Und wieder trafen sich Gegnerinnen und Gegner der Corona-Maßnahmen in Bad Neustadt am Montagabend. Und wieder war dieser "Spaziergang" nicht angemeldet. Und wieder musste die Polizei für die Sicherheit einer Minderheit – etwa 500 waren es laut Ordnungsamt dieses Mal – sorgen, die ihre Sicht der Dinge der Öffentlichkeit montags mitteilen wollen.
Bei der Stadthalle auf die Schweinfurter Straße
Der Zug bewegte sich wie gewohnt von Marktplatz über Schuhmarktstraße und Bauerngasse ans Hohntor. Dort bahnten sich die Teilnehmenden ihren Weg durch die Fußgängerdurchgänge, um an die Stadthalle zu gelangen. Über die Schweinfurter und Meininger Straße liefen sie auf der Fahrbahn bis zum Schillerhain, von dort über den Parkplatz in die Spörleinstraße zum Marktplatz, wo abschließend wieder geklatscht wurde.
Über dieses Klatschen waren sich die Kommentierenden im von den Spaziergängern genutzten Messengerdienst Telegram offensichtlich nicht ganz einig. Einige werteten das Klatschen als Applaus für eine friedlich verlaufene Veranstaltung und für eine tolerante Polizei, die "ohne Helme - nicht wie in SW" den Zug begleitet hatte. Andere fanden das Klatschen "affig. Wenn ich mich friedlich verhalte, warum sollte ich dann die Polizei beklatschen".
Schlereth: Situation war safe
Anton Schlereth, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Bad Neustadt, will das Klatschen nicht kommentieren. Er bilanzierte eine insgesamt friedliche Veranstaltung, verwies aber auch darauf, dass der Zug seinen Weg durch das Hohntor genommen hat, obwohl die Polizei das verhindern wollte. "Wir haben uns dann defensiv verhalten und die Schweinfurter und Meininger Straße vorne und hinten abgesperrt", so Schlereth. Die Situation sei aus seiner Sicht "safe" gewesen. Es konnte sogar ein Sanka an der Menge vorbeigeleitet werden.
Gerade am Hohntor sei ein Mann aufgefallen, der lautstark den Zug dirigiert hat, "um unsere Lenkungsmaßnahmen zu sabotieren". Diesen Mann haben die Ordnungskräfte bei passender Gelegenheit kontrolliert. "Er hat dabei die Kollegen beleidigt und einen sogar verletzt. Der wird wegen Widerstand gegen die Polizei bei der Staatsanwaltschaft angezeigt", so Schlereth. Die Personalien zweier weiterer Teilnehmenden seien dagegen ohne Probleme kontrolliert worden. Auch dieses Mal haben die Ordnungskräfte viele Autonummern von umliegenden Landkreisen festgestellt.
Belastende Erinnerungen an vergangene Zeiten
„Mach bitte das Fenster zu“, sagte Marga Schwabe zu ihrer Tochter. Das, was sie an Montagabenden von der Schuhmarktstraße aus mittlerweile immer hört, erinnere sie an Aufmärsche aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, den sie als junges Mädchen erlebt hatte. "Mein Vater kam damals von der Front nicht mehr zurück. Das laute und gleichmäßige Rufen von Parolen löst bei mir Angst aus. Die Schrecken des Krieges kommen so schnell wieder hoch." Ihre Tochter musste der 88-Jährigen sagen, was die Spaziergänger unten auf der Straße rufen: 'Wir wollen die Freiheit wiederhaben'. Dieser Wunsch nach Freiheit, so Marga Schwabe deutlich, dürfe aber niemals wieder Angst auslösen.
Schweinfurter Erklärung unterschrieben
Claus Vogel, Anwohner am Bad Neustädter Marktplatz, hat die Spaziergänger seit einigen Wochen bemerkt. Am Anfang war dem 62-Jährigen gar nicht klar, was das soll. "Erst hab' ich Gemurmel gehört, dann die Parolen verstanden!" Bedrohlich fand er das Ganze nicht, obwohl ihm sämtliche größeren Menschenaufläufe suspekt seien. Er bezeichnet sich als vorsichtigen, durchaus skeptischen Menschen, auch was die Impfung betrifft. "Ich sehe aber keine andere Möglichkeit, aus dieser Pandemie herauszukommen."
Das Lauteste, was er an den Montagabenden zuletzt gehört habe, war ein großer Sound Blaster, der in seinem Eingang stand. "Über den sind die Öffnungszeiten des Impfzentrums hinausposaunt worden. Das fand ich gut!" An diesem Montag seien die Lautsprecher nicht mehr zu hören gewesen. Er hat nun die "Schweinfurter Erklärung für Demokratie und Zusammenhalt" unterschrieben, um seine Meinung zu den Corona-Diskussionen kundzutun – als Gegenbewegung zu den Spaziergängen.
Es geht doch nur darum, Stimmung zu erzeugen.
Der Landkreis R-G hat ca.80.000 Einwohner wenn die Polizei jeden begleiten muss der Spazieren geht dann behaupte ich mal das es ein Defizit an Beamten gibt.
Also an alle die eine Berufliche Veränderung suchen: Bewerbung schreiben
Liebe MP, lasst solche Anglizismen wenn es an der Rechtschreibung derselben mangelt. Safe schreibt sich das.
Und safe ist es sicher nicht wenn hunderte Querköpfe gegen das Demonstrationsrecht verstossen dürfen. Der Applaus der Täter für die Untätigkeit der Polizei spricht Bände.
was haben Sie denn ständig mit dem Landrat? Weshalb soll der sich denn immer auf die Strasse stellen und anderen beim Spazierengehen zuschauen? Noch dazu wenn da so ne lustige Truppe aus anderen Landkreisen zusammenkommt? Der ist doch auch nur ein Mensch und hat Familie. Gönnen sie ihm mal ne Pause! Außerdem: Spazierengehen fand ich schon als Kind langweilig. Das ging mir immer total auf den Geist, wenn es sonntags hieß: Jetzt geht´s spazieren! Ich wollte da immer glotzen und meine Ruhe haben. Aber der Gipfel wäre ja gewesen anderen beim Spazierengehen zuschauen zu müssen. Das ist unmenschlich und grausam. Spazierengehen hat für mich seither im Gegensatz zum Wandern etwas irgendwie Spießiges. Und jetzt sollte ich das am Montag auch noch machen? Und ne Kerze soll ich auch dabeihaben? Und ich soll betroffen, wichtig, bewußt und achtsam gucken? Also mit Verlaub...... Mich zwingt niemand mehr zum Spazieren! Die Freiheit nehme ich mir.
gerne hätte ich mal ein Bild von der Falaiser Brücke in Richtung Hohntor gesehen. Als ich nämlich auf Höhe der Triamare war, gingen immer noch Spaziergänger durch´s Hohntor. Wenn ich meine Meinung in Sachen Teilnehmer abgeben müßte, würde ich bestimmt in Richtung 1.000 Teilnehmer tentieren, also 500 ist wirklich eine Lachnummer. Es werden immer mehr trotz Regen. Leider habe ich auch diese Woche unseren Landrat vermisst. Hätte ihn gerne mal am Straßenrand gesehen, damit er sich ein Bild von den friedlichen Spaziergängern machen könnte (vielleicht klappts ja nächste Woche). Danke auch an die Polizei die Ihren Job in Bad Neustadt immer gut macht. Lasst aber das nächste mal bitte eure Kameras und den scharfen Polizeihund in Präsidium. Danke und bis bald