Sechs Wochen lang hatten Bürger die Möglichkeit, sich am Integrierten Mobilitätskonzept der Stadt Bad Neustadt zu beteiligen. 1240 Interessierte füllten online einen entsprechenden Fragebogen aus. Wie diese Zahl zu bewerten ist, darüber gingen die Meinungen im Bad Neustädter Stadtrat auseinander.
2023 startete mit Bürgerbeteiligungen für das Projekt Integriertes Mobilitätskonzept in Bad Neustadt. Am 13. Februar folgten rund 50 Interessierte der Einladung der Stadt zum Bürgerworkshop in die Stadthalle, um eigene Anregungen ins Konzept einfließen zu lassen, das das Büro R+T Verkehrsplanung Darmstadt im Auftrag der Stadt derzeit erstellt. Die Präsentation des Workshops mit ersten Ergebnissen der Bestandsanalyse und möglichen Planungszielen ist seit kurzem auf der städtischen Homepage abrufbar.
So motivierten die Projektverantwortlichen Bürger zur Online-Befragung
Die Teilnehmer, die beim Bürgerworkshop da waren, diskutierten lebhaft. Allerdings blieben einige Stühle in der Stadthalle leer. Umso größer waren seither die Bemühungen der Projektbeteiligten, möglichst viel Bürger für die Online-Befragung zu begeistern.
Denn parallel zum Workshop in Präsenz konnten Bürger sechs Wochen lang bis Montag, 13. März, im Internet einen Fragebogen zur Verkehrssituation ausfüllen. 1240 ergriffen die Möglichkeit. "Eine beachtliche Zahl", so Projektmanagerin Sabine Denner im Stadtrat. Nach der Hälfte des Zeitraums hätte das Team mit viel Engagement die Zahl der Umfrage-Teilnehmer noch einmal verdoppeln können, durch Präsenz in Social Media und konkrete Ansprache der großen Arbeitgeber der Region und der Schulen.
Lebhafte Diskussion im Stadtrat zum Engagement rund um die Online-Befragung
"Danke an alle, die das noch einmal gepusht haben", sagte Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner im Rahmen der Stadtratssitzung, "wir brauchen die breite Masse, die sich beteiligt". "Das sind nicht einmal zehn Prozent der Bevölkerung", monierte Johannes Benkert von der Neuschter Liste. Er könne die Begeisterung nicht teilen. "Wie viele Leute haben Sie animiert, mitzumachen?", entgegnete Bürgermeister Werner. "Vielleicht 100", überschlug Benkert.
Als Stadtrat habe man durchaus selbst aktiv werden können, so Bettina Wagner von den Grünen in Benkerts Richtung. Sie konkret habe ihren Betriebsrat angesprochen und bewirkt, dass Preh-Mitarbeiter, die Umfrage während der Arbeitszeit ausfüllen konnten. Auch Schülern, findet sie, hätte man eine Teilnahme schmackhaft machen können mit dem Hinweis: "Wenn ihr mitmacht, bekommt ihr bessere Fahrradwege, bessere Parkplätze."
Auch in der zweiten Jahreshälfte könnten Interessierte noch einmal aktiv werden
"So einfach ist es nicht", widersprach Johannes Benkert. Er erkenne eine falsche Vorstellung davon, wie Schule gerade in Prüfungszeitäumen funktioniere. "Da kann man nicht einfach mal zwei Stunden für so ein Thema hernehmen." "Ohne Vorwürfe: Wie bekommen wir verschiedene Meinungen und nicht immer nur die gleichen Akteure?", formulierte Bastian Steinbach von der CSU die Grundproblematik.
Derzeit prüfe das Verkehrsbüro die Bürger-Anregungen und trage die genannten Schwachstellen in Karten ein, so Sabine Denner über das weitere Vorgehen in Sachen Mobilitätskonzept. Dann würden Handlungsstrategien und Umsetzungsmöglichkeiten erarbeitet. Die wiederum können interessierte Bürger dann in der zweiten Jahreshälfte bei einem zweiten Bürgerworkshop diskutieren.