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Großbardorf
Landwirtschaft: Mit Sudangras und Hirse wagen und gewinnen
Halme mit gar keinen oder nur einigen Körnern wachsen gemeinsam mit Dinkel vom Vorjahr (rechts) auf.
Foto: Regina Vossenkaul | Halme mit gar keinen oder nur einigen Körnern wachsen gemeinsam mit Dinkel vom Vorjahr (rechts) auf.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:21 Uhr

Die späten Nachtfröste haben sehr großen Schaden verursacht, das wird deutlich, wenn man in diesen Tagen in Feld und Flur in Rhön-Grabfeld unterwegs ist. Was gelb auf den Äckern leuchtet und den Anschein gibt, hier stünden Getreidefelder in Blüte, ist in Wirklichkeit Wintergerste mit Ähren, die keine Frucht tragen. BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel schätzt die Schäden im Landkreis auf rund zwei Millionen Euro.

BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel zeigt sein Feld: Ungefähr 60 Prozent der Früchte sind erfroren.
Foto: Regina Vossenkaul | BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel zeigt sein Feld: Ungefähr 60 Prozent der Früchte sind erfroren.

Je nach Lage, Sorte und Entwicklungsstand war die Wintergerste gerade dabei, Ähren auszubilden, als die Eisheiligen ihrem Namen alle Ehre machten. Zum Frost kam die Trockenheit und ein eisiger Ostwind. Bis zu sieben Grad Minus wurden gemessen in der wichtigsten Entwicklungszeit. Ein Blick auf die Felder zeigt: Es gibt viele Halme, auf denen Ähren ohne Inhalt wachsen, manche haben nur ein oder zwei Körner.

Ausfälle bei der Wintergerste

Auf Klöffels Wintergerstenfeld war die Vorfrucht Dinkel, der konnte sich stellenweise wieder entwickeln, weil bei der Ernte immer einige Körner zu Boden fallen und das Wachstum durch die Folgefrucht nicht unterdrückt wurde. Jetzt steht auf dem Acker eine Mischung aus fast abgestorbener und oder wenig Ertrag versprechender Wintergerste, versetzt mit Dinkel.

Vielen Landwirten geht es ähnlich, denn die Wintergerste, die auch auf mageren Böden  mit wenig Wasser gedeiht, liegt an dritter Stelle der angebauten Feldfrüchte im Landkreis, an erster Stelle steht Weizen, an zweiter Raps. Auf rund 4000 Hektar wird sie im Landkreis angebaut. Jetzt sind geschätzte 700 Hektar in Biogasanlagen gewandert. "Es lohnt sich nicht, leere Körner zu dreschen", sagt Klöffel dazu.

Ein wichtiges Tierfutter

Die Wintergerste ist wichtig als Tierfutter, sie ist die Grundlage für die Mast von Schweinen und Rindern. Der Ausfall von geschätzten durchschnittlichen 60 Prozent geht nicht nur ins Geld, weil Viehzüchter wahrscheinlich Futter dazukaufen müssen und der Anbau außer Kosten fast nichts gebracht hat. Es stellt sich auch die Frage, ob es sich lohnt, die Wintergerste unterzupflügen und eine zweite Frucht anzubauen. Das kostet wiederum Saatgut und Energie. Immerhin hat es inzwischen geregnet und der Anbau könnte sich lohnen.

Überwiegend gelbe Felder kann man zur Zeit im Landkreis sehen, hier haben die Eisheiligen die Wintergerste geschädigt.
Foto: Regina Vossenkaul | Überwiegend gelbe Felder kann man zur Zeit im Landkreis sehen, hier haben die Eisheiligen die Wintergerste geschädigt.

Klöffel hat sich dafür entschieden, mit Sudangras, einer Hirseart, neue Wege zu beschreiten. Aufgrund der langen Sonnenstunden, die bevorstehen, könnte das gedeihen. Das Sudangras ist eine einjährige, tropische Pflanze, die sowohl für die Tierfütterung als auch für die Biogasanlage Verwendung findet. Es ist wärmeliebend, kommt mit wenig Wasser aus und stellt geringe Ansprüche an den Boden. Es kann das Wachstum bei Trockenheit unterbrechen und später wieder fortsetzen.

Mineralstoffreiches Getreide

Andere Kollegen haben sich für Hirse entschieden, auch neu im Landkreis. Die Hirse mit ihren vielen verschiedenen Sorten, ist ein sehr mineralstoffreiches Getreide, in dem Fluor, Schwefel, Phosphor, Magnesium, Kalium und im Vergleich zu anderem Getreide besonders viel Silizium (Kieselsäure), Eisen und Vitamin B6 enthalten ist. Sie wird als Tierfutter, für die Herstellung von glutenfreien Backwaren, in Asien und Afrika als Nahrung und als Grundlage für die Bierherstellung verwendet.

"Es ist ein Wagnis, aber wir müssen uns auf die neue Situation einstellen", sagt Klöffel. Er hat erstmals auch Sojabohnen angesät, von denen lange gesagt wurde, dass sie hier nicht gedeihen. Er ist gespannt, wie sie sich entwickelt, die bisherigen Pflanzen würden viel versprechend aussehen.

 
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