Die Umgehung Saal wird nicht gebaut, auch wenn der offizielle Planungsstopp der Regierung von Unterfranken und des bayerischen Staatministeriums für Wohnen, Bauen und Verkehr noch aussteht. Mit einem positiven Bescheid hatten wohl nur noch die größten Optimisten gerechnet. Zu sehr waren die Kosten von ursprünglich kalkulierten zwölf Millionen Euro bei der Antragsstellung im Jahre 2012 wegen notwendiger Brückenbauten auf 42,25 Millionen gestiegen.
Die schlechte Nachricht erreichte das Saaler Rathaus unlängst aus dem staatlichen Bauamt Schweinfurt, dessen Leiter Andreas Hecke schon vor gut einem Jahr bei einem Treffen mit der Bürgerinitiative Ortsumgehung Saal (BIOS) und Bürgermeisterin Cornelia Dahinten vor allzu großen Erwartungen gewarnt hatte. Preissteigerungen, Lohnerhöhungen und andere Aspekte würden bei der Nachbewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses zwar berücksichtigt, ob das reichen würde, sei aber keineswegs sicher.
Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt nicht
Jetzt ist klar, dass es nicht gereicht hat. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss mindestens den Faktor 1 erreichen, damit ein Projekt Chancen auf Realisierung hat, bei der Saaler Umgehung aber liegt der Wert lediglich bei 0,21. Die gestiegenen Kosten seien in erster Linie auf die teuren Brückenbauwerke über die Saale und Milz zurückzuführen, die aber notwendig seien, erläuterte Bauamtsleiter Hecke jetzt das Ergebnis.
Einsparmöglichkeiten seien nicht mehr gegeben. Das hatte schon der mit dem Projekt betraute Bauamtsmitarbeiter Alexander Schlegel im vorigen Jahr betont. Ursprünglich war die Planung sogar 62 Millionen Euro teuer gewesen. Auch eine andere Trasse sei auch Kostengründen nicht realisierbar.
Täglich fahren 7000 und 8000 Fahrzeuge durch Saal
Die innerörtliche Belastung sei indes in etwa gegenüber den letzten Messungen gleichgeblieben, hatte Bürgermeisterin Dahinten am Dienstag auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt. Das bedeute, dass immer noch täglich zwischen 7000 und 8000 Fahrzeuge auf der innerörtlichen Bundesstraße 279 unterwegs sind, davon bis zu 1000 Lkw. Ganz aufgeben müsse man die Umgehung nicht, sagte Cornelia Dahinten weiter im Gespräch.
Auch wenn Saal jetzt aus dem vordringlichen Bedarf herausfalle, könnte sich die Gemeinde 2030 bei der nächsten Aufstellung des Bundesverkehrswegeplans wieder bewerben. Mit einer Entscheidung sei dann 2033 zu rechnen. Allerdings hätte in diesem Falle die Saaler Umgehung alle Chancen, als Jahrhundertprojekt in die dörfliche Geschichte einzugehen.
Geschichte eines gescheiterten Plans
Schließlich war bereits bei der Flurbereinigung in den 1950er Jahren eine Trasse vorgesehen. Das Vorhaben scheiterte aber am Widerstand einiger Geschäftsleute. 1991 gründete sich die erste Bürgerinitiative Ortsumgehung. Im selben Jahr werden 690 Unterschriften für eine Ortsumgehung gesammelt. Auch der Gemeinderat stimmt für eine Aufnahme in den Bedarfsplan. Erst 2007 geht es weiter. Die Kinder der Saaletal-Schule fürchten sich vor dem vielen Verkehr und bitten um eine Umgehung. 2012 wird dann BIOS gegründet.
Wie geht es jetzt weiter? In der gestrigen Gemeinderatssitzung am 17. Oktober hatten die Gremiumsmitglieder Gelegenheit, die Nachricht zu verdauen und schon einen Blick in die Zukunft zu werfen.
2. Bürgermeister und BIOS-Mitvorsitzender Eberhard Werner zeigte sich in einer ersten Stellungnahme sehr enttäuscht über die niedrige Bewertung. Da hatte er sich doch angesichts der veränderten Umstände etwas mehr erwartet.