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Der Dorfälteste von Waltershausen
Redaktion
 |  aktualisiert: 10.05.2007 03:05 Uhr

Der älteste Waltershäuser Bürger Oskar Güth wird heute 90 Jahre alt

In seinem Zuhause, der Charlotte von Kalb-Straße, steht deshalb ein besonderes Fest auf dem Programm. Zu den Gratulanten werden sicherlich Ehefrau Lotte, die Kinder Maritta und Hartmut, sowie die zwei Enkel zählen.

Dem angesehenen Mitbürger, der körperlich und geistig noch ziemlich rege ist und der auf ein zwar arbeitsreiches und entbehrungsreiches, aber immer im Sinne der Dorfgemeinschaft geführtes Leben zurückblicken kann, werden von vielen Seiten Glück-, und Segenswünsche zuteil werden.

Schließlich hat der Jubilar in den zurückliegenden Jahrzehnten viele Höhen und Tiefen meistern müssen und seine Biografie spiegelt auch die Zeitgeschichte des vergangenen Jahrhunderts. Am 7. Mai 1917, also in der Endphase des ersten Weltkriegs, wurde er geboren. Die Not der Zeit lernte Oskar Güth schon als Kind kennen. So verdiente er sein Taschengeld durch das Austragen der Zeitung in die Waltershäuser Haushalte. In den ersten Jahren mussten die Zeitungen täglich von einer Ablagestelle bei der einen Kilometer entfernten Linsenmühle abgeholt werden. Nach der Volksschule war er froh als Vierzehnjähriger in der örtlichen Brauerei und Mälzerei Lang Arbeit zu finden und so dem Schicksal der vielen Arbeitslosen dieser Epoche zu entgehen.

Nach dem zweiten Weltkrieg und damit die Zeiten der Wehrmacht hinter sich lassend, nahm er nach seiner Heimkehr aus der Gefangenschaft seine Tätigkeit wieder auf und arbeitete bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1980 dort.

Seine Soldatenzeit hatte am 6. Juni 1941 bei der Panzer-Lehrdivision in Coburg begonnen. Nach der Grundausbildung wurde er bei der Wehrmacht in der Panzertruppe des Deutschen Nordafrika-Korps, des legendären Generalfeldmarschalls Erwin Rommel eingestellt. Bei der Schlacht um Tobruk wurde er im Juni 1942 schwer verwundet und mit einer JU52 auf ein Lazarettschiff bei Athen ausgeflogen. Bei seiner Panzerkompanie galt er als verschollen, wie aus der Vermißtenmeldung seines Kompaniechefs an seine Eltern hervorgeht. Nach seiner Genesung im Heimatlazarett Küstrin gelangte er mit seiner Panzerkompanie an die französische Ärmelkanalküste wo bekannterweise vergeblich die alliierte Invasion in der Normandie abgewehrt wurde. Dort geriet er in US-Gefangenschaft aus der er am 16. September 1946 in die Heimat entlassen wurde.

Durch gesellschaftliches Engagement und private Initiativen leistete Oskar Güth einen aktiven Beitrag zur Nachkriegsentwicklung seiner Heimatgemeinde. In der Feuerwehr übernahm er das Ehrenamt des Vizekommandanten, wirkte im Burschenverein „Frohsinn“ mit und er gehörte 1970 zu den Gründungsmitgliedern des Waltershäuser Schützenvereins.

Am 7. November 1948 beendete er sein „Single-Dasein“, als er Charlotte Köhler ehelichte. Gemeinsam schufen sich die beiden 1958 im örtlichen Neubaugebiet in der Charlotte-von Kalb-Straße ein Zuhause, in dem sich der Jubilar noch heute gut umsorgt und geborgen fühlt. Die altersbedingten gesundheitlichen Beeinträchtigungen schränken die Bewegungsfreiheit zwar etwas ein, doch sein Rollstuhl bringt immerhin ein wenig Mobilität. Nach wie vor interessiert er sich für das Geschehen in der Region und in der Welt. Die tägliche Zeitungslektüre gehört für ihn nach wie vor dazu.

Neben der Vorfreude auf seinen runden Geburtstag, bei dem es auch ein Wiedersehen mit den überlebenden Kameraden vom Afrikakorps geben wird, zählt zu den bescheidenen Wünschen des Jubilars, dass ihm der Himmel noch für einige Zeit die Zweisamkeit mit seiner Lotte erhalten möge, weil er im kommenden Jahr das Fest der Diamanten Hochzeit im Kreise der Lieben feiern möchte.

 
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