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Ostheim
Kohlensäuremangel auf dem Getränkemarkt: Warum der Ostheimer Öko-Limo-Hersteller Bionade damit kein Problem hat
Viele Brauereien und Getränkehersteller treiben gerade Sorgen um, weil es an Kohlensäure mangelt. Nicht so bei den Rhöner Öko-Pionieren. Was läuft hier anders?
Die Bionade GmbH in Ostheim kann angesichts des Mangels an Kohlensäure auf dem Markt gelassen bleiben.  
Foto: Christian Hüther | Die Bionade GmbH in Ostheim kann angesichts des Mangels an Kohlensäure auf dem Markt gelassen bleiben.  
Simone Stock
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:17 Uhr

Für ein prickelndes Geschmackserlebnis bei Limonaden braucht es Kohlensäure. Diese ist allerdings gerade ziemlich knapp am Markt. Weil geschätzt weniger als die Hälfte der sonst üblichen CO₂-Liefermengen verfügbar sind, müssten einzelne Getränkehersteller und Brauereien ihre Produktion bereits einschränken, heißt es beim Deutschen Brauer-Bund.

Der Mangel an Kohlensäure ist auf die Düngemittelbranche zurückzuführen, wie Tobias Bielenstein, Sprecher der Genossenschaft Deutscher Brunnen, gegenüber der dpa erklärt: "Als die Gaspreise extrem gestiegen sind, haben die Hersteller von Düngemitteln ihre energieintensive Produktion zurückgefahren. Ein Nebenprodukt der Herstellung ist CO₂." Da Kohlensäure durch die Reaktion von Kohlendioxid und Wasser entsteht, bedeutet das in der Folge: Ohne CO₂ gibt es keine Kohlensäure. 

Bei der Ostheimer Bionade GmbH, die auf dem Markt der Bio-Limonaden ganz vorn mitmischt, bleibt man angesichts des Kohlensäuremangels auf dem Getränkemarkt gelassen. Die Herstellung von Bionade ist von dieser Entwicklung nicht betroffen. Warum das so ist, sagt Marketingchefin Svenja Lonicer auf Anfrage dieser Redaktion.

Frage: Wofür wird Kohlensäure bei der Produktion von Bionade gebraucht?

Svenja Lonicer: Kohlensäure wird bei den alkoholfreien Erfrischungsgetränken von Bionade als Zutat verwendet, denn sie sorgt für die typische Spritzigkeit und das erfrischende Geschmackserlebnis.

Ist noch genügend Kohlensäure in firmeneigenen Tanks vorhanden?

Lonicer: Ja! Für Bionade verwenden wir nämlich biogene Kohlensäure und keine technische Kohlensäure. Dabei gibt es unterschiedliche Verfahren, um biogene Kohlensäure zu gewinnen, entweder als Beiprodukt aus der Produktion von Bioethanol oder diejenige, die aus Vulkanmasse entstanden ist, aus dem Erdinneren gewonnen und gefördert wird und aus früheren vulkanreichen Regionen stammt. Diese Form der natürlichen Quellkohlensäure ist von dem Engpass nicht betroffen.

Gibt es einen Notfallplan, wenn Kohlensäure ganz ausgeht?

Lonicer: Grundsätzlich setzen wir bei Bionade auf langfristige Partnerschaften und Verträge, um möglichst selten in eine Engpasssituation zu kommen. Aktuell haben wir keine Mangellage, so dass wir sagen können, mit dieser Vorgehensweise gut aufgestellt zu sein.

Wie sieht es insgesamt mit Energiekosten bei der Produktion aus?

Lonicer: Die enormen Kostenbelastungen für die Getränkebranche sehen wir mit großer Sorge, nicht nur hinsichtlich Energie. Auch in allen anderen Bereichen erleben wir bisher ungekannte Preissteigerungen, von den natürlichen Rohstoffen über Verpackungen (Mehrwegflaschen und -kästen, Kronkorken, Etiketten etc.) bis hin zu Strom und Logistik.

Ist infolgedessen mit Preissteigerungen bei Bionade zu rechnen?

Lonicer: Auch, wenn wir uns zu zukünftigen Preisgestaltungen aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht äußern, so können wir versichern: Unsere Abgabepreise an unsere Partner in Handel und Gastronomie überprüfen wir regelmäßig und werden dies auch weiterhin tun. Unternehmerisch tun wir aber natürlich alles Machbare, um Kostenbelastungen bestmöglich abzufedern.

Rund um Ostheim wird Bio-Holunder für Bionade angebaut.
Foto: Simone Stock | Rund um Ostheim wird Bio-Holunder für Bionade angebaut.

Bionade GmbH

Die Bionade GmbH ging aus der in Ostheim ansässigen Privatbrauerei Peter hervor. Erfinder der Bionade war der 2014 verstorbene Braumeister Dieter Leipold, der das Getränk 1994 auf den Markt brachte. Anfang der 2000-er Jahre wurde Bionade Kult. 2002 verlor die Gründerfamilie Leipold-Kowalsky die Mehrheit am Unternehmen, Rhön-Sprudel stieg mit 51 Prozent ein. Im Jahr 2009 übernahm die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger-Gruppe die Anteile von Rhön-Sprudel und sicherte sich ein Jahr später weitere 19 Prozent der Firmenanteile. Nach Streitigkeiten um die Ausrichtung des Unternehmens verkaufte die Gründerfamilie um Peter Kowalsky 2012 ihre restlichen Anteile an Radeberger. Seit Januar 2018 gehört Bionade nun zur Hassia-Gruppe mit Sitz im hessischen Bad Vilbel. Unter dem Dach der Bionade GmbH sind heute die Produkte der Marken Bionade und Ti Erfrischungstee vereint.
ski
 
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Kommentare
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  • p-eschenbach@gmx.de
    große Brauereien erzeugen alle ihre Kohlensäure selbst durch Gärung. Der angebliche Mangel soll wohl eher der Grund für die nächste Preiserhöhung sein. Mittlerweile greift jeder dem Verbraucher hemmungslos in die Tasche.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Auch beim Bierbrauen und Abfüllen ist CO2 offensichtlich nicht zwingend erforderlich.
    https://www.nordbayern.de/region/aus-der-kaiserzeit-140-jahre-altes-bier-verkostet-und-untersucht-1.12563474
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Kohlensäure wird nicht zum Brauen benötigt sondern zur Flaschenabfüllung
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