So eine Anzeige hatte Polizeihauptkommissar Thomas Pfennig von der Polizei Mellrichstadt auch noch nicht auf dem Tisch: Lehrer zeigen Schüler an. Was war geschehen? Schüler hatten Bilder von Lehrern verunstaltet und anschließend an ihre Mitschüler versendet. "Da dies nicht der erste unrühmliche Vorfall der Kinder war und die bisherigen Erziehungsmaßnahmen durch das Lehrerkollegium fruchtlos verliefen, stellten die geschädigten Lehrkräfte Strafanzeige wegen Beleidigung", schreibt er im Polizeibericht.
Nun wird gegen die mutmaßlichen Täter ermittelt. Beschuldigte und Zeugen werden vernommen. Sind die IP-Nummern der Einsteller bekannt, werden Daten aus Smartphones, Laptops oder PCs ausgewertet. Hat die Polizei ihre Ermittlungen abgeschlossen, leitet sie die Ergebnisse an die Staatsanwaltschaft weiter, beschreibt der stellvertretende Leiter der Mellrichstädter Polizei das Vorgehen.
Beleidigende Bilder oder Nachrichten
Das Verbreiten von beleidigenden Bildern oder Nachrichten in sozialen Medien erfüllt einen Straftatbestand und kann zur Anzeige gebracht werden. Zwar gibt es keinen eigenen Tatbestand „Mobbing“ im Strafgesetzbuch, anzeigen aber kann man Menschen, die mobben, beispielsweise wegen Beleidigung, übler Nachrede, Verleumdung oder der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs.
In ganz Unterfranken wurden 2019 im Zusammenhang mit Mobbing 211 Fälle angezeigt. In der Hauptsache, sagt Philipp Hümmer vom Polizeipräsidium Unterfranken, handelte es sich um Beleidigungen. Für 2020 rechnet der Polizeihauptmeister mit einer steigenden Tendenz.
Thomas Pfennig hält eine Anzeige für ein probates Mittel, um den Tätern Einhalt zu gebieten. Denn, wie auch immer die rechtlichen Folgen sein mögen, eine solche Anzeige habe Signalwirkung. Sowohl für die mobbenden Jugendlichen als auch für die Eltern, die oft nicht wüssten, was ihr Nachwuchs in den sozialen Medien so treibt.
Wie reagieren Jugendliche?
Die Entscheidung der Lehrer, den mobbenden Schülern per Anzeige einen Schuss vor den Bug zu verpassen, war eine sehr erwachsene Entscheidung. Kinder und Jugendliche, die Cybermobbing ausgesetzt sind, gehen eher nicht zur Polizei, sie gehen noch nicht einmal zur Beratung. Das ist die Erfahrung von Markus Till, Leiter der Eltern-, Jugendlichen- und Erziehungsberatung der Caritas in Bad Neustadt. "Cybermobbing ist ein großes Thema, aber nicht in der Beratung", sagte er auf Nachfrage dieser Redaktion, ob Mobbing zahlenmäßig eine große Rolle in der Beratungstätigkeit spielt.
Die Täter anzuzeigen, hält er für ein klares Signal, das in einigen Situationen durchaus hilfreich sein kann. Till gibt aber auch zu bedenken, dass eine Anzeige zur Folge haben kann, dass der Angezeigte Rache nimmt und das Mobbing weiter geht.
Niederschwelliges Angebot
Wenn Kinder oder Jugendliche, die Opfer von Cybermobbing wurden, weder zur Polizei gehen, noch nennenswert bei Beratungsdiensten um Unterstützung bitten, braucht es altersspezifische Angebote, die unkompliziert und sofort verfügbar sind. Auf ein solches Angebot macht Richard Bott, Regionalgeschäftsführer der Barmer-Krankenkasse in Bad Neustadt, aufmerksam: krisenchat.de bietet Kindern und Jugendlichen kostenlose Beratung in Notsituationen an, rund um die Uhr per SMS oder WhatsApp, ohne Anmeldung und Registrierung. Geschulte ehrenamtliche Krisenberater aus Psychotherapie, Psychologie, Sozialpädagogik oder soziale Arbeit antworten innerhalb einer Minute, sagt Bott.
Die Krankenkasse kooperiere mit diesem Beratungsdienst aus Präventionsgründen. Studien zeigen: Jeder fünfte Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren hat Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht. Die Folgen des Mobbings können gravierend sein, denn es ist verletzend und demütigend, es schädigt das Selbstwertgefühl und zerstört die Selbstachtung. Im schlimmsten Fall kann Cybermobbing zu dauerhaften gesundheitlichen Schäden führen, Depressionen, Angstzustände oder sogar Selbstmord sind keine Seltenheit.
Cyberhelp: Neben Informationen rund um Cybermobbing bietet die Webseite Unterrichtsmaterialien für Lehrer*innen, Pädagog*innen sowie Trainingsmodule für die Jugendsozialarbeit. www.cyberhelp.eu/de
Bündnis gegen Cybermobbing: Tipps für Opfer von Cybermobbing, deren Eltern und Lehrer*innen. https://www.buendnis-gegen-cybermobbing.de
Juuuport: Auf dieser Selbsthilfe-Plattform geben geschulte Scouts zwischen 14 und 18 Jahren ihren Altersgenoss*innen Tipps bei und gegen Cybermobbing. https://www.juuuport.de/beratung
Nummer gegen Kummer: Kostenfreie Anlaufstelle bei psychischen Problemen – auch bei Cybermobbing. Kinder und Jugendliche wählen 0800 / 1110333, Eltern und Pädagogen 0800 / 1110550. www.nummergegenkummer.de
Steht so im Artikel, ohne "mutmaßlich"oder einen ähnlichen Begriff. Als Leser wird man also von einer Tatsache ausgehen dürfen.
Hoffen Sie eigentlich auf ein Mandat von Eltern, die sich einen halbwegs ordentlichen Anwalt leisten können, oder sind Sie selber auf der Suche nach einem? Man wundert sich über dieses Dauerfeuer...
Wer hier den Klugscheißer abgibt sollte sich einmal ernsthaft in die Rolle eines gemobbten Lehrers versetzen.
Das Andere ist, sich klarzumachen, dass so manches, was "die lieben Kleinen" mit ihren Handys veranstalten, auch in den strafrechtlich relevanten Bereich kommen kann, wofür - je nach Alter des Kindes und "Aktivität" - u.U. auch die Eltern haftbar gemacht werden können.
Cybermobbing ist keine Kleinigkeit!
@hentinger: es hört sich an als wären sie auf die Instituion Schule allgmemein nicht gut zu sprechen. Lehrer sind Pädagogen und keine Polizei oder Richter. Wenn es hier um Straftatsbestände geht wäre "Selbstjustiz" durch einen Lehrer das Letzte was sich die Allgemeinheit wünschen kann.
Problem ist wohl auch, dass Kuschelpädagogik bei manchen Schülern nichts nutzt, die Möglichkeiten der Lehrkräfte sind eingeschränkt. Aber es gibt für alle Probleme auch Lösungen wenn das Elternhaus versagt oder die Probleme sich nur durch Fachkräfte lösen lassen.
Fachkräfte können Sozialpädagogen und Schulpsychologen sein, oder wie in diesem Fall auch Polizei und Staatsanwaltschaft. Vielleicht ist es auch gut wenn das Gericht seine möglicherweise zukünftige Kundschaft schon frühzeitig kennenlernen kann und nicht erst wenn alles zu spät ist.
Sowas mit Karrikarturen oder mit " künstlerischer Freiheit" (ebenfalls in Gänsefüsschen) zu vergleichen, oder es überhaupt in Bezug damit zu bringen, ist nicht nur dreist, sondern schlichtweg dumm.