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Mellrichstadt
Mellrichstadt: Kommt ein Nahwärmenetz am Hainberg?
Nahwärme statt Öl und Gas: In Mellrichstadt könnte ein Wärmenetz am Hainberg die Bewohner unabhängig von fossilen Brennstoffen machen. Was Hauseigentümer wissen sollten.
Über ein Nahwärmenetz versorgt die Biogasanlage in Mellrichstadt das Schwimmbad, die Oskar-Herbig-Halle (im Hintergrund), die Rhönmalz GmbH und das Schulareal in der Friedenstraße. Nun plant die Rhöngas GmbH die Einrichtung eines neuen Wärmenetzes am Hainberg.
Foto: Simone Stock | Über ein Nahwärmenetz versorgt die Biogasanlage in Mellrichstadt das Schwimmbad, die Oskar-Herbig-Halle (im Hintergrund), die Rhönmalz GmbH und das Schulareal in der Friedenstraße.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:00 Uhr

Russlands Krieg gegen die Ukraine ist eine menschliche Tragödie. Der Konflikt zeigt aber auch auf, wie abhängig Deutschland von Gas aus Russland ist. Hochaktuell war daher eine Offerte, die Vertreter der Bayerischen Rhöngas GmbH in der Stadtratssitzung in Mellrichstadt auf den Tisch legten. "Wir müssen uns insbesondere mit Blick auf die aktuelle Entwicklung Gedanken über die heimische Energieversorgung machen", sagte Geschäftsführer Thomas Merker. Und brachte eine Idee ins Spiel, die für die Stadt zukunftsweisend sein könnte: ein Nahwärmenetz am Hainberg.

Eine Umstellung von Gas auf Nahwärme geht nicht von heute auf morgen, das ist allen Beteiligten klar. Zumal laut Merker Gasnetze auch weiterhin gebraucht werden. Doch angesichts stetig steigender Energiepreise und unsicherer Prognosen für die Zukunft sei es jetzt an der Zeit, zu handeln und neue Möglichkeiten auszuloten, so Merker. "Und das auch mit Blick auf Klimaschutz und die Schonung von Ressourcen." Die Rhöngas GmbH möchte daher in Mellrichstadt ein neues Geschäftsfeld erschließen und am Hainberg eine klimaneutrale Wärmeversorgung aufbauen. Vorausgesetzt natürlich, dass die Bewohner von Mellrichstadts größtem Wohngebiet an dem Angebot interessiert sind.

Was spricht für ein Wärmenetz am Hainberg?

Warum ist der Hainberg in den Blick der Rhöngas-Strategen gerückt? Michael Gottwald, Abteilungsleiter für Wärme und regenerative Energien, sieht hier großes Potenzial für eine Nahwärmeversorgung: Der Hainberg ist dicht bebaut, und der Hausbestand überwiegend in einem Alter, in dem eine Investition in eine neue Heiztechnik durchaus infrage kommen könnte. Zudem ist die Verlegung von Glasfaseranschlüssen am Hainberg geplant, sodass hier zeitgleich mit der Telekom-Technik Wärmeleitungen in den Boden versenkt werden können. Für das geplante Neubaugebiet könnten ebenfalls gleich die Weichen in Richtung Nahwärmenetz gestellt werden, regte Gottwald an. Gute Gründe also, in einer Machbarkeitsstudie abzuklären, ob sich die Investition für das regionale Unternehmen lohnt.

So werden Leitungen für ein Nahwärmenetz verlegt (im Bild in Hopferstadt bei Ochsenfurt).
Foto: Archiv Josef Grieb | So werden Leitungen für ein Nahwärmenetz verlegt (im Bild in Hopferstadt bei Ochsenfurt).

Für Eigenheimbesitzer, die weg wollen von Öl und Gas, könnte sich der Anschluss an ein Nahwärme- oder auch Kaltwärmenetz lohnen, ist Gottwald überzeugt. Neben dem Umweltgedanken führt der Energie-Experte als Vorteile an, dass keine separate Heizanlage betrieben werden muss, sondern lediglich eine Übergabestation, von der Größe vergleichbar mit einer Gastherme, installiert wird. Auch die Stromkosten für den Betrieb minimieren sich. Zudem winke eine staatliche Förderung als Anreiz für den Umstieg auf die umweltfreundliche Energieversorgung.

Vorzeigeobjekt: Nahwärmenetz bis in die Friedenstraße

Ein Nahwärmenetz in Mellrichstadt läuft bislang schon sehr effizient, wie Gottwald in der Stadtratssitzung hervorhob. Die Biogasanlage in der alten Hendunger Straße versorgt große Abnehmer wie die Rhönmalz GmbH, einen landwirtschaftlichen Hof, das Schwimmbad, die Oskar-Herbig-Halle sowie das Schulareal in der Friedenstraße. Kindergarten und Hort sollen ebenfalls noch angeschlossen werden. Vier Blockheizkraftwerke an der Biogasanlage erzeugen kontinuierlich Strom und Wärme aus Rohbiogas, erläuterte der Fachmann. Den Brennstoff, darunter Maissilage, Gras, Sonnenblumen und Zuckerrüben, liefern Landwirte aus der Region.

Baustelle für ein Nahwärmenetz: Das Bild zeigt einen offenen Graben für die Verlegung von Wärmeleitungen.
Foto: Michael Mößlein | Baustelle für ein Nahwärmenetz: Das Bild zeigt einen offenen Graben für die Verlegung von Wärmeleitungen.

Ob es ein weiteres, großflächig angelegtes Netz in der Stadt geben wird, hänge nun von den Verbrauchern ab. Die Vertreter der Rhöngas GmbH wollen nach allen Seiten hin Interessen ausloten, Firmen und Landwirte ansprechen und natürlich Privatpersonen, um die Wirtschaftlichkeit zu ermitteln. Bis zum Sommer soll laut Michael Gottwald eine Machbarkeitsstudie erarbeitet werden, die als Grundlage für eine potenzielle Planung dient. "In den kommenden zwei Jahren könnte das Projekt dann schon umgesetzt werden", gibt Gottwald als sportliches Ziel aus. Thomas Merker hob abschließend hervor, dass der Aufbau eines Wärmenetzes ein Projekt der Rhöngas GmbH ist und die Stadt dem Unternehmen lediglich Wegerecht beim Ausbau erteilen müsste.

Stadt will von Anfang an Transparenz schaffen

Bürgermeister Michael Kraus dankte den Vertretern des Unternehmens für ihren ausführlichen Überblick über die Möglichkeiten alternativer Heizformen in Mellrichstadt. Auch wenn die Zeit noch nicht reif für Entscheidungen sei, wolle die Stadt die Bürger von Anfang an über mögliche Projekte informieren. Und machte deutlich: "Wir halten die Einrichtung von Wärmenetzen für eine gute Idee, die Rhöngas GmbH entscheidet, ob die Umsetzung wirtschaftlich ist."

 
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