
„Die Fangzahlen in den Fallen sind beängstigend“, sagt Forstdirektor Hubert Türich vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt und präsentiert eine kleine Plastiktüte mit Tausenden von winzigen schwarzen Borkenkäfern. Buchdrucker und Kupferstecher, wie die nur wenige Millimeter großen Schädlingsarten genannt werden, vermehren sich derzeit auf sehr hohem Niveau. Wie etwa in einem Waldstück nahe Sulzdorf, direkt an der B 279.
Bäume so schnell wie möglich fällen
Zwischen 30 bis 50 Fichten sind dort betroffen. Ihre Kronen färben sich leicht gelb und sind deutlich lichter als die von gesunden Bäumen. Für Experten wie Türich ein Alarmzeichen. Die Bäume müssen so schnell wie möglich geschlagen und abtransportiert werden, um eine Ausbreitung der Borkenkäfer zu verhindern. Als Alternative zum Abtransport der befallenen Bäume kommt eine Entrindung in Frage. Allerdings warnt Türich davor, Rinde und Kronen vor Ort zu verbrennen. „Wir haben eine akute Waldbrandgefahr.“
Auf den ersten Blick frisch und gesund
Der zuständige Waldbesitzer hat schon damit begonnen, die ersten Bäume zu schlagen. Die im Gras liegenden Stämme sehen eigentlich gesund und frisch aus. Ein Blick untere die Rinde zeigt aber das ganze Malheur. Unzählige kleine Bohrlöcher sind im Stamm zu sehen, die Innenseite der Rinde zeigt die Fraßgänge der Insekten, die nach wochenlanger Trockenheit leichtes Spiel mit den Fichten haben. Die Nadelbaumart bildet nämlich nur flache Wurzeln aus, was die Feuchtigkeitszufuhr aus dem Erdreich in Zeiten wie diesen immer schwieriger macht. „Die Bäume stehen unter hohem Wasserstress“, sagt Türich, die dadurch natürlich im Kampf gegen die Schädlinge keine Chance mehr haben.
Auch das Verharzen klappt nicht mehr
Bei feuchter Witterung und normalen Befall wehren sich die Bäume gegen die Eindringlinge mit der Produktion eigener Substanzen. Mit 200 bis 300 Käfern werde so ein Baum fertig, indem er sie regelrecht mit Harz verklebt, erklärt der Forstdirektor. Werden es aber deutlich mehr, habe selbst ein gesunder Baum mit ausreichender Nährstoffzufuhr keine Abwehrmöglichkeiten mehr. Dann spricht der Fachmann von einem sogenannten „Stehendbefall“, wie das jetzt in dem Sulzdorfer Waldgebiet der Fall ist. Denn aus den unter die Rinde gelegten Eier des Käfers schlüpfen Larven, die sich durch die Wachstumsschicht fressen und damit die Nährstoffzufuhr abschneiden, was zum Tod des Baums führt. Normalerweise kommen die gefräßigen Käfer vor allem zum Zuge, wenn Stürme Lücken in Waldbestände reißen. Die entwurzelten oder abgeknickten Bäume sind dann eine leichte Beute.
Der gesamte Landkreis ist bedroht
Die Borkenkäfer-Gefahr bestehe für den gesamten Landkreis Rhön-Grabfeld, betont Türich und erinnert an die Pflicht der Waldbesitzer, in ihren Parzellen nachzuschauen, ob dort der Käfer auch schon sein Unwesen treibt. Angesichts der riesigen Flächen sei es nämlich für die Förster unmöglich, überall zu kontrollieren. Dafür sehe der Gesetzgeber den jeweiligen Waldbesitzer in der Pflicht, und zwar vor allem wegen der Gefährdung von Nachbargrundstücken. Allerdings gewähre der Staat auch Hilfen für betroffene Waldbesitzer.
Weiter Informationen unter: www.borkenkaefer.org