zurück
Kilianshof
"Ich habe Angst": Pferdebesitzer aus der Rhön sorgt sich nach Riss und erneuter Wolfssichtung um Greta und Sophie
Johann Söder ist verzweifelt. Kürzlich wurde eines seiner Pferde gerissen – möglicherweise von einem Wolf. Nun wurden erneut zwei an der Koppel gesichtet.
Nach möglichem Wolfsriss wurden erneut zwei Wölfe bei Kilianshof an der Koppel der Familie Söder gesichtet. Die Traber Sophie (von links) und Greta wurden mittlerweile in Sicherheit gebracht. Wallach Genius wurde gerissen.
Foto: Jennifer Söder | Nach möglichem Wolfsriss wurden erneut zwei Wölfe bei Kilianshof an der Koppel der Familie Söder gesichtet. Die Traber Sophie (von links) und Greta wurden mittlerweile in Sicherheit gebracht.
Michael Endres
 |  aktualisiert: 15.07.2024 18:27 Uhr

Genau eine Woche nachdem im Sandberger Ortsteil Kilianshof Reitpferd Genius vermutlich von einem Wolf gerissen wurde, kam es bei den Pferden von Familie Söder erneut zu einem Vorfall mit Wölfen. In der Nacht von Freitag auf Samstag seien laut Pferdehalter Johann Söder zwei Wölfe an der Koppel gesichtet worden, auf denen die zwei verbleibenden Tiere der Familie standen. Seit Dienstag ist auch das Ergebnis der DNA-Analyse veröffentlicht, die Aufschluss über den Angreifer auf Genius geben sollte. Demnach ist allerdings nicht eindeutig nachweisbar, dass es sich dabei um einen Wolf gehandelt hat. 

Der erneute Vorfall hat Pferdebesitzer Söder merklich mitgenommen. Seit dem Riss von Wallach Genius hielt Söders Frau Jennifer Nachtwache bei Sophie und Greta, den verbleibenden Familienpferden. Von Freitag auf Samstag übernahm Johann Söder diesen Job von seiner Frau, wie er erzählt.

Die Koppel, auf der die beiden Tiere standen, liege Luftlinie gerade einmal einen Kilometer von Kilianshof entfernt – an der Hauptstraße zwischen Sandberg und dem Weiler. Die Pferde sind 21 und 22 Jahre alt und wie Genius von der Rasse Traber. Laut Johann Söder werde diese Rasse gut 35 Jahre alt. Gegen 23 Uhr sei Söder an die Koppel gefahren. Er habe im Auto das Geschehen beobachtet.

Zwei Wölfe bei Kilianshof gesichtet

Um 1.45 Uhr sei er aus dem Auto gestiegen und zu den Pferden gegangen, um ihnen Karotten zu geben. Diese seien direkt auf ihn zugekommen. Trotz Leuchten mit einer Taschenlampe schien alles gut zu sein. "Es war nichts zu sehen", berichtet er im Gespräch mit dieser Redaktion. Auf dem Rückweg zum Auto habe er noch einmal mit der Taschenlampe zur Tränke geleuchtet, die 20 bis 30 Meter von seinem Fahrzeug weg stand. Eigentlich wollte er nur nachsehen, ob Wasser drin ist.

Was Söder dann sah, damit habe er nicht gerechnet. Er leuchtete in die Richtung und habe zwei Wölfe erblickt. "Ich war völlig geschockt." Er berichtet, dass er direkt laut geschrien habe, um sie zu vertreiben. Das habe aber nichts gebracht. In Folge habe er sie angeblinkt und mit einem Heulton versucht zu verjagen.

In seiner Verzweiflung rief Söder seine Frau Jennifer an, die daraufhin mit Söders Schwiegervater zur Koppel kam. Auf dem Weg informierte Jennifer Söder noch die Polizei. Nach Eintreffen der familiären Unterstützung sei Söder zurück nach Kilianshof gefahren, um seinen Traktor zu holen. Er wollte alles ausleuchten und "Krach machen".

Geleitschutz für Pferde: Polizei war mit drei Streifenwagen vor Ort

Bei seiner Rückkehr zur Pferdekoppel sei die Polizei bereits vor Ort gewesen. Die Wölfe waren da mittlerweile weg. Jennifer Söder holte die Pferde von der Koppel, während Johann Söder die Lkw-Halle auf seinem Hof freiräumte. Als die zwei Tiere begannen, wieder unruhig zu werden, sperrte die Polizei die Straße und lief mit, um die Pferde nach Kilianshof zu bringen.

Den Polizeieinsatz bestätigt Elke Kiesel von der Polizeiinspektion Bad Neustadt. Laut der Beamtin sei die Polizei mit drei Streifenwagen in Kilianshof gewesen. Wölfe seien nicht mehr vor Ort gewesen, sagt sie. Sie verweist darauf, dass die Polizei grundsätzlich nicht für das Schießen von Wölfen zuständig sei. Beamtinnen und Beamten dürften nicht eingreifen, wenn ein Wolf ein Tier angreift, erklärt Kiesel.

Nach dem erneuten Vorfall mussten die Söders eine deckenhohe Box, zum Teil aus Holz, zum Teil aus Baustahlgittern, bauen, damit keine Wölfe eindringen können. Dem Pferdehalter sei bewusst, dass die Wölfe eine Spur haben und die Pferde gerochen hätten. Die Wölfe wüssten, wie es funktioniert, sagt er.

"Schock" für den Pferdebesitzer

Eigentlich möchte Söder eine artgerechte Haltung. Deshalb hätten sie bisher eine Offenstallhaltung mit Unterstand für ihre Tiere gehabt. "Das Pferd braucht seine Bewegung", sagt er. Jetzt sei die Familie doch gezwungen, die Pferde zumindest nachts in eine geschützte Box einzusperren. Aber auch tagsüber ist sich Söder nicht mehr sicher, ob es nicht doch zu einem Wolfsangriff kommen könnte.

Wallach Genius wurde möglicherweise von einem Wolf gerissen.
Foto: Jennifer Söder | Wallach Genius wurde möglicherweise von einem Wolf gerissen.

"Ich habe Angst", sagt der Familienvater. "Ich traue mich nicht einmal, mich im Dunkeln irgendwo zu bewegen", schiebt er nach. Für ihn sei es ein "Schock" gewesen, dass sich die Wölfe nicht bewegt hätten. "Du kannst schreien, und es passiert nichts", berichtet er verzweifelt.

DNA-Analyse vom LfU ausgewertet – so geht es nun weiter

Der Kadaver von Wallach Genius wurde mittlerweile vom Abdecker abgeholt, wie der Besitzer bestätigt. Die DNA-Analyse, die bestätigen soll, ob der Riss wirklich von einem Wolf verursacht wurde, ist mittlerweile vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) ausgewertet worden. Dabei wurden "Hinweise auf Gewalteinwirkung vor dem Tod" festgestellt. Die Probenqualität sei nicht ausreichend für eine abschließende Bewertung, heißt es vom LfU. Lediglich die Gattung "Canis sp." habe ermittelt werden können. Das bedeutet, dass der Riss von einem Wolf oder Hund stamme.

Besitzer Johann Söder sagt am Dienstag auf Anfrage dieser Redaktion, dass nun die B-Proben, die er von Genius hat nehmen lassen, eingeschickt werden. Seine Hoffnung ist, dort mehr Spuren vom Wolf zu finden. Zudem würden die bereits ausgewerteten Proben eingeholt und nochmal in einem anderen Labor getestet. Laut Söder sei das Problem, dass auch andere Tiere am Kadaver waren. Deshalb sei eine eindeutige Identifizierung schwierig.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kilianshof
Michael Endres
Instagram-Inhalte
Kilianshof
Pferde
Polizei
Polizeiinspektion Bad Brückenau
Wölfe
Wölfe in Unterfranken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Andreas Gerner
    Man könnte ja die Bestimmungen ändern.

    Man könnte etwa einführen, dass nach einem Rissereignis ZUSÄTZLICH zu der DNA Probennahme (die halt leider häufig misslingt; Zumindest ist das häufig die offizielle Auskunft...) rund um die Koppel/Weide/Gehege Wildkameras aufstellen.
    Zeigt sich in den folgenden 10 Tagen da ein Wolf(oder Hybride), kann man wohl davon ausgehen, dass auch ein Wolf (oder Hybride) der Täter war.

    Aber wo kämen wir denn da hin ?
    Dann würde die Statistik ja ein reelles Bild der Lage wiedergeben.
    Da dies nicht das Ziel des (grün geführten) Umweltministeriums ist, wird es bei der bisherigen Praxis bleiben und mutmaßlich reihenweise Wolfsrisse nicht in die Rissstatistik einfließen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Horst Michalsen
    Wolfsfreunde, die überwiegend weit weg vom Geschehen in Großstädten leben und Wolfslobby haben keinerlei Interesse an Aufklärung und kein Verständnis für die Sorgen von Landwirten und Nutztierhaltern.

    Leider gilt das Gesagte inzwischen auch für die zunehmenden Schäden und Probleme, die Biber bereiten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Andreas Gerner
    Wieder zeigt Mainpost das lebendige Tier. Nicht das tote, also was (mutmaßlich) der Wolf angerichtet hat.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Horst Michalsen
    „…Beamtinnen und Beamten dürften nicht eingreifen, wenn ein Wolf ein Tier angreift, erklärt Kiesel…“.

    Das ist eine für jeden Landwirt und Tierhalter im Besonderen sowie für die meisten Menschen im Allgemeinen kaum verständliche Aussage, bedeutet es doch faktisch, dass die Polizei in diesem - zugegebenermaßen eher seltenen - Ausnahmefall tatenlos zusehen würde/müsste, wenn der Wolf vor ihren Augen ein Nutztier tötet und damit auch Eigentum vernichtet, von dem emotionalen Schaden einmal ganz abgesehen.

    Es wäre interessant zu wissen, auf welcher Grundlage (Gesetz, Durchführungsverordnung oder interne Dienstanweisung?) diese Aussage von Frau Kiesel beruht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Andreas Gerner
    Guten Tag, vielen Dank für Ihren Kommentar.

    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in einen neuen Kommentar ein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Andreas Gerner
    Vermutlich das Artenschutzgesetz.

    Die Art Wolf (präziser europäischer Grauwolf) ist zwar beim besten Willen nicht im geringsten gefährdet, aber wegen grüner Ideologie wird der noch immer in der EU und Deutschland mit extremen Schutzbestimmungen versehen.

    Dass auf seinem Speisezettel tatsächlich bedrohte Arten und Rassen stehen (Birkhuhn, Auerhahn, Brachvogel, Sumpfschnepfe, Wisent, Muffelwild, Heidschnucke) oder er akut vom Aussterben bedrohte Arten durch Konkurrenz aktiv verdrängt (Luchs, Wildkatze...), will man in den Ministerien nicht wahr haben.
    Zu blickdicht sind die Scheuklappen.

    Und dann wird immer gleich auf die EU verwiesen, dass angeblich kein aktives Bestandsmanagement - Also das entnehmen von Wölfen, wenn es zu viele werden und die Koexistenz stören- zulässig sei.
    Seltsamerweise macht Schweden (EU!) das ganz anders: Problemtiere und Verdachtsfälle (Wolf schleicht um Siedlungen oder Koppeln) werden sofort erlegt. Darüber hinaus alles, was landesweit 450 Tiere übersteigt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Helga Scherendorn
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in einen neuen Kommentar ein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Christian Kelle
    Danke für den Hinweis. Der Fehler wurde korrigiert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten