Produkte angeboten. An den Fleischautomaten kann nur per Geldeinwurf oder EC-Karte bezahlt werden, ansonsten über Paypal oder eben die Vertrauenskasse. Der Laden wurde im letzten Herbst eröffnet und "bisher halten wir uns wacker. Vielleicht auch, weil wir direkt an der Hauptstraße sind", bilanziert Marina Rothhaupt. Selbstverständlich ist das ihrer Meinung nach nicht, sie kenne Hofläden, die wegen zu vieler unehrlicher Kunden schließen mussten. Und drauflegen wolle man ja schließlich nicht.

Damit das auch in Zukunft nicht passiert, soll in das "Adele's" bald eine kleine Kamera gehängt werden. "Wir haben bis 22 Uhr auf, wenn es auch schon dunkel ist. Die Kameras sind ja nicht teuer und gut geeignet, um mehr Schutz und Sicherheit zu haben", begründet die Direktvermarkterin.

3. Michael Derleth vom Naturlandhofs Derleth in Salz: "Es gibt sehr aufmerksame Nachbarn"

Den Eierschrank - es gibt dort auch Nudeln, Gemüse, Kartoffeln und Getreide - des Naturlandhofs Derleth an der Sälzer Hauptstraße betrügen? Auf jeden Fall keine gute Idee. "Das sollte man besser gar nicht erst versuchen, denn es gibt sehr aufmerksame Nachbarn. Diebe werden auf jeden Fall gesehen", warnt Michael Derleth. Eine Kamera darf er zwar nicht installieren, das ist im öffentlichen Raum verboten. Aber dafür gibt es das erwähnte wachsame Auge der Nachbarn.

Im Eierschrank des Naturlandhofs Derleth in Salz gibt es nicht nur rund um die Uhr Eier, sondern auch Kartoffeln, Nudeln und Getreide.
Foto: Kristina Kunzmann | Im Eierschrank des Naturlandhofs Derleth in Salz gibt es nicht nur rund um die Uhr Eier, sondern auch Kartoffeln, Nudeln und Getreide.

Dennoch: "Die Ehrlichkeit der Leute ist nicht immer ganz gegeben. Bei einem Laden mit Öffnungszeiten würde das aber auch passieren", gibt Michael Derleth zu bedenken. Oft komme es aber auch vor, dass Kunden später nachbezahlen. Damit er gleich merkt, wenn doch einmal etwas nicht stimmt, notiert er sich jeden Tag genau, was fehlt. "Und wenn es zu viel wird, hören wir auf. Dann gibt es den Service mit 24 Stunden einkaufen eben nicht mehr", macht der Naturlandhofbesitzer deutlich.

 
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Kommentare
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  • S. H.
    Kenne viele Hofläden mit Selbstbedinung in ganz Deutschland gute 30% Bezahlen nichts oder nur ein Teil.
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  • S. C.
    Das "Eierhäusle" in Halsbach wurde wieder geschlossen, wegen zuviel Diebstahl.
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  • P. v.
    Wer klaut da ?sind es hartz 4 ler oder gutverdiener die sparen müssen?? Bestes beispiel die super sportler millionen einkommen und die gier nach mehr???
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