
Charlotte Güth hat ihr ganzes Leben in Waltershausen verbracht. Am Montag, 26. Februar, feierte sie ihren 101. Geburtstag. Gegenüber dieser Redaktion berichtet sie über Zeiten und Gebräuche, die nur noch wenige selbst erlebt haben.
Charlotte Güth: Ja, ich wurde 1923 in Waltershausen geboren und verbrachte mein ganzes Leben hier.
Güth: Damals gab es im Winter noch die Lichtstube. Da hat man sich am Abend getroffen. Die Frauen haben gestrickt und die Männer haben Bier getrunken. Am Anfang waren Männer und Frauen noch getrennt, dann nicht mehr.
Güth: Das hat gewechselt. In der Regel haben ärmere Familien eingeladen und damit etwas Geld verdient.
Güth: Wir sind viel gelaufen. In Saal hat es ja damals noch einen Bahnhof gegeben. Dort sind wir hingelaufen. Ich kann mich erinnern, dass wir einen Schulausflug auf den Kreuzberg gemacht haben. Mit dem Zug ging es erst von Saal nach Neustadt und dann mit dem nächsten Zug weiter nach Bischofsheim.
Güth: Ja, wenn wir uns etwas Besonderes gönnen wollten, sind wir mit dem Zug zum Frisör nach Münnerstadt gefahren. Der hat Dauerwellen gemacht. Das war damals etwas ganz Neues.
Güth: Später hatten wir ein Fahrrad. Nach Königshofen sind wir oft mit dem Milchauto gefahren. Das kam früh jeden Tag vorbei. Auf der Pritsche neben den Milchkannen hat uns der Fahrer mitgenommen. Nach dem Krieg hatte jemand aus Wülfershausen einen kleinen Bus. Da konnte man sich anmelden und kam so nach Schweinfurt oder Würzburg. Mit dem Fahrrad sind wir auch nach Saal gefahren. Dort gab es ein Kino. Später haben die Vereine im Dorf Ausflüge organisiert.
Güth: 1980 war ich zum ersten Mal in meinem Leben im Urlaub. Meine Tochter hat mich mit an den Rhein genommen.
Güth: Der Zweite Weltkrieg. Man hat die Bombeneinschläge in Schweinfurt bis nach Waltershausen gehört. Man war ständig in Angst.
Güth: Es gab Unterschiede vor allem wegen der Religion. Waltershausen ist ja evangelisch, Saal oder Wülfershausen katholisch. Da durften Menschen sich nicht treffen oder Paare nicht heiraten, weil sie unterschiedlichen Religionen angehörten. Ich selbst habe das in der Schule in Wülfershausen am meisten gespürt, die ich ab der siebten Jahrgangsstufe besucht habe.
Güth: Ich habe in unserer Landwirtschaft mitgearbeitet. Das mussten wir schon als Kinder. Nicht nur in unserer eigenen, sondern auch bei der Verwandtschaft. Wir haben schon immer viel zusammengehalten, sonst wäre das alles gar nicht gegangen. Später habe ich dann in der Wirtschaft im Dorf gearbeitet.
Güth: In den 40er und 50er Jahren waren die Leute noch sehr arm und die körperliche Arbeit war schwer. Ich musste den Putzeimer bis hoch zum Dachboden im dritten Stock tragen und habe dann die Wohnung der Familie Lang und die Wirtschaft im Erdgeschoss an einem Nachmittag geputzt. Dafür habe ich fünf Mark bekommen. Das war damals viel Geld. Später habe ich auch in der Küche im Gästehaus mitgeholfen.
Güth: An die Hochzeit mit meinem verstorbenen Mann Oskar, die Feier unserer Diamantenen Hochzeit im Gästehaus 2008 und die Geburten meiner Kinder Hartmut und Maritta sowie meiner Enkel.