
Mellrichstadt hat bislang noch keine Städtepartnerschaft. Auf Anregung des Bayerischen Gemeindetags hatte die Stadt nach einer Ideensammlung zwei Regionen ins Auge gefasst, um hier neue Bande zu knüpfen.
Die Verwaltung hatte ihre Fühler in zwei Richtungen ausgestreckt. Zum einen haben die Mellrichstädter eine Anfrage an die Gemeinde Sant'Elia in Italien verschickt, zu der vonseiten der Stadt eine besondere Beziehung gesehen wird. Amalia Franziska Streitel, Gründerin der Kongregation der Schwestern von der Schmerzhaften Mutter, war am 24. November 1844 in Mellrichstadt geboren worden und am 6. März 1911 in Sant'Elia gestorben. Laut Bürgermeister habe es vonseiten des 45 Kilometer nördlich von Rom gelegenen Castels allerdings keine Rückmeldung gegeben. "Das Interesse von italienischer Seite scheint nicht sehr groß zu sein", umschrieb Michael Kraus die Funkstille diplomatisch in der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause.
Vierköpfige Delegation reist nach Kroatien
Ganz anders sieht es beim zweiten Kontakt in Kroatien aus. Die Mellrichstädter hatten hier den Fokus auf die Insel Pasman ausgerichtet. Die Verbindung hatten die ehemaligen Mellrichstädter Uli und Hortense Koch hergestellt, die seit vielen Jahren auf der Insel leben. Interesse für eine Partnerschaft besteht vonseiten des Fischerorts Kukljica auf der Insel Ugljan, einer Nachbarinsel Pasmans. Die Gemeindeführung des 700 Einwohner zählenden Dorfes Kukljica hatte bereits eine Einladung an den Stadtrat ausgesprochen, den Touristenort zu besuchen.
Im Juni hatte eine Delegation aus Mellrichstadt daher die Koffer für eine Stippvisite gepackt. Neben Bürgermeister Michael Kraus machten sich sein Stellvertreter Bernd Roßmanith, Stadtrat Christian Herbig und die Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins Aktives Mellrichstadt, Brigitte Proß, auf den Weg nach Kroatien.
Gastfreundschaft beeindruckt die Mellrichstädter
Nach rund zehnstündiger Fahrt über Österreich, Italien und Istrien erreichte das Quartett die Stadt Zadar an der dalmatinischen Küste und setze mit der Fähre zur Insel Pasman über. "Die Region mit ihrer kleingliedrigen Insellandschaft hat uns auf Anhieb begeistert", beschreibt Brigitte Proß ihren ersten Eindruck von der potenziellen Partnerregion.
Im beschaulichen Ort Kukljica wurde die Gruppe von Uli Koch und Bürgermeister Martin Bosko in Empfang genommen. Mithilfe von Dolmetschern kamen die Gespräche ins Rollen. "Schnell war das sprichwörtliche Eis gebrochen, man unterhielt sich rege über Land und Leute und genoss die kroatische Küche und Gastfreundschaft", blickt Proß auf die Reise zurück.

Am nächsten Tag stand ein Besuch im Rathaus auf dem Programm. Hier konnten dann die Rhöner ihre Heimat und insbesondere Mellrichstadt mittels Video, Bildern und Präsentationen vorstellen und laut Brigitte Proß sichtlich beeindrucken. Natürlich sprach die Gruppe eine Gegeneinladung nach Mellrichstadt aus, "die begeistert aufgenommen wurde", so Proß. Am nächsten Tag trat die Delegation wieder die Heimreise an.
Kontakt mit Potenzial, aber auch Einschränkungen
Laut Brigitte Proß war sich das Botschafter-Quartett dabei einig, dass dieser Erstkontakt Potenzial mitbringt. "Dies trifft insbesondere auf den Tourismus und die Kultur zu."
Beim Rückblick auf die Reise im Stadtrat kamen aber auch andere Aspekte aufs Tableau. Christian Herbig merkte an, dass Kukljica zwar ein sehr schöner Ort für eine Urlaubsreise sei, ansonsten aber doch weit entfernt von Mellrichstadt liege und es keine wirtschaftlichen Faktoren oder Vereine gibt, um Verbindungen zu knüpfen. Bernd Roßmanith sieht zudem die Verständigung als problematisch an. "Alles in allem war es eine schöne Sache", so Roßmanith. Dennoch müsse man schauen, ob man in puncto Partnerstadt gleich die Braut findet oder eben weitersucht.
Bürgermeister Michael Kraus erwartet bis Ende September eine Rückmeldung aus Kukljica, was einen möglichen Gegenbesuch betrifft. Und ließ noch alle Optionen offen: "Dann müssen wir sehen, was daraus wird."