
Die glorreiche SPD ist die älteste demokratische Partei Deutschlands. Entsprechend alt sieht sie derzeit auch in Umfragen aus. Und wie man es von älteren Herrschaften kennt, wollen sie noch mehr als ein Wörtchen mitreden, obwohl die Jüngeren längst ihr eigenes Ding machen.
Die alte Tante SPD wird dem Rhönkauz diese Einleitung zur heutigen Glosse nicht übel nehmen. Aber irgendwie muss man die Leserinnen und Leser zum großen Thema Kultur führen. Echte Genossen wissen, dass Kunst und Kultur Machwerke der Bourgeoisie, also der bürgerlichen Gesellschaftsschicht sind. Die echte Arbeiterklasse bevorzugte schon immer Kampflieder statt Beethovens später Klaviersonaten oder einen Pirelli-Kalender statt einem Kandinsky.
Womit der Rhönkauz schon bei der Kultur im Landkreis Rhön-Grabfeld ist. Kreisgalerie, Kreis-Depot, Kloster Wechterswinkel, Kulturagentur: Der Landkreis lässt es sich etwas kosten, damit der Rhön-Grabfelder mehr ist als nur ein Lebewesen, das isst, arbeitet, schläft und wieder isst.
Doch das Geld wird immer knapper und Sparvorschläge müssen her. Wie zum Beispiel der Vorschlag der SPD im Kreistag, der Landkreis möge sich von nicht ausgestellten Kunstwerken trennen, um die klammen Kassen zu füllen. Eine Idee, die der Rhönkauz vollumfänglich unterstützt.

Allerdings würde er einen Schritt weiter gehen. Vor allem die bekannte Kunst im Landkreis könnte zum Geldbringer werden, der den Haushalt spürbar entlastet. Nehmen wir nur die Skulptur "Die Liegende" von Richard Mühlemeier, die im Stadtpark von Mellrichstadt schon immer den Betrachter anzieht. Eigentlich könnte der reiche Rhönklinikum-Konzern das Werk kaufen und damit den Bettentrakt künstlerisch aufwerten. Die wunderbar realistischen Fußsohlen verleiten aber auch zu einer Kitzel-Attacke, auch Kinder hätten also ihren Spaß daran.
Kenner der Kunst wissen freilich, dass es noch ganz andere Werke von Rang gibt. Wer je zur Privataudienz bei Landrat Thomas Habermann geladen war, der weiß um ein modernes Gemälde gleich neben seinem Büro. Eine Nakedei ist darauf zu sehen. Mehr nackt geht eigentlich nicht, denn dann kommen schon die Innereien, um es unverblümt auszudrücken. Künstlerisch denkende Menschen werden von Kreatürlichkeit sprechen. Der Rhönkauz als Spross der Arbeiterklasse hingegen sieht Parallelen zum oben erwähnten Pirelli-Kalender.
Sei's drum: Der Kunst-Schinken – und das ist angesichts der Fleischlichkeit fast wörtlich zu nehmen –müsste doch wirklich Geld in die Kassen bringen. Eigentlich müsste das Werk im Berliner Kanzleramt ein neues Zuhause finden. Schließlich passt auch dorthin die steuerpolitische Botschaft, wonach man einer nackten Frau nicht in die Tasche greifen kann.
Der Rhönkauz überlegt erst gar nicht weiter, ob der nackte Mann, das Gemälde-Pendant an der Wand gegenüber dem Landratsbüro, gar noch mehr Geld bringen könnte. Er hat nur noch einen Gedanken: Natürlich hätte sich der Landrat das eine oder andere Kunstwerk sparen können. Die SPD aber so manchen Sparvorschlag auch!