Konventionell arbeitende Landwirte fühlen sich in der Defensive. Diesen Eindruck vermittelten einige Kreisräte, die sich der konventionellen Landwirtschaft verbunden fühlen, bei der Diskussion, ob der Bio-Anteil bei der Schulverpflegung und beim Catering im Landkreis Rhön-Grabfeld erhöht werden soll.
So wurde Corinna Ullrich (Projektmanagerin der Ökomodellregion Rhön-Grabfeld), die das Projekt im Kreistag vorstellte, aus den Reihen der CSU-Fraktion mit der Frage konfrontiert, wie sie persönlich die Qualität konventionell produzierter Lebensmittel einschätze. Beantworten musste Ullrich diese Frage nicht. Landrat Thomas Habermann kappte diesen Diskussionsstrang mit dem Hinweis, dass es sich bei dem Beschluss um eine Verpflichtung der Ökomodellregion Rhön-Grabfeld handele.
13 Prozent Bio-Betriebe
Denn: Eine Aufgabe der Ökomodellregionen ist, die Verwendung von Biolebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung zu etablieren. Im Rahmen des Begleitgesetzes zum Volksbegehren "Artenvielfalt" hat der Landtag darüber hinaus beschlossen, den Einsatz von Bio-Lebensmitteln in den öffentlichen Kantinen zu erhöhen. Und alleine darum ging es in der Beschlussvorlage, nicht um "Bio contra konventionell".
Der Anteil an Biobetrieben in Rhön-Grabfeld ist bei steigender Tendenz mit etwa 13 Prozent bereits überdurchschnittlich. Die Weiterverarbeitung von Produkten hinkt diesem Anteil jedoch hinterher, führte Ullrich weiter aus. Nun wolle der Landkreis mit gutem Beispiel vorangehen und klare Ziele zur Einführung und Etablierung von Biolebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung setzen.
Start mit 30 Prozent Bio-Anteil
Wie soll das bei der Schulverpflegung umgesetzt werden? Bei Schulen in der Trägerschaft des Landkreises sollen ab dem Schuljahr 2020/21 einen Anteil von 30 Prozent Biolebensmittel eingesetzt werden. Der Anteil soll sich bis 2025 auf mindestens 50 Prozent erhöhen. Dabei sei Fleisch aus artgerechter Tierhaltung, mindestens EU-Bio-Standard, zu bevorzugen. Ab 2025 solle nur noch Fleisch in Bioqualität eingesetzt werden.
Der Landkreis, so Ullrich, unterstützt die Verantwortlichen der Schulen und die Caterer mit Beratung und Schulung bei der Einführung von Biolebensmitteln. Darüber strebt der Landkreis an, bei Veranstaltungen, Festen und offiziellen Anlässen mindestens 30 Prozent Biolebensmittel einzusetzen.
Können Eltern sich das leisten?
Was werden die Schüler dann auf dem Teller haben? Es wird, erläuterte die Projektmanagerin, keine reinen Bio-Mahlzeiten geben. Vielmehr werden entweder Gemüse oder Fleisch oder Obst auf dem Teller aus biologischen Anbau sein. Befürchtungen mancher Kreisräte, manche Kinder würden sich das Essen dann nicht mehr leisten können, trat Ullrich entgegen.
In der Diskussion kristallisierte sich schnell heraus, dass einige Kreisräte sich nicht damit zufrieden geben wollten, dass der Beschluss ausschließlich den Bio-Anteil beim Schulessen regelt. Also wird im Beschluss jetzt nicht nur der Bio-Anteil festgelegt, sondern auch, dass sowohl die Bio-Lebensmittel als auch die konventionell hergestellten Lebensmittel im Schulessen aus regionalem und saisonalem Anbau stammen sollen. Dem konnten dann alle Kreisräte, bis auf einen, zustimmen.