Es gibt kaum einen Betrieb im Hotel- und Gastronomiegewerbe, der sie nicht sucht: Fachkräfte. Dabei ist der Beruf ein sehr schöner, ist Melanie Ebner vom Hotel Ebner in Bad Königshofen überzeugt: "Man ist immer sehr nah dran an allem, begleitet das ganze Leben, ist bei allen Festivitäten dabei". Trotzdem herrscht auch in Rhön-Grabfeld Personalmangel.
Fachkräfte gesucht
"Es ist so, dass faktisch jeder Betrieb Mitarbeiter sucht", bestätigt Karl Wilhelm Wehner, Vorsitzender der Kreisstelle Rhön-Grabfeld des bayerischen Hotel-und Gaststättenverbands. Wehner kennt den Fachkräftemangel persönlich in seinem "Gasthof am Markt" in Bad Neustadt. "Auch wir suchen Mitarbeiter im Servicebereich", sagt er. Der Zettel hänge schon seit Wochen an der Tür. Meldungen darauf kämen wenige.
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"Es ist auch nicht jeder dafür geeignet", gibt Wehner zu bedenken - man müsse sehr gut mit Menschen umgehen können. Einen Auszubildenden hat er nicht. "Wir suchen schon, aber es ist niemand da" zeigt er auf. Dieser Mangel an Azubis herrsche aber im gesamten Handwerksbereich.
Auszubildende fehlen
Auch im Hotel Ebner gibt es derzeit keine Auszubildenden, obwohl Melanie Ebner ausbilden würde. Wichtig ist ihr dabei, dass die Leute erkennen, dass der Job eine Herzblutangelegenheit ist: "Wir sind Gastgeber". Das gehe über das reine Dienstleister-Dasein hinaus, so ihre Philosophie.
Im Hotel Sonnentau in Fladungen fangen am ersten Juli zwei Auszubildende aus Marokko an. Der Kontakt entstand durch eine Kooperation des Hotel- und Gaststättenverbands, erklärt Hotelière Sonja Karlein. Es gibt zunehmend Bewerbungen und Personal aus dem Ausland, erklärt sie. Ab Juli werden, neben den einheimischen Kräften, fünf weitere Nationalitäten vertreten sein: Aserbaidschan, Afghanistan, Rumänien, Marokko und Italien.
Mitarbeiterwohnungen einrichten
Ein Zehntel des Personals macht der Anteil der nicht-deutschstämmigen Kräfte im Hotel Sonnentau dann aus.Vor drei Jahren gab es noch gar keine. Handlungsbedarf war dringend nötig: "Wir waren zwischendurch schon am Überlegen, Angebote einzuschränken", gibt Karlein zu. Aktuell werden Mitarbeiterwohnungen eingerichtet – das neue Personal braucht günstige Zimmer.
Darüber hinaus wird sie ab Juli noch eine Deutschlehrerin anstellen, erzählt Karlein weiter. Zwar sprechen alle deutsch, ihr gehe es jedoch um fachspezifische Ausdrücke und vor allem das regionale Verstehen. Bisher hat sie mit ihren neuen Angestellten nur gute Erfahrungen gemacht. Größer solle der Anteil aber nicht werden, schließlich solle den Gästen das Regionale, ein Rhön-Gefühl, vermittelt werden.
Arbeitszeiten flexibler gestalten
Letztlich entscheiden sich immer weniger junge Leute für eine Ausbildung im Hotel- und Gastro-Bereich. Man müsse sich dabei darauf einlassen, dass man an Feiertagen oder abends arbeiten muss. Zeit, die Viele normalerweise mit der Familie verbringen, so Ebner. Die Problematik kennt auch Sonja Karlein. Auf der Homepage vom Hotel Sonnentau gibt es einen Test, der möglichen Bewerbern aufzeigen soll, ob sie geeingnet sind. Es gebe immer weniger Jugendliche, die mehr Auswahl an Berufen haben – für die Gastronomie bleibe nicht mehr viel, erklärt sie.
Ein Schritt zur Verbesserung der Situation wäre eine Änderung des Arbeitszeitengesetzes, erläutert Wehner. Momentan werde die Arbeitszeit täglich erfasst. Ein großer Vorteil wäre es dagegen, eine Wochenarbeitszeit einzuführen. Was das verändern würde, veranschaulicht er am Beispiel: Wenn am Wochenende eine Gesellschaft zu Gast ist, müssen die Arbeitskräfte schon früher kommen, um Vorbereitungen zu treffen. Ab da läuft die Arbeitszeit.
Wochenarbeitszeit einführen
Im Verlauf des Tages kommt es dann oft vor, dass die Gruppe noch sitzt, während für das Personal das Ende der Arbeitszeit erreicht ist. Selbst wenn die Auflösung der Runde absehbar ist, muss der Arbeitgeber für diese Zeit jemanden suchen, der die Arbeit übernimmt. Einfacher wäre es, wenn die Fachkraft eine Stunde länger bleiben könnte. Dafür hätte sie an einem anderen Tag in der Woche eine Stunde frei, erklärt Wehner, denn: "Es gibt immer Zeiten, wo man niemanden braucht"
Solche Situationen flexibler gestalten zu können, würde sich positiv auswirken. Diese Meinung vertritt auch Melanie Ebner. Es gäbe Zeiten, da sei weniger los, eine offenere Gestaltung der Arbeitszeiten wäre da hilfreich. Das könnte sogar über die Wochenarbeitszeit hinaus auf eine Erfassung der Monatsarbeitszeit gehen, so ihre Meinung.
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