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Herschfeld
Herschfelder Mühle: Bei Niedrigwasser gibt's keinen Strom
Morgens ist das Wasser weg, am Nachmittag kommt es wieder: Josef Fleckenstein hat an der Herschfelder Mühle mit schwankenden Wasserständen zu kämpfen. Was ist der Grund?
Strom für den Eigenbedarf produziert Josef Fleckenstein auf seinem Anwesen, der Herschfelder Mühle.
Foto: Martina Harasim | Strom für den Eigenbedarf produziert Josef Fleckenstein auf seinem Anwesen, der Herschfelder Mühle.
Martina Harasim
Martina Harasim
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:34 Uhr

"Landrat Thomas Habermann beweist Weitsicht, wenn er anregt, das Grabfeld soll sein Wasser aus Thüringen beziehen." Das Lob, das Josef Fleckenstein dem Landrat ausspricht, ist nicht ganz uneigennützig. Schließlich betreibt er in seiner Mühle in Herschfeld einen Generator, mit dem er Strom erzeugt. Fleckenstein befürchtete, dass die Wasserstände an seiner Mühle noch mehr schwanken und er noch weniger Strom produzieren kann, wenn die Mellrichstädter Gruppe aus den Mittelstreuer Quellen nun auch noch das Grabfeld mit Wasser beliefert.

Zwei trockene Sommer

Unbegründet sind diese Befürchtungen nicht: In einem Gespräch mit dieser Redaktion erläuterte Fleckenstein, dass die trockenen Sommer 2018 und 2019 bereits zu Beeinträchtigungen bei der Stromproduktion führten. Vier Wochen lang stand der Generator sogar still. Gegen die Trockenheit kann Fleckenstein nichts machen. Damit muss er leben, wie alle anderen Anrainer von Streu, Milz, Els und Saale auch. Er hat allerdings noch einen weiteren Verursacher für seine Misere ausgemacht: den Wasserzweckverband Mellrichstädter Gruppe.

Schwankende Wasserstände

Auf diesen Verursacher kam Fleckenstein, als der die Pegelstände über einen längeren Zeitraum beobachtete. Schnell zeichnete sich ein Muster ab: Morgens sinkt der Wasserstand, um sich im Lauf des Tages wieder zu erholen. Fleckenstein vermutet, dass das Wasserwerk Mittelstreu nachts, wenn der Strom günstiger ist, aus den drei Mittelstreuer Quellen und der Streu Oberwasser entnimmt und ins Wasserwerk pumpt.

Teilen dieser Vermutungen widerspricht Bürgermeister Eberhard Streit, Vorsitzender des Wasserzweckverbands Mellrichstädter Gruppe, vehement. Der Zweckverband nimmt das Wasser ausschließlich aus den drei Quellen, nicht aus der Streu, sagte er in einem Gespräch mit dieser Redaktion. Geregelt ist das in einem Wasserrechtsbescheid von 2017, der besagt, dass das Wasserwerk Mittelstreu 60 Liter Wasser pro Sekunde abpumpen darf. Da das Wasser aus den Quellen in die Streu fließt, könnte die Entnahme auch Auswirkungen auf die Wasserstände flussabwärts haben.   

Aber, gibt Streit zu bedenken, man müsse die Prioritäten gegeneinander abwägen: Für ihn ist die Versorgung Tausender Landkreisbewohner mit Trinkwasser höherwertig anzusiedeln als die Probleme eines Privatmanns bei der Stromgewinnung. 

Verlustrechnung

Was Fleckenstein stört, ist, dass die Wassermenge nicht gleichmäßig über den Tag und die Nacht entnommen wird, sondern in der Hauptsache in den Nachtstunden - und damit Schwankungen verursacht, die ihm Probleme bereiten.

Welche Probleme gehen mit schwankenden Pegelständen einher? 2017 hat Fleckenstein seine Wasserkraftanlage für 46 000 Euro komplett überholt, berichtet er. Unter anderem die Leitschaufelverstellung und die Steuerung, damit die Anlage auf die unterschiedliche Wasserzufuhr besser reagieren kann. Wenn die Schwankungen zu groß werden, sind auch der neuen Anlage Grenzen gesetzt.  Außerdem würden Steuerung und mechanische Teile durch die Schwankungen übermäßig beansprucht. 

Für das vergangene Jahr machte Fleckenstein folgende Verlustrechnung auf: "Durch den Leistungsverlust, der sich auf etwa zehn Stunden täglich erstreckt und teilweise bis zu zehn Kilowattstunden ausmacht, kommt er bei einer Vergütung von 0,122 Euro für durchschnittlich 30 Tage auf einen Verlust von 360 Euro monatlich." 

Gibt es Abhilfe?

Gibt es  Abhilfe? Das Umweltamt im Landratsamt, das Fleckensteins Sicht auf die Ursachen seiner Probleme nicht uneingeschränkt teilt, hat ihn wissen lassen, dass der Wasserzweckverband Mellrichstädter Gruppe plane, die Wasserentnahme mittelfristig auf einen kontinuierlichen Betrieb umzustellen. Das würde die Situation entspannen. Würden die Mittelstreuer Quellen nun auch noch zur Versorgung des Grabfelds herangezogen, würden weitere 300 000 Kubikmeter Wasser pro Jahr fehlen und Fleckensteins Wasser-Probleme erneut verschärfen. 

Die Herschfelder Mühle
Die Mahlmühle an der Saale war bis 1960 in Betrieb. 1977 haben Josef Fleckenstein und seine Frau Sigrid das Anwesen gekauft und liebevoll restauriert. Als die alten Besitzer ihr Mahlrecht veräußerten, kauften sie sich von dem Erlös eine Turbine zur Stromgewinnung. Die neuen Besitzer hielten es ebenso. Die Fleckensteins decken mit dem Generator ihren Eigenbedarf an Strom und verkaufen den Überschuss an das Überlandwerk Rhön. 2017 nahm die Familie 47 000 Euro in die Hand und investierten sie in technische Verbesserungen, um den Generator leistungsstärker zu machen. Danach wurde der Vertrag mit dem Überlandwerk um weitere 20 Jahre verlängert.
 
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