Zurück zu den Wurzeln, zurück in der alten Heimat: Thomas Keßler (64), Domkapitular und in den letzten fünf Jahren als Generalvikar der rechtmäßige Vertreter des Bischofs in der Diözese Würzburg, wurde im Einführungsgottesdienst in der Kirche in Herschfeld als neuer Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft St. Martin, Brend, mit offenen Armen und großer Freude empfangen. Keßler will gemeinsam mit allen an der "Baustelle Kirche", zu der er in seiner Predigt deutlich Stellung bezog, "im Geist des Evangeliums weiterbauen".
Dekan Andreas Krefft überreichte Thomas Keßler die bischöfliche Urkunde, mit der er zum Pfarrer der Pfarreien Brendlorenzen, Herschfeld mit Dürrnhof, Rödelmaier und der Kuratie Lebenhan ernannt wurde. Das macht ihn gleichzeitig zum Leiter der Pfarreiengemeinschaft St. Martin, Brend, und beauftragt ihn zur Mitarbeit im pastoralen Raum Bad Neustadt. Darauf freut sich Krefft. "Du bist ja hier bei weitem kein Unbekannter und dein guter Ruf ist dir schon längst vorausgeeilt", sagte der Dekan. Thomas Keßler komme mit einer "großen Palette an Erfahrungen, wovon wir alle hier in unserem pastoralen Raum profitieren werden". Angesichts der Biografie von Thomas Keßler, der in Bad Neustadt geboren wurde, im Rhön-Gymnasium das Abitur ablegte und 1984 von Bischof Paul-Werner Scheele zum Priester geweiht wurde, stellte Krefft fest: "Über die Berufung zum Generalvikar und über die Wahl zum Domkapitular hatten sich die Bad Neustädter riesig gefreut. Ein stolzes 'Wir sind Generalvikar' war damals in aller Munde."
Friedvolle, von Respekt geprägte Kontakte
Krefft nahm Bezug auf die Lesung aus dem Buch Ezechiel vom Hirten, der seine Schafe weidet und der eine besondere Beziehung zu ihnen hat. Er stellte fest, dass dieses Sinnbild immer wieder mit Jesus in Verbindung gebracht werde. "Das trifft aber auch auf einen Seelsorger zu, der dessen Auftrag ernst nimmt." Gerade jetzt in Corona-Zeiten sei dies "eine schwierige und doch so wichtige Aufgabe, die Probleme 'unserer Schäfchen' zu sehen und, wo es möglich ist, helfend einzugreifen". Für die pastorale Zukunft, die Keßler sehr am Herzen liege, wünschte ihm Dekan Krefft "eine Herde, die ihrem Hirten vertrauensvoll zu folgen wagt". Keßler werde, davon ist Krefft überzeugt, zu einem "wichtigen Brückenbauer zwischen dem Ordinariat und dem Dekanat, aber auch zwischen den Seelsorgern und den Gläubigen der einzelnen Pfarrgemeinden". Er wünschte ihm "friedvolle, von Respekt geprägte Kontakte".
Das Bild der Baustelle zog sich wie ein roter Faden durch seine Predigt. Eine solche bilde momentan die Straßenbaumaßnahme in Herschfeld. "Meist unbequem, mit Einschränkungen, Schmutz und Lärm verbunden. Wenn aber nicht gebaut wird und sich nichts verändert, geben die Folgen des Nichtstuns dann Anlass zu noch größerem Ärger", sagte Keßler. "Wir alle gehören zu einer Baustelle, zu der im Gegensatz diese Straßenbaumaßnahme ein Klacks ist." Damit meinte er "unsere gesamte katholische Kirche". Hier herrsche der Eindruck vor, dass so recht nichts voran gehe. Der synodale Weg arbeite sich an Themen ab, die schon bei der Würzburger Synode von 1971 bis 1975 im Würzburger Dom beraten worden seien. Einige Überlegungen, wie zur Rolle der Frau in der Kirche (zum Beispiel zum Diakonat), zu Zulassungsbedingungen zum priesterlichen Amt und zur Ökumene seien damals Rom vorgelegt und nicht beantwortet worden. "Heute gibt es wenigstens Antworten, die allerdings nach allem Möglichen klingen, nur nicht nach Veränderung."
Gemeinsam auf der Straße des "Miteinander-Kirche-Seins"
Enttäuschung und Frust würden sich bei vielen engagierten Christen ausbreiten und das Bewusstsein, dass "die Bischöfe, Priester und Diakone genauso zum Volk Gottes gehören wie Frau Müller und Herr Meier, kann so nicht wirklich wachsen. Es bleibt der Eindruck einer innerkirchlichen Spaltung haften". Trotz allem plädiert Thomas Keßler für Optimismus, auch wenn es "viel Gottvertrauen braucht, um sich den langen Atem bei dieser riesigen Baustelle zu bewahren". Keßler weiß, dass die Großbaustelle 'Neuausrichtung der Seelsorge in den entstehenden pastoralen Räumen in unserer Diözese' "für uns alle eine große Herausforderung darstellt". Er versprach jedoch: "Wir werden die Seelsorge im entstehenden pastoralen Raum Bad Neustadt mit seinen Pfarreiengemeinschaften miteinander abstimmen und uns dafür einsetzen, dass eine Straße des ,Miteinander-Kirche-Seins' und des gemeinsamen Glaubens entsteht, auf der wir gerne zusammen unterwegs sind." Er habe in seiner vorherigen Aufgabe oft die Sorge gehört, dass nur noch groß gedacht werde und die Gemeinden dabei auf der Strecke bleiben würden. "Lasst die Kirche im Dorf", hieß es oft. "Es wäre wirklich fatal, wenn die Gemeinden vor Ort sich am Ende als Verlierer vorkommen würden. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, kirchliches Leben vor Ort zu erhalten – wenn es dort auch mitgetragen wird."
Nach dem Gottesdienst und vor dem Schlusssegen sagte Günter Henneberger als Sprecher der Pfarreiengemeinschaft St. Martin, Brend, dem neuen Pfarrer ein herzliches Willkommen. Für ihn trifft das Wort "neu" aber nicht ganz zu, "denn wir beide sind seit unserer Kindheit miteinander befreundet". Er kenne Keßlers christliche Einstellung, "seine Liebe zu Gott und zu den Menschen. Und auch zu den Tieren". Henneberger sagte weiter: "Wir können uns glücklich schätzen, erstens einen sehr erfahrenen und engagierten pastoralen Praktiker als Pfarrer zu bekommen, zweitens einen, der auch den Draht nach Würzburg hat, den Blick auf das Bistum und auf die Pastoral der Zukunft. Schließlich einen, der uns Laien wirklich ernst nimmt." Zusammen mit der Kerze der Pfarreiengemeinschaft zierten fünf Symbole der dazugehörenden Pfarrgemeinden den Altar.
Bei einer Kutschfahrt auf Kennenlern-Tour
Henneberger unterstrich die Notwendigkeit zu bauen: "Wir brauchen, ohne die alten Wege zu verachten und zu vernachlässigen, neue Straßen zu den Menschen und für die Menschen. Das wollen wir mit dir zusammen tun." Keßlers Tierliebe blieb nicht unerwähnt und bildete die Idee für das Geschenk. Laut Henneberger seien die Tiere von Thomas Keßler immer größer geworden: angefangen vom Wellensittich und von Brieftauben über Schafe, einen Hund und andere Tiere auf dem Hof bis hin zu Pferden. "Die Steigerung könnte jetzt nur noch ein Elefant in der Roßmarktstraße (dort steht sein Elternhaus) sein... Das wäre eine Attraktion, aber doch zu exotisch.“ So wurde Thomas Keßler eine Kutschfahrt durch das Gebiet seiner Pfarreiengemeinschaft geschenkt – gerade auch in dem Wissen, dass ihm die Trennung von seinen Pferden schwer gefallen ist. Das soll im Frühjahr passieren, "wenn es grünt und blüht und Corona es zulässt". Dabei kann er seine Gemeinden noch besser kennen lernen, "es ist also gewissermaßen auch eine Dienstfahrt", schloss Henneberger.
Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner hieß Pfarrer Thomas Keßler in seiner alten und neuen Heimat willkommen. Vor dem ersten Gespräch mit ihm habe er fast ein bisschen Ehrfurcht gehabt. Er habe festgestellt, dass die Augen des Pfarrers leuchten, wenn es um das Zwischenmenschliche geht. Werner wünschte dem Geistlichen "viel Kraft und Freude" in seinem Amt. Auch Rödelmaiers Bürgermeister Michael Pöhnlein sagte ein herzliches Willkommen und freut sich auf eine gute Zusammenarbeit.
Ein Kind der Stadt, ein Kind der Heimat
"Wir freuen uns alle, dass du wieder da bist", sagte Landrat Thomas Habermann mit Blick zu Thomas Keßler. "Er ist ein Kind der Stadt, ein Kind der Heimat mit einem sehr interessanten Lebenslauf", strich Habermann heraus und schloss sich ansonsten in vollem Umfang den Ausführungen von Günter Henneberger an. Der Pfarrer werde, so Habermann, mit vielen Menschen in Kontakt kommen, "denen du vieles geben kannst". Keßler sagte abschließend "Danke für die ermutigenden Worte". Er freue sich auf eine "gute, gemeinsame Zeit und ein herzliches Miteinander auf Augenhöhe".
Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Thomas Keßler seinem Vorgänger Hans Beetz für seinen engagierten Dienst in der Pfarreiengemeinschaft ein "herzliches Vergelt's Gott" gesagt – in seiner Funktion als Domkapitular, im Namen des Bischofs und aller, die in der Diözese eine besondere Verantwortung tragen. Hans Beetz habe seinen Dienst als Pfarrer in einer "großen Nähe und Liebe zu den Menschen ausgeübt. Das bleibt auch für mich ein Ansporn".
Eine tolle Veranstaltung mit "nur" 150 Personen in einem dauerhaft geschlossenem Raum, schade dass da nicht gleich die ganze Gemeinde eingeladen war.
Welche Glaubwuerdigkeit zur Einhaltung der Lockdown-Regeln wollen uns normalen Buergern denn unsere lokalen politischen und kirchlichen Granden noch vermitteln, wenn sie sich freundlich grinsend und natuerlich ohne Masken (um auch gut erkannt zu werden) zu einem Gruppenbild vereinen.
Herr, schmeiss Hirn vom Himmel !!