"In diesen Hang wurde viel Geld gesteckt, doch das hat sich gelohnt. Der Mehrgenerationenspielplatz ist richtig schön geworden." Bürgermeister Michael Kraus zeigte sich bei der Einweihung der Anlage zwischen dem Seniorenwohnheim der Lebenshilfe und dem Franziska-Streitel-Altenheim begeistert vom neuen Treffpunkt in der Stadt. Es ist eine Anlage, die verbinden soll: Jung und Alt, Menschen mit und ohne Handicap, einfach alle Bürger, die miteinander ins Gespräch kommen möchten. Es ist ein Zentrum der Inklusion, die in Mellrichstadt seit langem intensiv gepflegt wird.
Michael Kraus verwies verschmitzt auf seinen Vorgänger Eberhard Streit sowie dessen Stellvertreter Thomas Dietz, die in ihrer Amtszeit "die Arbeit gemacht" haben, während er nun nach drei Monaten im Amt die schöne Aufgabe der Einweihung übernehmen dürfe. Das Lob für den gelungenen Platz, für dessen Anlage ein knapp 2000 Quadratmeter großes Gelände modelliert wurde, schwang in seinen Worten mit.
Eine halbe Million Euro investiert
2012 hatte es im damaligen Stadtrat erste Diskussionen um den Mehrgenerationenspielplatz gegeben, 2018 nahmen die Überlegungen in Gesprächen mit der Regierung von Unterfranken konkrete Züge an. Im Mai 2018 fasste der Stadrat den Beschluss, das Projekt zu verwirklichen, blickte Kraus zurück. Damals waren Baukosten von rund 350 000 Euro veranschlagt. Im November 2018 wurde der Zuwendungsantrag mit Gesamtkosten von nun mehr 501 000 Euro geändert. Der Anteil der Städtebauförderung betrug 80 Prozent, die Stadt musste noch 20 Prozent der Summe schultern. Im vergangenen Sommer startete die Firma Piepenbrock mit der Modellierung des Geländes, das vom Büro Glanz aus Leutershausen geplant worden war. 367 000 Euro flossen in den Landschaftsbau, 20 000 Euro in Elektroarbeiten, dazu kommt das Planungshonorar.
Investiert wurde zudem in eine hochwertige Ausstattung. Ein Spielbereich für die Jüngsten im Anschluss an das Areal der Lebenshilfe bietet alles, was das Kinderherz begehrt: Schaukel, Rutsche und Kletterturm, dazu Wipptiere und ein Balancierbalken. Im unteren Bereich, angrenzend an das Franziska-Streitel-Altenheim (ehemals Krankenhausflügel), stehen leichte Fitnessgeräte für Erwachsene und Senioren, die hier gemeinsam sporteln können. Das Angebot reicht von Geräten für Koordination über Muskelaufbau bis hin zu Herz-Kreislauf-Training. Zudem steht eine Boccia-Bahn zur Verfügung.
Dazwischen wurden gemütliche Sitzecken geschaffen, so dass sich junge Familien gut dort aufhalten können, ebenso wie die Senioren aus dem benachbarten Altenheim beziehungsweise dem Wohnheim der Lebenshilfe. Und natürlich ist jedermann willkommen, der einfach ein bisschen Geselligkeit und Ablenkung vom Alltag sucht. "Für die Familien aus Mellrichstadt und Umgebung gilt es nun, den neuen Platz mit seinen Mehrwerten zu entdecken", forderte der Stadtchef alle Neugierigen auf.
Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Handicap
Interessiert verfolgten auch zahlreiche Bewohner des Franziska-Streitel-Heims die Einweihungsfeier, die Bewohnerin Irmgard Hauck (81) aus Nordheim mit einem Gedicht bereicherte. Von der Lebenshilfe freuten sich Geschäftsführer Jens Fuhl und die Vorsitzende Brunhilde Hergenhan sowie mehrere Bewohner über die gelungene neue Anlage. "Die Idee der Lebenshilfe, eine Begegnungsstätte für alle zu schaffen, wurde von der Stadt hervorragend umgesetzt", lobte Hergenhan. Sie überreichte dem ehemaligen Stadtchef Eberhard Streit zum Dank die Lebenshilfeplakette und freute sich, dass der ehemalige zweite Bürgermeister Thomas Dietz der Lebenshilfe im Vorstand weiterhin erhalten bleibt.
Bauoberrat Alexander Zeller von der Regierung von Unterfranken blickte bis ins Jahr 2006 zurück, als Mellrichstadt zwei bittere Pillen schlucken musste: die Schließung der Hainberg-Kaserne wie auch des Kreiskrankenhauses. "Doch die Verantwortlichen haben den Kopf nicht in den Sand gesteckt, gemeinsam mit den Bürgern ein städtebauliches Entwicklungskonzept auf die Beine gestellt und einen Stadtumbau gestemmt, der beispielhaft ist", lobte Zeller. Nicht nur die Altstadt hat dabei ihr Gesicht verändert, am Hainberg wurde das riesige leerstehende Krankenhausgebäude abgerissen, das Wohnheim der Lebenshilfe gebaut und nun mit dem Mehrgenerationenspielplatz eine weitere Lücke geschlossen. Die Maßnahmen haben sich über viele Jahre hingestreckt und sind noch nicht ganz beendet: Mit dem geplanten Neubau eines Altenheims im Bereich der Suhlesstraße wird eine weitere Baulücke geschlossen, die dann das Ensemble am Hainberg vollends abrundet.
Zeit nehmen, sich zu begegnen
Die stellvertretende Landrätin Eva Böhm nannte das Areal einen Ort der Verbindung und des Austauschs für alle. "Mellrichstadt setzt hier ein Zeichen von gelebter Inklusion", hob sie hervor.
Pfarrer Thomas Menzel stellte die Anlage unter Gottes Segen und überbrachte dazu auch die Grüße des evangelischen Pfarrers Andreas Werner. "Hoffen wir, dass dieser Ort auf große Resonanz stößt und dass hier viele Menschen die Zeit finden, sich zu begegnen und sich anzufreunden, zu staunen und sich des Lebens zu freuen", sagte Menzel in seinem geistlichen Wort.
Im Anschluss an die offizielle Eröffnung nahmen die Gäste, darunter zahlreiche Stadtratsmitglieder, das Gelände unter die Lupe. Bürgermeister Michael Kraus testete eines der Fitnessgeräte, während Anne und Klara, die Töchter von Stadträtin Evi Stäblein, den Balancierbalken und die Wipptiere ausprobierten. Einhelliges Urteil der jungen Testerinnen: "Das ist gut und macht Spaß!"