Es soll eine Anlage werden, die verbindet: Alt und Jung, Menschen mit und ohne Handicap, einfach alle Bürger, die miteinander ins Gespräch kommen möchten. Im Bereich zwischen dem Seniorenwohnheim der Lebenshilfe und dem Franziska-Streitel-Altenheim am Hainberg setzt die Stadt Mellrichstadt auf einen Mehrgenerationenspielplatz, der mehr sein soll als nur ein Treffpunkt. „Es ist ein Inklusionsprojekt“, macht Bürgermeister Eberhard Streit deutlich.
Mitte August, als der Abrissbagger das ehemalige Schwesternwohnheim am Franziska-Streitel-Altenheim in der Suhlesstraße Stück für Stück in sich zusammenfallen ließ, begannen die Arbeiter der Firma Piepenbrock Begrünungen aus Untersiemau (Landkreis Coburg) gleich nebenan damit, etwas Neues entstehen zu lassen.
Kletterturm für Kinder und Fitnessgeräte für Erwachsene
Die Modellierung des 2000 Quadratmeter großen Geländes direkt unterhalb des Seniorenwohnheims der Lebenshilfe, geplant vom Büro Glanz aus Leutershausen, nimmt Zug um Zug Gestalt an. Der Untergrund am Standort des ehemaligen Krankenhauses wurde aufgefüllt und stabilisiert, derzeit werden große Steinquader verlegt und verschiedene Bereiche geschaffen, um für Jung und Alt spezielle Angebote sowie ein Areal zur Begegnung für alle zu schaffen. Natürlich wird das ganze Gelände barrierefrei und behindertengerecht gestaltet, so der Stadtchef.
Ein Spielbereich für die Jüngsten im Anschluss an das Areal der Lebenshilfe bietet alles, was das Kinderherz begehrt: Schaukel, Rutsche und Kletterturm, dazu Wipptiere und ein Balancierbalken, sagt Bauamtsleiter Christian Roßhirt auf Nachfrage dieser Redaktion. Im unteren Bereich an der Natursteinmauer, direkt angrenzend an das Franziska-Streitel-Altenheim (ehemals Krankenhausflügel), werden leichte Fitnessgeräte für Erwachsene und Senioren aufgestellt, die hier gemeinsam sporteln können. Zudem wird eine Boccia-Bahn eingerichtet.
Gemütliche Ecken zum Sitzen und Entspannen
Dazwischen werden gemütliche Sitzecken geschaffen, so dass sich junge Familien gut dort aufhalten können, ebenso wie die Senioren aus dem benachbarten Altenheim beziehungsweise dem Wohnheim der Lebenshilfe. Und natürlich ist jedermann willkommen, der einfach ein bisschen Geselligkeit und Ablenkung vom Alltag sucht. "Der Mehrgenerationenspielplatz soll alle Bürger zusammenbringen", wünscht sich Eberhard Streit. Ein Vorzeigeprojekt im Sinne der Inklusion.
Das lässt sich die Stadt auch etwas kosten. Aber im Stadtrat setzt man ohnehin auf ein Konzept, das für alle Spielplätze im Stadtgebiet gilt: Lieber ein qualitativ hochwertiger Spielplatz in jedem Stadtteil beziehungsweise in den großen Wohngebieten der Stadt als mehrere Anlagen mit kleiner Ausstattung. Die Landschaftsbauarbeiten für den zentralen Spielplatz am Hainberg kosten laut Bauamtsleiter Christian Roßhirt rund 370 000 Euro, dazu kommen knapp 20 000 Euro für Elektroarbeiten (Beleuchtung). Weil das Areal der Inklusion dient, wurde der Stadt eine 80-prozentige staatliche Förderung zugesagt.
Mal auf einen Kaffee im Wohnheim vorbeischauen
Ein tolles Projekt, das stark gefördert wird – da galt es, Nägel mit Köpfen zu machen. Der Stadtchef sieht das Geld gut angelegt. „Das kann eine echte Begegnungsstätte am Hainberg werden“, macht Eberhard Streit deutlich.
Das liegt auch der Lebenshilfe Rhön-Grabfeld am Herzen. Geschäftsführer Jens Fuhl lädt Spielplatzbesucher dazu ein, einfach mal im Wohnheim vorbeizuschauen, mit den Bewohnern einen Kaffee zu trinken und in Kontakt zu kommen. "Wir wollen mit offenen Türen im Wohnheim Barrieren abbauen", sagt er. Mütter können sich etwa dort auf die Terrasse setzen und haben ihre Kinder im Blick, während sie sich mit den Heimbewohnern unterhalten und ein Stückchen Kuchen essen. Natürlich können sie ihre Kinder auch mitbringen und für Leben unter den älteren Bewohnern sorgen. Eben ein gutes Miteinander pflegen.
Fröhliches Miteinander am Hainberg
Eine schöne Sache, für die Lebenshilfe erfüllt sich damit ein großer Wunsch. Wenngleich es mit der offiziellen Eröffnung in diesem Herbst wahrscheinlich nichts mehr werden wird, wie Christian Roßhirt anführt. Eines der Spielgeräte etwa hat eine längere Lieferzeit, und auch sonst hängt es vom Wetter ab, wie schnell die Arbeiten über die Bühne gehen können. Dennoch soll alles bis November soweit hergerichtet und Rasen angesät werden, dass im kommenden Frühjahr ein fröhliches Miteinander am Hainberg herrschen kann.
Wie geht es mit dem Schwesternwohnheim-Areal weiter?
Gleich nebenan wird derweil noch emsig Bauschutt abtransportiert. Vom ehemaligen Schwesternwohnheim neben dem Franziska-Streitel-Altenheim sind nur noch ein kleiner Steinhaufen, Schrott und die letzten Kellerwände übrig. Die Lastwagen des Abrissunternehmens Leinweber aus Künzell bringen Zug um Zug das Material weg, Ende des Monats soll es ganz verschwunden sein.
Wie es dann weitergeht, wie das Gelände letztendlich genutzt werden kann, weiß Bürgermeister Eberhard Streit derweil noch nicht. "Wir müssen uns nach den Möglichkeiten richten", sagt der Vorsitzende der Julius-Spital-Stiftung, die Gesellschafterin des Altenheims ist.
Wie entwickelt sich der Pflegebedarf?
Durch staatliche Aktivitäten und Vorgaben sind die Bereiche Pflege und Seniorenheime in Bewegung, es werde viel diskutiert, wie die Betreuung von alten Menschen in Zukunft aussehen wird. "Die Frage ist, wie sich der Pflegebedarf entwickelt", so Streit. Man werde vonseiten des Altenheims genau überprüfen, welche Weichen der Gesetzgeber stellt und dann den finanziellen Spielraum ausloten. "Bis dahin ist das Gelände für alle Möglichkeiten vorbereitet", so der Stadtchef.