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Bad Königshofen
Main-Post-Aktion "Zeichen setzen!": Beim Kochen lernen Geflüchtete die Menschen in Bad Königshofen kennen
Der Lions Club Bad Königshofen unterstützt Menschen, die in die Region geflüchtet sind - mit Sprachkursen, Behörden-Gängen oder einer besonderen Koch-Aktion.
Der Lions Club in Bad Königshofen - von links nach rechts: Frank Helmerich, Veronika Keim, Tina Martten, Katharina Rerich, Renate Knaut, Wolfgang Schlegel, Christine Wehe-Bamberger.
Foto: Josef Lamber | Der Lions Club in Bad Königshofen - von links nach rechts: Frank Helmerich, Veronika Keim, Tina Martten, Katharina Rerich, Renate Knaut, Wolfgang Schlegel, Christine Wehe-Bamberger.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:46 Uhr

Als die erste Flüchtlingswelle anrollte, wollte der Lions Club Bad Königshofen nicht zuschauen. Die Lions-Mitglieder wollten den verunsicherten und oft traumatisierten Menschen über die ersten Hürden helfen. Gemäß dem Motto aller Lions "We serve" entstand eine Helfer-Gemeinschaft mit Vorbildcharakter.

Den Mitgliedern des Lions Clubs in Bad Königshofen war gleich klar, dass Integrationsarbeit geleistet werden muss. Denn für viele der Geflüchteten ist aufgrund der Kriege in ihrer Heimat eine Rückkehr illusorisch. Deshalb ist es für sie eine Grundbedingung, die deutsche Sprache zu lernen. Die offiziellen, staatlich finanzierten Sprachkurse hängen vom Flüchtlingsstatus ab. Aber die nötige Anerkennung kann Monate bis Jahre dauern.

Ukrainer lernen Deutsch mit Hilfe des Lions Clubs Bad Königshofen

Der Lions Club finanziert deshalb seit 2013 Sprachkurse für Menschen in der Warteschleife, für Geduldete und für Mütter mit kleinen Kindern, die nicht regelmäßig teilnehmen können. Aktuell sind vor allem Geflüchtete mit Alphabetisierungsbedarf dabei.

Alle Beiträge unserer Main-Post-Aktion finden Sie hier: Zeichen setzen!

Auch Ukrainer lernen motiviert mit, die noch keinen Platz in den begrenzten offiziellen Kursen bekommen haben. "Wir springen ein, wenn nichts anderes läuft", sagt Renate Knaut vom Lions Club Bad Königshofen.

Christine Wehe-Bamberger startete mit dem Lions Club die Aktion 'Kulturgut kochen', um geflüchtete Menschen mit Einheimischen in Bad Königshofen bekannt zu machen.
Foto: Josef Lamber | Christine Wehe-Bamberger startete mit dem Lions Club die Aktion "Kulturgut kochen", um geflüchtete Menschen mit Einheimischen in Bad Königshofen bekannt zu machen.

Mit der Aktion "Kulturgut kochen" haben die Lions eine besondere Form der Integrationsarbeit gefunden. "Alle Menschen, die flüchten müssen, können sehr wenig aus ihrer Heimat mitnehmen. Umso wichtiger ist das, was sie im Kopf transportieren: Gedichte, Lieder und Kochrezepte", sagt Christine Wehe-Bamberger, eine der Aktiven des Lions Clubs in Bad Königshofen.

Sie hatte die Idee, Einheimische und Fremde durch gemeinsames Kochen miteinander bekannt zu machen. Die Zutaten finanzieren die Lions. "Das hat auch sehr gut ohne Sprachkenntnisse funktioniert", sagt die ehemalige Club-Präsidentin.

Bei der Integration von Flüchtlingen helfen in Bad Königshofen viele Menschen mit

Viele Helfer tragen dazu bei, dass Integrationsarbeit in Bad Königshofen gelingt. Das Jugendzentrum, die Museen in der Schranne und die Volkshochschule Rhön und Grabfeld mit Mehrgenerationenhaus bieten gemeinsam Ferienprogramme in allen Schulferien und organisieren das internationale Frauencafé. In Kita und Schule werden Kinder ohne Muttersprache Deutsch gut aufgefangen. "Wir arbeiten in Netzwerken", sagt die derzeitige Lions-Präsidentin Tina Mertten, die in der Gemeinde evangelische Pfarrerin ist.

Die evangelische Pfarrerin Tina Mertten ist derzeit Präsidentin bei den Lions in Bad Königshofen.
Foto: Josef Lamber | Die evangelische Pfarrerin Tina Mertten ist derzeit Präsidentin bei den Lions in Bad Königshofen.

Die Aktiven werden bei so vielen Kontakten schnell zur Anlaufstelle für private Probleme: Sie bearbeiten etwa mit den Geflüchteten unverständlichen Fragebögen in Beamtendeutsch oder begleiten sie zu Ärzten und Behörden.

Inzwischen befinden sich viele Helferinnen und Helfer an der Belastungsgrenze. Sie wünschen sich mehr Unterstützung von der Politik, weil auch die staatlichen Stellen hoffnungslos überlastet sind. Aktuell befinden sich mindestens 150 Geflüchtete aus vielen Ländern in Bad Königshofen.

Die Lions finanzieren viele Aktionen mit Hilfe eines jährlichen Adventskalenders

Nebenbei finanzieren die gut 40 Mitglieder zählenden Lions aus Bad Königshofen mit ihren Jahresbeiträgen und Spenden auch besondere Hilfsaktionen, wie kürzlich bei der Flutkatastrophe im Ahrtal, als sie spontan 3000 Euro gesammelt haben. Den Hospizverein Meinigen haben sie mit 3000 Euro unterstützt, die Aktion "Hilfe für kleine Ohren" mit 3500 Euro. Dabei legen die Lions Wert darauf, dass die Spenden direkt vor Ort ankommen und nicht durch die Bürokratie von Hilfsorganisationen wandern.

Eine wichtige Einnahmequelle ist der jährliche, beliebte Adventskalender, der in Zusammenarbeit mit den Lions aus Bad Neustadt herausgegeben wird. Mehrere Sachpreise und Einkaufsgutscheine warten hinter den einzelnen Türchen, die Kalender sind stets ausverkauft.

Der Lions Club in Bad Königshofen trifft sich einmal im Monat. Wer keine Zeit hat für eines der Treffen, spendet 15 Euro an einen guten Zweck.
Foto: Josef Lamber | Der Lions Club in Bad Königshofen trifft sich einmal im Monat. Wer keine Zeit hat für eines der Treffen, spendet 15 Euro an einen guten Zweck.

Jedes Jahr übernehmen andere Lions-Mitglieder die Club-Präsidentschaft

Fortschrittlich war der Lions Club Bad Königshofen schon in der Vergangenheit. Der 1969 gegründete Club nahm mit Brigitte Schmidt im Jahr 2000 erstmals eine Frau in die bis dahin den Männern vorbehaltene Gemeinschaft auf, 2005 gab es mit Christine Wehe-Bamberger die erste Präsidentin.

Die Präsidentschaft wechselt jährlich, das garantiert interessante Jahresthemen für die monatlichen Club-Abende, die die Präsidenten organisieren. Auch hier wurde eine Geldquelle eingebaut: Wer an einem Club-Abend nicht teilnimmt, zahlt 15 Euro für einen guten Zweck.

Die Aktion "Zeichen setzen!"

Die Aktion "Zeichen setzen!" zeichnet seit über 20 Jahren beispielhafte ehrenamtliche soziale Initiativen aus. Eine Jury wählt unter den Bewerbungen aus. Immer im Spätherbst werden dann vier Preise – dotiert mit 500 bis 3000 Euro – verliehen.
Initiativen können sich entweder selbst bewerben - oder sie werden von Dritten vorgeschlagen. Jede und jeder kann Personen oder Gruppen nennen, die Wichtiges zum Gemeinwohl beitragen. Eingereicht werden können Projekte und Initiativen aus Unterfranken und dem benachbarten Main-Tauber-Kreis.
Bewerbungen für die Förderpreise und eine Berichterstattung richten Sie bitte bis spätestens 30. September 2023 an:
Main-Post, Aktion "Zeichen setzen!", Berner Straße 2, 97084 Würzburg, E-Mail: zeichensetzen@mainpost.de
Oder: Lernwerk Volkersberg, Volkersberg 1, 97769 Bad Brückenau, E-Mail: zeichensetzen@volkersberg.de
Informationen rund um die Aktion, die Bewerbung, die Kriterien sowie erschienene Beiträge finden Sie unter www.mainpost.de/zeichensetzen und www.lernwerk.volkersberg.de.
MP
 
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