Ist Biogas die ideale Ergänzung zu Fotovoltaik und Windenergie? Bei ihrem Besuch der Biogasanlage in Bad Königshofen ließ Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber keinen Zweifel daran, dass sie voll auf die Erzeugung von Strom und Wärme aus den Naturstoffen setzt. "Biogas ist mehr" zitierte sie den Slogan des Ministeriums und wies darauf hin, dass die Energieform unter anderem aus Blüh- und Wildpflanzen gewonnen wird. Das war auch das Thema einer Tagung im Kurzentrum des in Straubing ansässigen Vereins C.A.R.M.E.N, in die der Ministerinnenbesuch eingebettet war.
"Wir haben in Bayern 2750 Biogasanlagen mit einer elektrischen Leistung von 1450 Megawatt", was etwa der Leistung des im vergangenen Jahr abgeschalteten Kernkraftwerkes Isar 2 entspreche, betonte die Ministerin. Jede vierte Biogasanlage in Deutschland stehe in Bayern. Die im Jahre 2006 von 36 Landwirten errichtete und 2011 erweiterte Anlage in Bad Königshofen bezeichnete Kaniber als vorbildlich, weil mit ihr ein flexibler Betrieb möglich sei. Das heißt, dass die Anlage grundlastfähig ist und auch dann zugeschaltet werden kann, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.
Mehr als zwei Drittel der Anlagen könnten bald aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz fallen
Die Anlage stellte Mathias Klöffel, der Geschäftsführer der Bioenergie Bad Königshofen GmbH und Co KG, kurz vor. Sie erzeuge jährlich rund 13 Millionen Kilowatt Strom. Die sechs Kilometer lange Leitung des Nahwärmenetzes führt bis in die Altstadt und versorgt 63 Anschlussnehmer, unter anderem das Rathaus. Rund eine Million Liter Heizöl würden damit eingespart, so Klöffel weiter, der auch der immer wieder geäußerten Kritik entgegentrat, dass für Biogas zu viel Mais angebaut werde. Im Landkreis Rhön-Grabfeld betrage die Fläche lediglich acht Prozent.
Trotz aller positiven Eigenschaften des Biogases sieht die Ministerin mit großer Sorge in die Zukunft. Die Situation sei dramatisch, denn bis Anfang der 30er-Jahre würden mehr als zwei Drittel der bayerischen Anlagen aus dem EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) fallen. Deshalb setzt sie jetzt auch auf den von ihr angestrebten Machtwechsel in Berlin große Hoffnungen. "Wir müssen was machen", betonte sie unter dem Hinweis, dass sonst in den nächsten fünf Jahren, verteilt über ganz Bayern, eine Menge Investitions- und Bauruinen entstehen würden.
Viel mehr forderte die Landwirtschaftsministerin eine Erhöhung des Ausschreibungsvolumens auf 1200 Megawatt pro Jahr sowie eine Erhöhung des Flexibilitätszuschlags von 65 auf 120 Euro pro Kilowatt und die Einführung eines Klimazuschlags für besonders klimafreundliche Substrate.
Rhön-Grabfeld als eine der Gewinnerregionen?
Zu Beginn ihrer Stippvisite hatte sich Michaela Kaniber in das Goldene Buch der Stadt eingetragen. "Ihr Besuch unterstreicht die Bedeutung unseres Projekts und bestärkt uns in unserem Engagement für eine nachhaltige und zukunftsweisende Energieversorgung", freute sich Bürgermeister Thomas Helbling. Von Anfang an habe man auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Landwirten gesetzt, was nicht nur während der Energiekrise von unschätzbarem Wert gewesen sei, sondern schon lange zuvor richtungsweisend zum Ausbau erneuerbarer Energien beigetragen habe.
Landrat Thomas Habermann verwies in seinem kurzen Statement angesichts der allseits leeren Kassen auf eine ungewisse Zukunft. Vielleicht gelinge es ja, hier einen sehr großen Speicher für erneuerbare Energien zu erreichten. Beim Energietransport trage die Region zwar eine Sonderlast, so Habermann weiter, zeigte sich aber zuversichtlich, dass diese Regionen später eine der Gewinnerregionen sein werden.