Der erste Schnee ist in der Rhön gefallen. Für den Winterdienst markiert das den Start von Scout-Fahrten. So heißen die Fahrten, die früh am Morgen und nachmittags unternommen werden, um die Wetterlage einzuschätzen. Muss der Räumungstrupp ausrücken oder nicht? Das wurde sonst anhand derartiger Fahrten entschieden. Diese könnten nun reduziert werden. Grund dafür sind die insgesamt 18 Anlagen, die im Rahmen des Modellprojekts "SmarterWinterdienst" in der Region Rhön-Grabfeld installiert wurden. Sie sammeln rund um die Uhr, Tag und Nacht, Daten über das Wetter und den Gegebenheiten vor Ort.
Nachhaltigere Räumung: Weniger Tausalz und Treibstoff
Das Modellprojekt "SmarterWinterdienst" ist ursprünglich im Jahr 2022 gestartet. Gefördert wurde die Umsetzung zu 80 Prozent durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Im letzten Jahr waren bereits vier Anlagen in Betrieb. In diesem Winter sind es alle. Durch das Projekt erhofft sich Ulrich Dolze, Leiter Tiefbau und zuständig für die Kreisstraßen in der Region, vor allem zwei große Vorteile: Personalentlastung und Ressourcenoptimierung: "Die Systeme können dazu beitragen, dass wir unser Personal entlasten und ihm mehr Sicherheit in seinen Entscheidungen geben. Außerdem können wir Treibstoff und Tausalz einsparen, was nachhaltiger für die Umwelt ist", so Dolze.
Die insgesamt 18 Standorte sind im ganzen Landkreis verteilt. Ob und wo eine Anlage installiert wurde, war, laut Kreisbauhofleiter Karsten Schilling, von zwei Faktoren abhängig: "Es wurden Standorte ausgewählt, an denen wir denken, dass es gefährlich werden kann. Und zum anderen müssen sie die technischen Anforderungen erfüllen, wie eine verfügbare Stromquelle und vor allem Mobilfunknetz." So steht beispielsweise eine Messstation am Parkplatz vor dem Kreuzberg. "Früher war es so, dass wir jemanden zu einer Scout-Fahrt da hochschicken mussten. In der Nacht, am Morgen und abends. Durch die neuen Systeme hoffen wir, dass wir die Fahrten am Abend reduzieren können", erklärt Schilling.
Diese Daten sammeln die Messstationen im Winter
Wie funktionieren die Anlagen? Die Messstation besteht aus zwei Teilen: einem in der Fahrbahn direkt eingelassenen Bodensensor und einem Mast. Der Bodensensor sammelt sowohl Daten auf der Fahrbahn als auch im Boden darunter. Er gibt beispielsweise Auskunft darüber, wie viel Tausalz sich noch auf dem Asphalt befindet oder welche Temperaturen unterhalb und oberhalb der Straße herrschen.
Der neben der Station stehende Mast kann über ein Messgerät die Windgeschwindigkeit feststellen. Eine ebenfalls dort befestigte Kamera liefert alle zehn Minuten ein Bild. Durch eine Kombination der gesammelten Informationen und Erfahrungswerten kann so entschieden werden, ob der Winterdienst ausrücken muss oder nicht.
Kostenloses "Glätte-Info-System" für Bürgerinnen und Bürger
Von den Informationen, die die Systeme sammeln, soll nicht nur der Winterdienst des Kreisbauhofes in der Region profitieren. Bereits jetzt können Kommunen auf die Daten zugreifen und so ihre Räumungsfahrten anpassen. Für Bürgerinnen und Bürger ist ein frei zugängliches und automatisiertes "Glätte-Info-System" geplant. So kann sich jeder selbst ein Bild über die Witterungsverhältnisse vor Ort machen. "In drei bis vier Wochen ist es so weit. Dann können die Menschen die Messwerte und Bilder der Stationen über eine Internetseite abrufen", erklärt Schilling.
Inwieweit das neue System die Mitarbeitenden des Räumungs- und Streudienstes entlasten wird, wird sich zeigen. Für den ersten Schnee und das erste Glatteis ist der Kreisbauhof auf jeden Fall gewappnet. Insgesamt rund 2.400 Tonnen Streusalz stehen im Landkreis Rhön-Grabfeld bereit.