Etwas abgeschoben ins Zonenrandgebiet fühlte sich Ernst Oestreicher schon, als es ihn in den Achtzigern zu seiner ersten Lehrerstelle ans Gymnasium Bad Königshofen verschlagen hatte. Viele Jahre und viele günstige Gelegenheiten später ist Professor Ernst Oestreicher nicht nur ein Bürger dieser Stadt, der sich in ihr sehr wohlfühlt. Seit der Jahresschlusssitzung des Bad Königshöfer Stadtrates Ende letzter Woche ist er Ehrenbürger der Grabfeld-Metropole. "Ich freue mich riesig", kommentierte er am Ende der Zeremonie durch Bürgermeister Thomas Helbling.   

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BAD KÖNIGSHOFEN

Er macht die Blasmusik professoral

Es war 1982, als er in der Kurstadt seine erste Stelle als Musiklehrer am Gymnasium antrat. Im Wendejahr 1989 kam auch für Oestreicher die Wende. Weil es seinen Vorgänger nach München zog, bewarb er sich um die Stelle des Leiters der Berufsfachschule für Musik. "Plötzlich war dieser Platz frei, der genau meinem Berufsfeld entsprach", so Oestreicher bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde im Sitzungssaal des Rathauses.

Das Bilden und Formen von Klangkörpern, Oestreichers große Leidenschaft, konnte er an der Berufsfachschule noch besser verwirklichen. Der gebürtige Eßlebener hatte schon 1976 das Jugendblasorchester Unterpleichfeld gegründet und ihm mit anspruchsvoller Blasmusik weitere Bekanntheit verschafft. 1995 wurde dort das Symphonische Blasorchester Unterpleichfeld gegründet.

Kontakt ins Schweinfurter Land blieb zeitlebens

Der Kontakt zur alten Heimat ist nie abgebrochen. In seiner neuen Heimat Bad Königshofen gab er alles für seine Berufsfachschule. "Damit habe ich eigentlich schon mein Lebensziel erreicht. Dort tätig sein, wo man die Ensembleleitung in Laien-Ensembles verbessern kann", sagte Oestreicher 2017 in einem Gespräch mit dieser Redaktion.  

Als Netzwerker in Sachen Musik hatte er sich immer stark gemacht für die Berufsfachschulen, die kulturpolitisch zeitweise durchaus auch für verzichtbar gehalten wurden. Dem Bad Königshöfer Haus verhalf er schnell zu stabilen Schülerzahlen, die den Erhalt gewährleisteten.   

Zum Ende des Schuljahres 2020/2021 verabschiedete sich der langjährige Schulleiter der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen, Prof. Ernst Oestreicher offiziell von seinen früheren Kollegen und den diesjährigen Absolventen, nachdem er zum Schulhalbjahr Mitte Februar seine aktive Tätigkeit an dieser Institution beendet hatte.

Den Ruhestand noch etwas hinausgezogen

Bereits im März 2020 hatte er zum Abschiedskonzert eingeladen, und zum Ende desselben Schuljahres sollte das Ausscheiden aus dem Schuldienst folgen. Doch ein völlig überraschender Rückzug des designierten Nachfolgers bewog ihn, den Ruhestand noch um ein halbes Schuljahr aufzuschieben. "Glück im Unglück für die Schule. Denn so konnte er das neue Auswahlverfahren moderieren und sein Amt nicht nur geordnet übergeben, sondern dem neuen Schulleiter Elmar Koch noch einige Wochen beratend zur Seite stehen", wie es Bürgermeister Thomas Helbling in seiner Laudatio ausdrückt.

Diese Entscheidung stehe beispielhaft für Oestreichers Verbundenheit und Verantwortungsbewusstsein für seine Berufsfachschule für Musik, so der Bürgermeister weiter. Oestreicher habe die Schule wie kein anderer geprägt und die Bad Königshöfer Einrichtung weit über die Region hinaus bekannt gemacht. Schließlich habe der neue Ehrenbürger der Stadt "auch wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung dieses Schultyps insgesamt" gegeben, so Helbling weiter.

Vom Bayerischen Musikrat bis zur Bundesvereinigung der Musikverbände

Eine ganz lange Liste von Ämtern vom Nordbayerischen Musikbund bis zur Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände oder dem Bayerischen Musikrat listete die Begründung zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde auf. "Wenn man mit Mut zur Tat schreitet, dann funktioniert der Laden auch", so Oestreicher in seinem Dankeswort. Es sei ihm gelungen, die Schule gut zu positionieren. "Ich hoffe, dass es gut war für die Stadt", so Oestreicher am Schluss seiner Rede.

Dass auch die Stadt sozusagen gut war für den Vollblutmusiker aus dem Schweinfurter Land, dürfte schnell bewiesen sein. "Ich habe schon mehr als die Hälfte meines Lebens hier verbracht und ich werde auch in unserem Häuslein bleiben".