Weihbischof Ulrich Boom segnet am Donnerstag in der Roßmarktstraße 22 in Bad Neustadt im Rahmen einer kleinen Andacht um 14.30 Uhr die Statue der Heiligen Lioba. Sie ist am Elternhaus von Domkapitular Thomas Keßler angebracht.
Lioba ist die Namenspatronin seiner im Jahr 1954 mit einem Jahr verstorbenen Schwester. Dem Domkapitular ist es wichtig, durch Lioba zu zeigen, dass Frauen in der Kirche einen bedeutenden Platz hatten und auch heute haben müssen.
Erstmals wird mit der Skulptur der Heiligen Lioba übrigens wieder einmal eine Hausfigur an einem Gebäude in der Innenstadt angebracht. "Es war mir auch wichtig, dass ein Zeichen des Glaubens in der Innenstadt dadurch sichtbar wird", sagt der Domkapitular.
Thomas Keßler, Pfarrer der Pfarreiengeminschaft St. Martin, Brend, hatte die Figur von dem Bildhauer Franz Prinke aus Teisendorf schaffen lassen. Er gestaltete sie aus Untersberger Marmor.
Der Künstler ist Thomas Keßler von einem Urlaubsaufenthalt bekannt. Die Statue ist 80 Zentimeter groß und zeigt Lioba mit ihrem Äbtissinnenstab, dem Evangeliar und einer Glocke darauf.
Diese Legende rankt sich um Lioba
Die Legende berichtet dazu, dass Liobas Mutter Aebbe bereits alt war, sich aber sehnlichst ein Kind wünschte. Eines Nachts soll sie geträumt haben, dass in ihrem Schoß eine Kirchenglocke läutete. Die Eltern deuteten den Traum als Zeichen dafür, dass ihr Wunsch erhört worden war, und beschlossen, das Kind Gott zu weihen. Das Mädchen erhielt den Namen Truthgeba (Gottesgabe), ihr Beiname war Lioba (die Liebe Gebende).
710 wurde sie geboren und mit 72 Jahren starb sie in Schornsheim bei Mainz. Sie wird als eine der bekanntesten Mitmissionarinnen des heiligen Bonifatius, der ein Verwandter der Familie war, bezeichnet, berichtet Domkapitular Thomas Keßler.
Um 720 schickten Liobas Eltern ihre Tochter zur Erziehung in das Benediktinerinnenkloster Wimborne in der Grafschaft Dorset. Eines Nachts, so berichtet Rudolf von Fulda, der das Leben der Heiligen aufarbeitete, soll sie geträumt haben, dass ein roter Wollfaden aus ihrem Mund kommt. Eine Nonne deutete den Wollfaden als Zeichen für die Lehre Gottes, die aus ihrem Inneren kommt und die sie durch ihre Taten erfahrbar macht.
Lioba lebte in den Klöstern Kent und Minster
Lioba lebte in den Klöstern Kent und Minster (Ramsgate), die den heiligen Bonifatius bei seiner Missionsarbeit im Fränkischen Reich unterstützten. Um 735 folgte Lioba gemeinsam mit Cynehild, Walburga und ihrer Cousine Thekla Bonifatius' Ruf.
Er errichtete mehrere Frauenklöster in Thüringen und im Raum Würzburg, darunter auch das Kloster Tauberbischofsheim. Lioba machte er dort zur Äbtissin, wo sie die Frauen und Töchter des örtlichen Adels unterrichtete. Unter ihrer Leitung entwickelte sich das Kloster zu einem bedeutenden Kultur- und Bildungszentrum für das ganze Umland.
Klosterschule in Tauberbischofsheim
Auch Lioba selbst gründete in den folgenden Jahren mehrere Klöster und errichtete in Tauberbischofsheim eine Klosterschule zur Ausbildung des Lehrerinnennachwuchses. Sie soll ein gern gesehener Gast am Hof von Karl dem Großen gewesen sein und auch Pippin, der König der Franken, und seine Söhne Karl und Karlmann verehrten sie. Bischöfe besprachen mit ihr kirchliche Einrichtungen, da sie in den Schriften sehr gelehrt und vorsichtig im Rat war.
Bevor Bonifatius zu seiner letzten Missionsreise aufbrach, soll er Lioba noch einmal getroffen haben und ihr, wohl in Vorahnung des bevorstehenden Todes, sein Mönchsgewand überreicht haben.
Letzte Ruhe im Kloster auf dem Petersberg in Fulda
Lioba wurde zunächst in der Klosterkirche der damaligen Benediktinerabtei Fulda ganz in der Nähe vom Grab des heiligen Bonifatius bestattet. Schon bald kamen die ersten Pilger und verehrten Lioba als Heilige.
836 ließ der Fuldaer Abt und Mainzer Erzbischof Hrabanus Maurus die Gebeine in das neu gegründete Kloster auf dem Petersberg in Fulda überführen. An ihrem zentralen Wirkungsort Tauberbischofsheim wurde Lioba zur Stadtpatronin erhoben.