Eine Operation am offenen Herzen, dieser medizinische Begriff ist vielen bekannt. Meist verbindet man mit ihm einen Eingriff, der mit Risiken für Patientinnen und Patienten verbunden ist. Gerade dann, wenn diese schon älter sind. Als anerkannte und etablierte Behandlungsoption an der Aorten- und Mitralklappe – das sind zwei der insgesamt vier Herzklappen – gelten daher Operationen, bei denen man auf Katheter zurückgreift.
Wenn es um Probleme bei der sogenannten Trikuspidalklappe am rechten Teil des Herzens geht, sah das bis vor kurzem noch anders aus. Eine leichte Funktionsschwäche bei dieser Herzklappe ist nicht unüblich, ein Großteil der Bevölkerung bekommt diese gar nicht mit, da sich keine Symptome zeigen.
Eine undichte Herzklappe sorgt für gesundheitliche Probleme
Ist diese Insuffizienz (undichte Herzklappe) hochgradig, sieht es anders aus. Die Folge: Beschwerden wie Atemnot, Wassereinlagerungen in den Beinen, im Brustkorb und im Bauch oder Störungen der Leber- und Nierenfunktion sowie Magen-Darm-Beschwerden.
Obwohl Patientinnen und Patienten darunter leiden, haben Herzchirurgen wegen der Risiken auf Operationen bei älteren Menschen zumeist verzichtet. Nun gibt es auch hier die für den Patienten schonendere Möglichkeit, einen Katheter einzusetzen. Und zwar mit einem "Cardioband", welches maximal 120 Millimeter lang ist.
Cardioband-Lösung wird am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt durchgeführt
Diese Alternative wird seit August 2021 am Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt durchgeführt. Das erzählen die beiden Oberärzte Dr. Jan Kikec und Georg Michael König im Gespräch mit dieser Redaktion.
Über die Leistenvene wird das Kathetersystem eingeführt, welches dann im rechten Vorhof des Herzens landet. Die Trikuspidalklappe liegt zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer. In den Klappenring werden dann 17 kleine Schrauben implantiert, über die das Cardioband befestigt wird.
Sind alle Schrauben beziehungsweise Anker gesetzt, kann man den in das Band integrierten Draht raffen. Der Klappenring verkleinert sich, die Segel der Klappe kommen wieder näher aneinander und die Klappe schließt so wieder besser.
Cardioband: Warum es bei der Operation nicht nur eine ruhige Hand braucht
Neben einer ruhigen Hand und Millimeterarbeit braucht es eine gute Teamarbeit für eine reibungslose Operation, erzählen die beiden Ärzte. Unter anderem ist Personal am Ultraschall und der Röntgenanlage nötig. "Denn in der Nähe des Rings der Herzklappe verläuft die rechte Kranzaterie. Wird die beim Setzen der Anker verletzt, droht ein Herzinfarkt", so Kikec.
Doch die Arbeit lohnt sich, wie Georg Michael König ergänzt. "Inzwischen weiß man, dass ältere Patienten, die schon sehr lange mit dieser Erkrankung leben müssen, trotzdem von einer Operation profitieren können."
85-jährige Patientin vom Campus ist zufrieden nach dem Eingriff
Ein Beispiel ist die 85-jährige Margot Schäfer aus Weilbach bei Miltenberg, die sich in Bad Neustadt dem Eingriff unterzogen hatte. Ein solches Cardioband habe sie zuvor noch nicht gekannt. "Ich bin aber zufrieden, wie es gelaufen ist", sagt sie ein halbes Jahr später. Ihr gehe es soweit gut.