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Bad Königshofen
Imker Bad Königshofen: Markus Gütlein gibt den Chefposten ab
Markus Gütlein (links), zieht sich nach 28 Jahren aus der Vorstandschaft des Imkervereins Bad Königshofen zurück, steht aber weiterhin mit Rat und Tat seinem Nachfolger, Johannes Gräter, zur Verfügung.
Foto: Regina Vossenkaul | Markus Gütlein (links), zieht sich nach 28 Jahren aus der Vorstandschaft des Imkervereins Bad Königshofen zurück, steht aber weiterhin mit Rat und Tat seinem Nachfolger, Johannes Gräter, zur Verfügung.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 22.10.2021 03:14 Uhr

In 20 Jahren als erster Vorstand des Imkervereins Bad Königshofen hat Markus Gütlein entscheidende Weichen gestellt und den Verein zu einem modernen, dem Allgemeinwohl und den Imkern dienenden Zusammenschluss auch über die Grenzen Bad Königshofens hinaus gemacht. Am Sonntag gab Gütlein nun bekannt, dass er bei den anstehenden Neuwahlen nicht mehr kandidiert, er gibt das Amt in jüngere Hände.

Die Schwabenklause hergerichtet

Beim Rückblick berichtete Gütlein von einer interessanten Amtszeit, die ihm oftmals schlaflose Nächte bereitet hat. Als er 1993 zum zweiten Vorsitzenden gewählt wurde, bildeten die Imker unter der Leitung von Walter Kern schon einen "rührigen Verein", wie Gütlein berichtete. Als Walter Kern erkrankte, wurde der bisherige zweite Vorsitzende 2001 zum ersten Vorsitzenden gewählt. Zu Gütleins ersten Amtshandlungen gehörten das Herrichten der Schwabenklause, des Vereinsheims etwas außerhalb der Stadt, und das Einführen der Imkerbörse, zum Nutzen für die Imker und der Vereinskasse.

Die größte Hürde war der Bau eines neuen Vereinsheims, weil die Schwabenklause nicht länger zur Verfügung stand. Es sollte ein Bienenzentrum für den Landkreis entstehen, mit Platz für Seminare und Vorträge, die Imkerbörse und den Lehrbienenstand. In Bad Königshofen, neben dem ehemaligen Freischwimmbad, wurde ein geeignetes Grundstück gefunden. "Wir hatten 17 000 Euro in der Kasse, das Gebäude wurde auf 240 000 Euro geschätzt", berichtete Gütlein.

Bau des Bienenzentrums gestemmt

Da kam es gerade recht, dass Bionade in Ostheim die Abnahme von Biohonig versprach und einen hohen Zuschuss geben wollte. Leider kam die Firma in Geldnöte. Man traf sich mit Vertretern des Landkreises zum Krisengespräch. Letztendlich konnte der Bau doch fertiggestellt werden mithilfe von Zuschüssen von Landkreis und Stadt, Spenden, viel Eigenleistung und weil eine Reihe von Imkern aus eigener Tasche Privatdarlehen gaben. Die Kosten für das Bienenzentrum lagen bei letztendlich bei 180 000 Euro.

Die Ideen gingen dem Vorsitzenden nicht aus. Schon 2008 brachte er den "Bayerischen Imkertag" nach Bad Königshofen, das "Bayern 1 Sommerfest" brachte einen willkommenen Zuschuss in die Kasse und das Probeimkern wurde eingeführt. In besonderer Erinnerung bleibt ihm die 150-Jahrfeier, weil die Kasse so leer war, dass er das Wechselgeld für die Verkaufsstände aus eigener Tasche beschaffte. Eine Fotovoltaikanlage liefert Strom und ab 2021, nachdem nach elf Jahren der Investitionskredit abgezahlt ist, monatlich rund 500 Euro an zusätzlichen Einnahmen.

Ein Überwachungsstaat mit Vorbildcharakter

An das Bienenzentrum angebaut wurden ein Wachs- und Schleuderraum und mithilfe von LEADER-Mitteln 2017 auch Räume für die Bienen-Stockluft-Therapie, um Hilfe bei Atemwegserkrankungen zu leisten. Geräte wurden angeschafft, die auch von den Mitgliedern genutzt werden können, Schulungen und Kurse durchgeführt, der "Überwachungsstaat" geschaffen. Das ist eine Bienenbeute, die online beobachtet werden kann. "Wenn der Vorstand und die Mitglieder nicht so fleißig dabei gewesen wären, hätte das nicht so gut geklappt", sagte Gütlein und dankte allen Unterstützern, besonders seiner Frau.

Stellvertretender Vorsitzender Johannes Gräter bedankte sich bei Gütlein und überreichte Präsente. Als Zuständiger für die Führungen bedauerte er, dass 2020 wegen Corona nur 40 Besucher kamen. In einem Youtube-Kanal sind inzwischen vier Videos erschienen, bei der "We4bee-Beute" konnte man genau den Zeitpunkt des Ausschwärmens aufgrund des schlagartig einsetzenden Gewichtsverlustes beobachten.

Bienen-Wissen barrierefrei vermitteln

Das Bienenzentrum beteiligt sich außerdem an einer Terra X-Produktion über das Schwärmen der Bienen. Aus der Erfahrung mit Senioren bei den Führungen entstand der Plan, Sehschwachen, Blinden und Gehörlosen Zugang zu den Informationen zu verschaffen. Ein barrierefreier Pavillon ist geplant, mit großem Bildschirm, Tastmöglichkeiten und Geräuschen, um auch Menschen mit Handicap auf gefahrlose Art das Leben der Bienen vermittelt werden kann. Für den "inklusiven Pavillon" hofft man auf eine LEADER-Förderung. Die Gesamtkosten liegen bei etwa 60.000 Euro. "Das ist wohl einmalig in Deutschland", sagte Gütlein dazu, die Mitglieder stimmen mit einer Gegenstimme dafür.

Der Kassenbericht von Ivana Kreysik zeigte, dass der Verein trotz Corona finanziell gut dasteht. Bei den Neuwahlen rückte Johannes Gräter vom zweiten zum ersten Vorsitzenden auf, neuer zweiter Vorsitzender wurde Elmar Klopf. Zur neuen Schriftführerin wurde Hedi Werner gewählt, zum Kassier Rainer Umhöfer. Beisitzer sind Albert Nöth, Günter Neundorf und Matthias Scheller, Kassenprüfer Michael Siebenschuck und Ivana Kreysik.

Ausblick: Der nächste Honigkurs am 23. Oktober, 10 bis 16 Uhr, kann auch virtuell besucht werden. Am 18. und 25. Januar 2022, 20.15 Uhr, läuft im Kino in Bad Königshofen der Film "Tagebuch einer Biene", der Verein bietet dazu einen Infotisch an. Im Jahr 2023 findet in Bad Königshofen der Deutsche Apitherapie-Kongress statt.

 
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