
In den vergangenen Monaten glich Bad Königshofen einer großen Baustelle. Wieder sind Haushalte an das Nahwärmenetz angeschlossen worden. Alleine in den vergangenen Jahren wurden rund zwölf Kilometer Rohrleitungen verlegt. Aktuell finden diese Arbeiten in der Rathaus- und Bamberger Straße sowie an der Sparkasse statt.
Gerade in diesen Wochen, auch mit Blick auf die Auswirkungen des Ukraine-Krieges, stellen viele ihre Heizungsanlage auf die Wärmeversorgung der Biogasanlage um. Aktuell sind es mehr als 60 Hausanschlüsse, erklären Michael Gottwald und Matthias Klöffel von der Rhön-Grabfeld Wärme GmbH. Die Anlage werde, so Gottwald, "wärmegeführt gefahren". Das bedeutet, dass man entscheiden kann, wann Wärme benötigt wird. "Wir sind da flexibel", fügt Matthias Klöffel an. "Am Limit sind wir noch nicht, die Anlage kann noch einiges mehr leisten."
Großes Interesse wegen der aktuell hohen Preise
Versorgt werden Bereiche der Altstadt und einige Randgebiete von Bad Königshofen. Große Abnehmer sind vor allem die Frankentherme, die Schulen und auch das Elisabethaspital. Das Interesse ist groß, weil aufgrund der hohen Preise für Öl, Gas und Kohle erneuerbare Energien in den Fokus rücken.
Die Anlage erzeugt bis zu 98 Prozent erneuerbare Energie als Strom und Wärme. Kontinuierlich wurden Blockheizkraftwerke (BHKW) ausgebaut, wodurch mehr Wärme abgegeben werden kann, als zunächst prognostiziert worden war, erklärt Gottwald. Ab Mitte Oktober eines jeden Jahres leisten beide Anlagen 1500 Kilowattstunden.

Warum das Rathaus in Bad Königshofen für einen Durchbruch sorgte
Wenn im Frühjahr weniger Heizkraft genutzt wird, verringert sich diese Leistung entsprechend. Das ist im Betrieb der Bockheizkraftwerke möglich, die Anlage ist also flexibel einsetzbar. "Als 2017 das Bad Königshöfer Rathaus angeschlossen wurde, kam es zum Durchbruch", erinnert sich der Großbardorfer Klöffel. Danach seien viele private und geschäftliche Kunden dazugekommen.
Rückblickend verweist er auf das Jahr 2006, als 36 Landwirte in Bad Königshofen die Biogasanlage bauten. Damals begann alles mit 600 Kilowatt (kW) Strom- und ebenso hoher Wärmeleistung mit einem Blockheizkraftwerk. 2011 kam die zweite Anlage mit nochmals 600 kW dazu, ebenso ein zweites BHKW.
Klöffel und Gottwald: "Wir liefern ja fertige Wärme"
2014 wurde für die erste Anlage nochmals ein BHKW mit 900 kW angeschlossen. 2018 kam der Anschluss des vierten Blockheizkraftwerks hinzu. Die Leistung in der ersten Anlage liegt bei 900 kW und die in der zweiten Anlage bei 600 kW. Beide dürfen gleichzeitig betrieben werden. Aus allen Anlagen könnten insgesamt 3000 kW gewonnen werden. Matthias Klöffel und Michael Gottwald verweisen darauf, dass nicht nur die Heizungsanlagen entfallen, sondern auch die Wartungs-, Instandhaltungs- und Schornsteinfegerkosten. "Wir liefern ja fertige Wärme", sagen sie.
Gerade die Neubauten profitieren durch die Erfüllung heutiger Auflagen des Gebäude-Energiegesetzes (GEG) und werden entsprechend gut gefördert. Matthias Klöffel erwähnt die Erzeugung von Strom in der Biogasanlage. Dieser werde über die Börse in Leipzig vermarktet. "Strom-Erzeugung ist ebenfalls ein wichtiges Thema für die Zukunft, denn Biogas kann – im Vergleich zu Windrädern und Photovoltaikanlagen – geregelt werden."
Eine Garantie für eine Notabsicherung
Er schlägt zudem den Bogen vom aktuellen Düngemangel mit den damit verbundenen hohen Kosten zur Biogasanlage. "Der Mais, der die Anlage betreibt, wird als Zersetzungsrest zum Dünger, den kann man im kommenden Jahr verwenden." Auch verweisen Klöffel und Gottwald auf die Sicherheit bei der Versorgung. "Wir können aus Biogaswärme, Holzhackschnitzel und letztlich ganz wenig Öl auch eine Notabsicherung garantieren."

Mit Blick auf den heutigen Klimawandel waren die Grabfelder Landwirte 2006 Vorreiter in Sachen erneuerbare Energie. Mittlerweile gibt es in Unsleben, Mellrichstadt, Großbardorf und Ostheim weitere Anlagen. In Unsleben wird außerdem Biomethan erzeugt, das in das Gasnetz eingespeist wird und an das Ziegelwerk in Unsleben sowie an die umliegenden Ortschaften und weiter in das übergeordnete Netz fließt.
https://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/der-wollbach-ist-unterhalb-der-biogasanlage-biologisch-tot-art-5817051
Vorschlag: Mal einen Informationsabend darüber gestalten, nach dem Motto Frage - Antwort, Gegenüberstellung der Kosten zur Erzeugung Bioenergie gegenüber Kosten markttypischenEnergieen.