
Ein Landesamt in der ehemaligen Güterhalle des Bad Neustädter Bahnhofs. Das hat schon was. Derzeit neun und bald schon 15 Experten für IT-Sicherheit arbeiten von der Rhön aus dafür, dass Bayerns Behördennetze auch weiterhin sicher vor Hackerangriffen bleiben oder im Ernstfall schnell wieder fit gemacht werden.
Projekt der Behördenverlagerung
Dass Bad Neustadt in den Genuss einer Außenstelle des Landesamtes für Sicherheit in der Informationsverarbeitung (LSI) kommt, ist dem Projekt der Behördenverlagerungen zu verdanken, das Markus Söder noch als Heimatminister auf den Weg gebracht hat und das nun von seinem Nachfolger Albert Füracker fortgeführt wird.
Der war am Donnerstagmorgen nach Bad Neustadt gekommen, um die Außenstelle der Nürnberger Behörde offiziell in Betrieb zu nehmen. "Der aktive Schutz der staatlichen IT-Systeme wird damit spürbar auch aus Bad Neustadt gewährleistet", so der Minister.
Vier Millionen E-Mails werden täglich gecheckt
Das LSI überwacht von seinen Standorten Nürnberg, München, Bad Neustadt und Würzburg aus das staatliche Behördennetz, über das hochsensible Daten transportiert werden. Das LSI berät aber auch Kommunen zum Thema Datensicherheit. Welches Datenvolumen an einem jeden Arbeitstag gecheckt wird, verdeutlichte IT-Fachmann Tobias Klein den Gästen der Eröffnungsfeier. 250 Millionen URL-Aufrufe verzeichnen die bayerischen Behörden-Seiten täglich, vier Millionen externe E-Mails werden täglich an Behörden-Adressen geschickt, am Landratsamt Rhön-Grabfeld sind das zum Beispiel 25000 Mails täglich. Davon werden schon vorher 70 Prozent blockiert und viele als Spam-Nachrichten markiert. "Davon sehen die Mitarbeiter eigentlich nichts", erklärte Klein. 550 Millionen Ereignisse und 750 Millionen Verbindungsdaten fallen täglich an, 250 Gigabyte Daten müssen geprüft werden.
Anker der IT-Sicherheit
Diese wenigen Zahlen machten deutlich, welcher Aufwand betrieben werden muss, um die bayerischen Behörden-Netzwerke sicher zu halten. "Das LSI ist ein Anker der IT-Sicherheit in Bayern. Bürger und Unternehmen müssen darauf vertrauen können, dass ihre Daten bei der Verwaltung gut und sicher aufgehoben sind", so Füracker in seiner Rede zur Eröffnung der Außenstelle. Mit dem LSI habe Bayern 2017 als erstes Bundesland eine eigenständige Sicherheitsbehörde geschaffen und damit auf die wachsende Gefährdungslage reagiert.
Mehr Digitalisierung, mehr Sicherheit
"Wir wollen im Freistaat die Digitalisierung vorantreiben, damit die Bürgerinnen und Bürger nicht für jeden Antrag auf das Amt müssen. Aber das erfordert auch verstärkte Sicherheitsbemühungen", so Staatsminister Albert Füracker. Bis zu 200 Computer- und Netz-Experten sollen mittelfristig im LSI arbeiten. Dabei wirkt die Behörde nicht nur im Hintergrund, sondern unterstützt die Kommunen durch Fortbildungen und Zertifizierungen. Dazu gehört auch das Siegel "Kommunale IT-Sicherheit", mit dem sich derzeit 131 Kommunen in Bayern schmücken können, wie Reiner Schmidt vom LSI erklärte. Als Beispiel nannte er Wasserversorger.

Wenn man nicht auch dort auf IT-Sicherheit Wert legt, könnte es passieren, dass ein Außenstehender über das Internet Pumpen lahmlegt, erklärte Schmidt beispielhaft. Zurückhalten sollten sich Kommunen jedenfalls nicht: "Es wird jeden treffen", so Schmidt.
Orientierungshilfe für Kommunen
LSI-Präsident Daniel Kleffel, der durch das Programm führte, erwähnte weiterhin die Beratung für kommunale Krankenhäuser, denen man eine Orientierungshilfe geben wolle. Um alle Aufgaben zu bewältigen, werden weiter Fachkräfte gesucht am Standort Bad Neustadt. In Ballungszentren können IT-Experten unter vielen Jobangeboten wählen, behördliche Arbeitgeber sind da mitunter benachteiligt. Auf dem Land seien die Voraussetzungen wieder andere. "Wir lieben übrigens die Rhön, unser Betriebsausflug führte zum Kreuzberg", berichtete der Behördenleiter. Und mit Danny Schüler war auch ein LSI-Mitarbeiter aus Franken zugegen, der nach Jahren in München die Chance genutzt hat, wieder in den Norden Bayerns zurückzukehren.
Lob für Interkomm IT GmbH
Landrat Thomas Habermann nutzte die Eröffnung, um dem Finanz- und Heimatminister von der Gründung der InterKomm IT GmbH zu berichten. Dort bündeln das staatliche Landratsamt und die Kommunen des Landkreises ihre IT-Aufgaben, was praktisch einmalig in Bayern sei.
Einen essbaren Schlüssel gab es für die LSI-Führung von den Vermietern der ehemaligen DB-Halle, Stefan Hesselmann und Georg Kleinhenz. Und Bürgermeister Michael Werner überreichte mit Freude das Stadtwappen an Behördenleiter Kleffel, der selbst aus der Nähe von Meiningen stammt. Mit der LSI-Außenstelle und der BayernLAB-Außenstelle des Amtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung ist der Landkreis nun so etwas wie ein Digitalisierungsschwerpunkt.