Ein eindrucksvolles Bekenntnis zu Toleranz und Zivilcourage legte die Mittelschule Mellrichstadt mit ihrem Programm zur Verleihung des Titels „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ ab.
Weniger Mut beweisen allerdings offensichtlich die Schulbehörden der Regierung, die sich mit ihrem Einverständnis zur Umbenennung in Udo-Linderberg-Schule viel Zeit lassen. War doch darauf spekuliert worden, dass zur Verleihung das Plazet zur neuen Patenschaft aus Würzburg eintreffen würde.
Warten auf ein Ja aus München
Auch Bürgermeister Eberhard Streit machte in seinem Grußwort in einer ausverkauften Oskar-Herbig-Halle aus seiner Verstimmung über die Verzögerungen keinen Hehl. Er habe in einem Telefonat mit der Schulbehörde in Würzburg erfahren, dass den Antrag „das Kultusministerium nur noch formell behandelt“, woraus er schließe, dass die Genehmigung nun tatsächlich bald eintreffen werde.
Zu spät für die eindrucksvolle Veranstaltung in der Oskar-Herbig-Halle. Dabei hätte die Nachricht so gut in den Ablauf und vor allem in das Konzept des Abends gepasst. Steht doch nach Ansicht von stellvertretendem Schulleiter Achim Libischer, dem Initiator der Patenschaft, der Name Lindenberg wie kaum ein anderer für Frieden und respektvollen Umgang miteinander.
Das Programm setzte sich dann aus Spielszenen und Musikbeiträgen zum Thema Rassismus, Rechtsextremismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit auseinander. In teilweise sehr bewegenden Darstellungen illustrierten die Schüler, dass der Besitz vorgefasster Meinungen tief im menschlichen Verhalten verankert ist. Aus solchen Attitüden entspringen Bereitschaft zu Gewalt aber auch Ängste gegenüber dem Anderssein.
Viele Vorurteile
Wie die Schüler einräumen, sind negative Urteile gegenüber Minderheiten trotz des vor über einem Jahr begonnenen Projekts in der Schülerschaft verbreitet.
In einer Umfrage zu Schuljahresbeginn war fast die Hälfte der 400 Schüler der Ansicht, dass zu viele Ausländer vorhanden sind, 38 Prozent waren der Meinung, dass Arbeitslose faul sind, und 29 Prozent halten Homosexuelle für „unnormal“.
Solche Zahlen seien jedoch Ansporn, das Begonnene fortzusetzen, versicherte Libischer. Daher werden auch nach der Verleihung des Titels die Schüler in unterschiedlichsten Projekten mit dem Thema konfrontiert und zu einem dauerhaften Bewusstseinsbildungsprozess animiert.
Das Warum der Flucht
Die Beiträge der Schüler zielten immer wieder auf Hintergründe: Warum ein Flüchtling seine Heimat verlässt; Warum ein Junge seinem ausländischen Freund nicht hilft, als der angegriffen wird; Wie Opfer zu Täter werden. Und das Ganze in der Sprache der Betroffenen, denn es habe keinen Sinn, schlaue Bücher vorzutragen, sondern die Themen müssen aus der Erfahrungswelt der Schüler stammen, um sich darin zu erkennen, erklärt Libischer.
Das zweistündige Programm hatte auch Zehranur Aksu von der Landeskoordinationsstelle des Trägervereins Aktion Courage imponiert. Sie übergab die Tafel, „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“, die in Bayern nun schon 473 Mal vergeben worden sei. Sie zeigte sich überzeugt, dass die Mittelschule das Projekt weiter mit Leben erfüllt.
