Tote, Verletzte, zerbombte Häuser und hunderttausende Menschen auf der Flucht. Der Krieg, den Russland gegen die Ukraine entfachte, hat viel Elend gebracht. Gleichzeitig wächst auch in Rhön-Grabfeld die Bereitschaft, den Flüchtlingen hier und den Menschen in der Ukraine zu helfen. Die ersten Flüchtlinge sind hier am Montagnachmittag eingetroffen. Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen im Landkreis für die Aufnahme und Unterbringung dieser Menschen.
Am Dienstagmittag trafen sich die unterfränkischen Landrätinnen und Landräte sowie die Oberbürgermeister der kreisfreien Städte mit Vertretern der Regierung von Unterfranken bei einer virtuellen Konferenz, um sich abzustimmen und die Erfassung der Ankommenden sowie ihre Unterbringung zu organisieren. Dabei wurde zum einen deutlich, dass die Gebietskörperschaften die Flüchtlinge so gut als nur möglich aufnehmen möchten. Zum andern aber auch, dass die Entwicklungen schwer absehbar sind, was Planungen und Reaktionen erschwert, weshalb dann auch noch nicht alle Fragen im Detail geklärt werden können. In den nächsten Tagen werden dazu weitere Vorgaben von der Staatsregierung sowie von der Bezirksregierung erwartet.
An einem Punkt gibt es allerdings keinen Unklarheiten, wie stellvertretender Landrat Josef Demar in einem Gespräch mit dieser Redaktion betonte: Die Hilfsbereitschaft der Rhön-Grabfelder Bevölkerung sei enorm und werde die der Flüchtlingskrise von 2015 noch übertreffen. Die "Verachtung für diesen Krieg" sei so groß, dass die Menschen unbedingt etwas gegen das damit verbundene Elend unternehmen möchten.
Knowhow bei den Wohlfahrtsverbänden
Wie nach dem Gespräch aus dem Landratsamt verlautete, hat der Landkreis inzwischen eine Anfrage an die Gemeinden gestartet, um den Leerstand von geeigneten Unterkünften abzufragen und geeignete Unterkünfte zu akquirieren. Genauere Angaben darüber könnten aktuell allerdings noch nicht gemacht werden. Daneben seien Kontakte mit der Caritas und dem Roten Kreuz aufgenommen worden. Welche Aufgaben die Wohlfahrtsverbände übernehmen könnten, sei ebenfalls von der weiteren Entwicklung abhängig, hieß dazu.
In jedem Fall bestehe eine Flüchtlings- und Integrationsberatung im Landkreis. Wie die Unterstützung der Flüchtlinge im Einzelfall erfolgen werde, müssen man sehen. Das hänge zum Beispiel davon ab, ob die Flüchtlinge aus der Ukraine von Verwandten zu sich geholt worden seien.
Bei der Vielzahl von Aktivitäten im Landkreis, um Flüchtlinge zu unterstützen oder Hilfsleistungen in die Ukraine zu bringen, will der Landkreis nicht koordinierend eingreifen. Hier hätten die Hilfsorganisationen wie BRK oder Caritas das erforderliche Wissen und auch die nötigen Helfer.
Der Landkreis plant derzeit auch keine zentralen Stellen für die Sammlung von Hilfsgütern. Es stehe überhaupt nicht fest, was gebraucht wird, lautet die Antwort auf eine entsprechende Frage dieser Redaktion. Es mache keinen Sinn, irgendwas zu sammeln, vom dem man nicht wisse, ob und in welcher Menge es gebraucht wird.
Eigene Mail-Adresse für Ukraine-Hilfe
Nach derzeitigem Stand möchte der Landkreis die Einrichtung größerer Notunterkünfte für die oft traumatisierten Flüchtlinge, zum Beispiel in Turnhallen, vermeiden - nicht zuletzt auch aus Corona-Gründen. Stattdessen setze man derzeit auf die Akquise von anderen Wohnmöglichkeiten. Vereinzelt seien solche auch schon von Privatleuten angeboten worden. Wer Wohnraum zur Verfügung stellen möchten, kann diesen ab Mittwochmittag melden. Ab 12 Uhr ist dann mit ukrainehilfe@rhoen-grabfeld.de eine eigene E-Mail-Adresse für die Ukraine-Hilfe eingerichtet.
An diese Adresse können sich dann auch Rhön-Grabfelderinnen und Rhön-Grabfelder wenden, die andere Hilfsangeboten machen möchten. Hilfreich könnten hier zum Beispiel Ukrainisch-Kenntnisse zum Dolmetschen sein.
Was man nicht machen sollte, so heißt es aus dem Landratsamt, sei es einfach irgendwelche Sachspenden sammeln, ohne dass Bedarf besteht. Auf keinen Fall sollte man einfach mit dem Auto zur Grenze fahren und Flüchtlinge privat in den Landkreis transportieren, die man dann selbst nicht alle unterbringen kann.