Als die erste Flüchtlingswelle anrollte, wollte der Lions Club Bad Königshofen nicht zuschauen. Die Lions-Mitglieder wollten den verunsicherten und oft traumatisierten Menschen über die ersten Hürden helfen. Gemäß dem Motto aller Lions "We serve" entstand eine Helfer-Gemeinschaft mit Vorbildcharakter.
Den Mitgliedern des Lions Clubs in Bad Königshofen war gleich klar, dass Integrationsarbeit geleistet werden muss. Denn für viele der Geflüchteten ist aufgrund der Kriege in ihrer Heimat eine Rückkehr illusorisch. Deshalb ist es für sie eine Grundbedingung, die deutsche Sprache zu lernen. Die offiziellen, staatlich finanzierten Sprachkurse hängen vom Flüchtlingsstatus ab. Aber die nötige Anerkennung kann Monate bis Jahre dauern.
Ukrainer lernen Deutsch mit Hilfe des Lions Clubs Bad Königshofen
Der Lions Club finanziert deshalb seit 2013 Sprachkurse für Menschen in der Warteschleife, für Geduldete und für Mütter mit kleinen Kindern, die nicht regelmäßig teilnehmen können. Aktuell sind vor allem Geflüchtete mit Alphabetisierungsbedarf dabei.
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Auch Ukrainer lernen motiviert mit, die noch keinen Platz in den begrenzten offiziellen Kursen bekommen haben. "Wir springen ein, wenn nichts anderes läuft", sagt Renate Knaut vom Lions Club Bad Königshofen.
Mit der Aktion "Kulturgut kochen" haben die Lions eine besondere Form der Integrationsarbeit gefunden. "Alle Menschen, die flüchten müssen, können sehr wenig aus ihrer Heimat mitnehmen. Umso wichtiger ist das, was sie im Kopf transportieren: Gedichte, Lieder und Kochrezepte", sagt Christine Wehe-Bamberger, eine der Aktiven des Lions Clubs in Bad Königshofen.
Sie hatte die Idee, Einheimische und Fremde durch gemeinsames Kochen miteinander bekannt zu machen. Die Zutaten finanzieren die Lions. "Das hat auch sehr gut ohne Sprachkenntnisse funktioniert", sagt die ehemalige Club-Präsidentin.
Bei der Integration von Flüchtlingen helfen in Bad Königshofen viele Menschen mit
Viele Helfer tragen dazu bei, dass Integrationsarbeit in Bad Königshofen gelingt. Das Jugendzentrum, die Museen in der Schranne und die Volkshochschule Rhön und Grabfeld mit Mehrgenerationenhaus bieten gemeinsam Ferienprogramme in allen Schulferien und organisieren das internationale Frauencafé. In Kita und Schule werden Kinder ohne Muttersprache Deutsch gut aufgefangen. "Wir arbeiten in Netzwerken", sagt die derzeitige Lions-Präsidentin Tina Mertten, die in der Gemeinde evangelische Pfarrerin ist.
Die Aktiven werden bei so vielen Kontakten schnell zur Anlaufstelle für private Probleme: Sie bearbeiten etwa mit den Geflüchteten unverständlichen Fragebögen in Beamtendeutsch oder begleiten sie zu Ärzten und Behörden.
Inzwischen befinden sich viele Helferinnen und Helfer an der Belastungsgrenze. Sie wünschen sich mehr Unterstützung von der Politik, weil auch die staatlichen Stellen hoffnungslos überlastet sind. Aktuell befinden sich mindestens 150 Geflüchtete aus vielen Ländern in Bad Königshofen.
Die Lions finanzieren viele Aktionen mit Hilfe eines jährlichen Adventskalenders
Nebenbei finanzieren die gut 40 Mitglieder zählenden Lions aus Bad Königshofen mit ihren Jahresbeiträgen und Spenden auch besondere Hilfsaktionen, wie kürzlich bei der Flutkatastrophe im Ahrtal, als sie spontan 3000 Euro gesammelt haben. Den Hospizverein Meinigen haben sie mit 3000 Euro unterstützt, die Aktion "Hilfe für kleine Ohren" mit 3500 Euro. Dabei legen die Lions Wert darauf, dass die Spenden direkt vor Ort ankommen und nicht durch die Bürokratie von Hilfsorganisationen wandern.
Eine wichtige Einnahmequelle ist der jährliche, beliebte Adventskalender, der in Zusammenarbeit mit den Lions aus Bad Neustadt herausgegeben wird. Mehrere Sachpreise und Einkaufsgutscheine warten hinter den einzelnen Türchen, die Kalender sind stets ausverkauft.
Jedes Jahr übernehmen andere Lions-Mitglieder die Club-Präsidentschaft
Fortschrittlich war der Lions Club Bad Königshofen schon in der Vergangenheit. Der 1969 gegründete Club nahm mit Brigitte Schmidt im Jahr 2000 erstmals eine Frau in die bis dahin den Männern vorbehaltene Gemeinschaft auf, 2005 gab es mit Christine Wehe-Bamberger die erste Präsidentin.
Die Präsidentschaft wechselt jährlich, das garantiert interessante Jahresthemen für die monatlichen Club-Abende, die die Präsidenten organisieren. Auch hier wurde eine Geldquelle eingebaut: Wer an einem Club-Abend nicht teilnimmt, zahlt 15 Euro für einen guten Zweck.