Lennard, ein absolutes Wunschkind, schlummert glücklich, brav und zufrieden im Arm seiner stolzen Eltern Loreena Markert (24) und Christoph Henning (26). Dabei hat der Bub schon vor seiner Geburt für ein Abenteuer mit viel Aufregung, Spannung und Nervenkitzel gesorgt. Nur weiß er noch nichts davon. Wenn er alt genug ist, werden ihm seine Eltern die Geschichte "Mit dem Hubschrauber von Bischofsheim nach Meiningen zur Entbindung" erzählen. "So etwas kennt man sonst nur vom Fernsehen", sagen beide am Telefon und lachen herzhaft. Anfang des Jahres, genau am 2. Januar, war ihnen danach nicht zumute.
Es war Samstag gegen 11 Uhr. "Ich habe Wehen bekommen, mich hingelegt und gehofft, dass sie wieder weggehen", sagt Loreena. Schließlich war der Geburtstermin erst der 27. Januar. Auch deshalb machte sie sich Sorgen. Sie rief ihre Hebamme Elisabeth Krenzer an, berichtete von ihrer Befürchtung, dass sie Fruchtwasser verloren hat. Elisabeth Krenzer riet ihr zur Untersuchung in einer Klinik. Beim Anruf im Rhön-Klinikum Campus erhielt Loreena eine Absage, weil dort keine Frühchen entbunden werden. Von einer Frühgeburt spricht man, wenn ein Kind vor Vollendung von 37 Schwangerschaftswochen geboren wird.
So machten sich der werdende Vater und die werdende Mutter mit dem Auto auf den Weg in die Klinik. Besser gesagt: Sie wollten, aber das Auto nicht. "Dabei ist es ein neues Modell", sagt Christoph Henning schmunzelnd. Das Fahrzeug hatte ein paar Tage draußen in der Kälte gestanden. "Wir sind mit 20 Stundenkilometern aus der Altstadt von Bischofsheim rausgetuckert." Wirklich voran kamen sie aber nicht.
"Ich habe es für unseren Sohn getan"
Kurzerhand wurde die Rettungswache in Bischofsheim angesteuert und Loreena in einen Rettungswagen gebracht. Schnell aber fiel angesichts der Wehen und Schmerzen die Entscheidung, doch den schnelleren Luftweg in die Klinik zu wählen. Und zwar nach Meiningen. "Das sollte sich als richtig erweisen, denn bei mir wurde später in Meiningen ein vorzeitiger Blasenriss festgestellt."
Zumindest ein bisschen Überwindung kostete Loreena der Transport im Helikopter. Sie hat zwar nicht unbedingt Flugangst, aber doch einen gewissen Bammel vor dem Fliegen. "Und in dieser außergewöhnlichen Situation erst recht." Aber der Zeitfaktor war das stichhaltigste Argument. "Lieber zehn Minuten im Hubschrauber als 35 Minuten im Krankenwagen durch die winterliche Rhön auf einer doch kurvenreichen Strecke", stellt Loreena fest. "Ich habe das für unseren Sohn getan."
Während der Hubschrauber abhob, kämpfte der Papa in spe weiter mit den Tücken seines Autos. "Ich bin weiter gefahren, mit 20, 30 Stundenkilometer den Berg hoch bis zum Parkplatz in der Nähe von Weisbach." Was die Fahrer zahlreicher Autos gedacht haben, die hinter ihm fuhren beziehungsweise "schlichen", will Christoph Henning lieber nicht wissen. Auf dem Parkplatz selbst machte er sein Fahrzeug aus, startete wieder. Das Ganze ein paar Mal und dann löste sich das Problem von selbst, der "Turbo" zündete wieder. Los ging's auf der Landstraße nach Meiningen – immer in Gedanken an seine Loreena und in der Hoffnung, dass das Baby nicht hoch über den Wolken zur Welt kommt. "Ich wollte unbedingt bei der Entbindung dabei sein."
In der Nacht war es mit der Ruhe vorbei
Umso mehr strahlte Christoph, als er gegen 16 Uhr seine Lebensgefährtin im Helios-Klinikum in Meiningen noch mit Kind im Bauch, bestens betreut von Hebamme Simone Thomas, antraf. Die Lage hatte sich beruhigt, Klein-Lennard wollte sich doch noch Zeit lassen. Das Paar freute sich über die gute Aufnahme, genoss die Atmosphäre dort und verbrachte die Nacht im Familienzimmer. Mit der Ruhe sollte es da vorbei sein. "Ich hatte jede Stunde Wehen, konnte bald nicht mehr liegen und bin ab 3 Uhr auf dem Gang hin- und hergelaufen", beschrieb Loreena ihre Gefühlswelt.
Um 6 Uhr trat Hebamme Karoline Albrecht ihren Dienst an, um 8.35 Uhr war der neue Erdenbürger da. "Ich hätte in diesem Moment keine bessere Hebamme haben können", lobt Loreena die Geburtshelferin. "Gesund, wir waren total glücklich", beschreibt der frisch gebackene Papa seine Gefühle. Und Loreena: "Die Geburt ist gut gelaufen." Christophs Unterstützung war ihr wichtig und hilfreich. "Bei jeder Presswehe habe ich mitgemacht und die Hand zur Faust geballt", sagt er lächelnd. Für ein Frühchen war der Junge mit genau 3000 Gramm Gewicht und einer Größe von 50 Zentimetern gar nicht so leicht und klein.
Die Eltern hatten verraten, dass ein Junge für weniger Schlaf sorgen wird. Nicht aber den Namen, der blieb bis zur Geburt geheim. Bei der Namenssuche kam ihnen zugute, dass beide Kinderpfleger sind, "dadurch kennen wir viele Namen", so Christoph. Er hat Loreena in Frankfurt am Main kennengelernt. Seit drei Jahren sind sie ein Paar und haben sich im Herbst 2020 im Hause Markert, den Eltern von Loreena, in Bischofsheim eine Wohnung eingerichtet.
Dank Lennard jetzt eine Fünf-Generationen-Familie
Dort herrscht große Freude über den Neuankömmling, der nicht nur durch seinen Hubschrauber-Flug Aufsehen erregte: Lennard ist zudem, wenn auch erst am 3. Januar geboren, das Neujahrs-Baby 2021 im Helios-Klinikum in Meiningen und sorgte dafür, dass die Markerts zu einer Fünf-Generationen-Familie geworden ist. Was selten ist. Dank Lennard wurde Ilse Ruppert (Dermbach in Thüringen) mit ihren 94 Jahren nämlich zum ersten Mal Ur-Ur-Oma. Harald Markert und Doreen Ruppert-Markert (Bischofsheim) heißen ihr erstes Enkelkind willkommen, Heinz und Elvira Ruppert (Dermbach) wurden zum ersten Mal Ur-Opa beziehungsweise Ur-Oma. Susanne und Brahim Fraidi (Mühlhausen, Thüringen) erfuhren Großeltern-Freuden zum vierten Mal, Mathias Berndt und Bettina Walter (Waiblingen) zum ersten Mal.
Loreena Markert ist es auch wichtig, ihren Bruder und jetzt Onkel Tobias mit seiner Freundin Sabrina Bott zu erwähnen ebenso wie Ruth Markert und Ralf Markert, die nun Großtante beziehungsweise Großonkel sind. Lennard trägt den Nachnamen seines Vaters. Ob da bald die Hochzeitsglocken läuten? "Ja, aber wenn's geht, nicht in Corona-Zeiten." Bis dahin lieben sich die beiden auch ohne Hochzeit.
Ich wüsste nicht warum ich dazu einen missmutigen Kommentar schreiben sollte. Wer meint, dass das sein muss soll sich vor den Spiegel stellen und abwatschen.
macht man da jetzt einen Bericht
mit tausend Namen!